Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
Vom Netzwerk:
weiß nicht wie viele Lakaien."
    „Ich habe sieben gezählt”, murmelte Melisande. Sie war der Dienerschaft heute Nachmittag vorgestellt worden, aber es würde seine Zeit brauchen, bis sie sich alle Namen würde merken können und wusste, wer welche Aufgaben hatte. „Sie waren also alle nett zu dir?"
    „Oh ja, Ma'am." Sally schwieg einen Moment und zog ihrer Herrin unzählige kleine Haarnadeln aus dem Haar. „Obwohl ..."
    Melisande beobachtete das junge Mädchen im Spiegel. Sally runzelte die Stirn. „Ja ?", fragte sie ermutigend.
    „Oh, nichts, Ma'am", sagte sie und fügte sogleich hinzu: „Es ist nur dieser eine Mann — Mr Pynch. Ich war sehr nett und höflich zu allen, als Mr Oaks mich vorgestellt hat, aber dieser Mr Pynch, der hat mich so von oben herab angeschaut, als würde er sich für was Besseres halten. Dabei hat er eine große Nase, dass es nicht schön ist. Da braucht er sich gar nichts drauf einzubilden. ,Ganz schön jung für eine Kammerzofe, was?`, hat er mit seiner komischen, eingebildeten Stimme zu mir gesagt. Ich meine, was geht ihn das an?"
    Melisande blinzelte verwundert. Noch nie hatte sie erlebt, dass Sally sich so über etwas ereiferte oder Anstoß an jemandem nahm. „Wer ist denn dieser Mr Pynch?"
    „Der Kammerdiener Seiner Lordschaft", erklärte Sally, griff zur Bürste und bearbeitete Melisandes Haar mit kräftigen Strichen. „Ein richtiger Klotz von einem Mann, kahl auf dem Kopf noch dazu. Die Köchin hat gesagt, dass er mit Lord Vale in den Kolonien gedient hätte."
    „Dann steht er schon lange in Lord Vales Diensten."
    Sally flocht Melisandes Haar mit raschen, sicheren Fingern. „Na, das scheint ihm aber ganz schön zu Kopf gestiegen zu sein. So einem dummen, eingebildeten, unausstehlichen Mann bin ich wirklich noch nie begegnet."
    Melisande musste lächeln — doch das sollte ihr gleich wieder vergehen. Ein Laut hinter ihr ließ sie kurz aufblicken, und auf einmal ging ihr Atem schneller.
    Die Verbindungstür zu den Gemächern des Viscounts hatte sich geöffnet. Lord Vale stand auf der Schwelle zu ihrem Schlafzimmer, einen scharlachroten Hausmantel über Hemd und Breeches. „Ah, wie ich sehe, bin ich zu früh. Ich komme dann später noch mal, wenn es recht ist."
    „Nein, es ist schon in Ordnung, Mylord." Melisande mühte sich sehr, dass ihr die Stimme nicht bebte. Sie musste sich beherrschen, ihn nicht anzustarren. Sein Hemd stand am Hals offen, und dieser kleine Ausschnitt nackter Haut wirkte sich verheerend auf sie aus. „Das wäre dann alles, Sally."
    Das Mädchen knickste stumm. In Anwesenheit des Hausherrn schien es ihr auf einmal die Sprache verschlagen zu haben. Schweigend marschierte es zur Tür und verschwand.
    Lord Vale schaute Sally hinterher. „Ich habe ihr doch hoffentlich keinen Schrecken eingejagt?"
    „Sie ist nur ein wenig nervös, weil alles im Haus noch so neu für sie ist." Melisande beobachtete ihn im Spiegel, wie er ihr Zimmer durchquerte, ein prächtiges, exotisches Tier. Ein Mann. Und sie war nun wirklich und wahrhaftig seine Frau . Fast hätte sie laut gelacht bei dem Gedanken.
    Er schlenderte zum Kamin und warf einen Blick auf die kleine Porzellanuhr auf dem Sims. „Ich wollte dich nicht bei deiner Abendtoilette stören", meinte er nun in vertraulichem Ton, da sie endlich allein waren. „Wenn es dir lieber ist, komme ich in einer halben Stunde wieder."
    „Nein, ich bin schon bereit." Sie holte tief Luft, stand auf und drehte sich um.
    Er sah sie an, ließ dann seinen Blick über ihre spitzenbesetzte Chemise schweifen. Sie war weit geschnitten, doch aus so feinem Stoff, dass sie fast durchscheinend war. Melisande spürte, wie ihr Magen sich unter seinen Blicken zusammenzog.
    Dann blinzelte er und sah beiseite. „Magst du vielleicht ein Glas Wein?"
    Sie verspürte leise Enttäuschung, zeigte es jedoch nicht. Sittsam neigte sie den Kopf. „Ja, bitte, sehr gern."
    „Hervorragend." Er trat an den kleinen Tisch vor dem Kamin, auf dem eine Karaffe Wein stand, und goss zwei Gläser ein.
    Sie ging zu ihm und stand dicht hinter ihm, als er sich wieder umdrehte.
    Er reichte ihr eines der Gläser. „Bitte."
    „Danke." Sie nahm es und nippte daran. War er etwa nervös? Unschlüssig stand er da und starrte ins Feuer, weshalb sie sich schließlich in einen der zierlichen Stühle setzte und beiläufig auf den anderen deutete. „Wollen Sie sich nicht setzen, Mylord?"
    „Ja, doch. Danke." Er setzte sich und trank sein Glas in einem Zug halb leer, dann

Weitere Kostenlose Bücher