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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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ihr nicht wenigstens schuldig, sie anzuhören?
    Nach einem kleinen Frühstück mit zwei Brötchen und heißer Schokolade kam Melisande zu dem Schluss, dass sie es nicht ertrüge, den Tag ganz allein in dem großen Haus zuzubringen. Sie rief Mouse herbei und ging mit ihm in die Eingangshalle.
    „Ich gehe mit Mouse spazieren", ließ sie Oaks wissen.
    „Wie Sie wünschen, Mylady." Der Butler schnippte mit den Fingern, und ein Lakai eilte herbei, um sie zu begleiten.
    Melisande presste die Lippen zusammen. Viel lieber würde sie allein gehen, aber das war natürlich undenkbar. Sie nickte Oaks kurz zu, als er ihr die Tür aufhielt. Draußen hatte sich die Sonne hinter einer schweren Wolkenbank verschanzt und ließ den Morgen fast so trüb wie den Abend erscheinen. Doch nicht das war es, was sie wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Mrs Fitzwilliam stand am Fuß der Treppe — mitsamt ihren beiden Kindern und zwei großen Taschen.
    „Guten Morgen", sagte Melisande leicht verwundert.
    Mouse wetzte die Stufen hinunter, um die Kinder zu begrüßen.
    „Oh, du liebe Güte", sagte Mrs Fitzwilliam. Sie klang recht außer sich, und in ihren Augen schimmerten Tränen, die sie kaum mehr zurückhalten konnte. „Ich ... ich sollte Sie nicht damit behelligen. Es tut mir so leid. Bitte verzeihen Sie mir."
    Sie wandte sich zum Gehen, doch Melisande eilte bereits die Treppe hinunter. „Bitte bleiben Sie. Möchten Sie nicht hereinkommen und eine Tasse Tee mit mir trinken?"
    „Oh." Nun rann der anderen doch eine Träne über die Wange. Sie wischte sie mit dem Handrücken fort, was etwas unbeholfen Mädchenhaftes hatte. „Ach herrje, ich benehme mich wie eine dumme Gans."
    „Aber nein, keineswegs." Melisande hakte sich bei ihr unter. „Kommen Sie. Die Köchin wollte heute Scones backen."
    Die Kinder strahlten, was Mrs Fitzwilliam umzustimmen schien. Sie nickte und ließ sich von Melisande ins Haus führen. Die wählte den kleinen Salon im hinteren Teil des Hauses, von dem aus man direkt in den Garten gelangte.
    „Danke", sagte Mrs Fitzwilliam, nachdem sie sich gesetzt hatten. „Ich weiß kaum, was ich sagen soll. Was müssen Sie nur von mir denken?"
    „Ich freue mich über Gesellschaft", erwiderte Melisande.
    Ein Mädchen kam herein und brachte Tee und Scones. Melisande dankte ihr.
    Nachdem sie wieder allein waren, wandte sie sich an Jamie und Abigail. „Wollt ihr euch ein paar Scones nehmen und mit Mouse in den Garten gehen?"
    Begeistert sprangen die beiden auf. Sie nahmen sich von dem Gebäck und dankten artig, doch kaum waren sie draußen, stieß Jamie einen wilden Freudenschrei aus und rannte quer durch den Garten.
    Melisande lächelte. „Es sind reizende Kinder."
    Sie goss Tee ein und reichte ihrem Gast eine Tasse.
    „Danke." Mrs Fitzwilliam trank einen Schluck und schien sich ein wenig zu beruhigen. Sie sah Melisande an. „Ich habe Seine Gnaden verlassen."
    Melisande ließ ihre Tasse sinken. „Wirklich?"
    „Nun ja, man könnte auch sagen, er hat sich meiner entledigt", meinte Mrs Fitzwilliam.
    „Oh. Das tut mir leid." Wie schrecklich, entledigt zu werden als wäre man ein altes, abgetragenes Hemd.
    Die andere nahm es mit einem Achselzucken hin. „Es wäre nicht das erste Mal — und auch nicht das Letzte. Seine Gnaden ist launisch. Wenn er verdrießlich gestimmt ist, schreit und tobt er herum und lässt mich wissen, dass er mich nicht mehr will und ich sein Haus zu verlassen habe. Nicht dass Sie denken, er schlägt mich, aber er ... führt sich etwas wunderlich auf."
    Melisande nippte an ihrem Tee und fragte sich, ob Schläge nicht fast erträglicher wären, als gesagt zu bekommen, dass man nicht mehr gewollt werde. „Und was war diesmal anders?"
    Mrs Fitzwilliam straffte die Schultern. „Diesmal habe ich ihn beim Wort genommen. Ich habe ihn verlassen."
    Melisande nickte bedächtig. „Gut", meinte sie.
    „Aber ..." Mrs Fitzwilliam schluckte. „Er wird mich zurückhaben wollen. Das will er immer."
    „Sagten Sie nicht kürzlich, dass er sich eine neue Geliebte genommen hat?", fragte Melisande ruhig.
    „Ja, dessen bin ich mir gewiss. Aber das ändert nichts. Seine Gnaden verliert nicht gern, was er als seinen Besitz erachtet. Er hält seine Schätze zusammen, auch wenn sie ihm nichts mehr bedeuten. Sie gehören ihm, und so soll es seiner Ansicht nach bleiben." Während sie sprach, blickte Mrs Fitzwilliam zum Fenster hinaus, und Melisande folgte ihrem Blick.
    Draußen spielten die Kinder mit Mouse.
    Sie atmete

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