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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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beschert. Dazu war das Ganze viel zu schnell und hastig vonstatten gegangen, das wusste er wohl. Aber er hatte Angst gehabt, sich zu vergessen und sie härter zu nehmen als beabsichtigt, wenn er es langsamer angegangen wäre. Weshalb es eben keine sonderlich reizvolle Erfahrung für sie gewesen war. Andererseits meinte er, ihr auch keine allzu großen Schmerzen bereitet zu haben, und das war schließlich sein Hauptanliegen gewesen: seine unberührte Braut nicht gleich in der ersten Nacht in Angst und Schrecken zu versetzen und für immer aus seinem Bett zu vertreiben.
    Oder vielmehr aus ihrem. Er sah hinüber zu seinem Bett, das schwer und riesig, geradezu übermächtig im Dunkel lauerte. Gut, dass er einfach zu ihr gegangen war, statt zu versuchen, sie in seines zu bekommen. Sein Bett würde selbst der furchtlosesten Frau die Lust auf fleischliche Freuden austreiben. Ganz zu schweigen davon, dass er sich danach etwas hätte einfallen lassen müssen, um sie aus seinem Zimmer hinauszuwerfen, damit er in Ruhe schlafen könnte. Er stürzte den letzten Rest Brandy herunter. Das wäre dann wirklich eine peinliche Situation gewesen.
    Alles in allem war es so gut gelaufen, wie unter den gegebenen Umständen zu erwarten. Später wäre noch Zeit genug ihr zu zeigen, wie vergnüglich die Vereinigung von Mann und Frau sein konnte. Vorausgesetzt, sie wollte das Bett mit ihm teilen und die ehelichen Freuden auskosten. Viele Damen des Adels zeigten kaum Interesse daran, sich von ihrem angetrauten Gatten lieben zu lassen.
    Ein ernüchternder Gedanke. Bislang hatte er wenig Anstoß an dieser Art Ehe genommen. Verbindungen, in denen die Beteiligten einen oder zwei Erben zeugten und dann, in jeder Hinsicht, getrennte Wege gingen. Solche Ehen waren in seinen Kreisen fast die Regel. Und wie er selbst eine zu führen gedacht hatte. Nun jedoch schien ihm der Gedanke an eine Ehe, in der Mann und Frau nur höflichen Umgang miteinander pflegten und nicht mehr, seltsam ... kalt. Und wenig verlockend, wenn er ganz ehrlich war.
    Unwillig schüttelte Jasper den Kopf. Vielleicht begann der Ehestand ja schon, ihm den Geist zu zerrütten. Anders ließen sich diese wunderlichen Gedanken kaum erklären. Er stand auf und stellte das Glas neben die Karaffe auf den Beistelltisch. Seine Gemächer waren mehr als doppelt so groß wie die seiner Gemahlin. Ein Umstand, der nur dazu beitrug, dass die Räume bei Nacht schwer zu beleuchten waren. Dunkle Schatten lauerten in den Ecken, sie umfingen den hohen Schrank und das große Bett.
    Langsam zog er sich aus und wusch sich mit dem kalten Wasser, das noch auf dem Waschtisch stand. Er hätte nach warmem Wasser schicken können, aber er mochte es nicht, wenn nach Einbruch der Dunkelheit noch jemand sein Zimmer betrat. Selbst die Gegenwart Pynchs ließ ihn unruhig werden. Er blies alle Kerzen aus, bis auf eine, die er mit sich in den Ankleideraum nahm. Ein schmales Bett stand dort, wie ein Kammerdiener es wohl benutzen mochte. Nur dass Pynch nie hier schlief; er hatte eigene Räumlichkeiten. Neben dem Bett, in der Ecke ganz nah der Wand, lag ein alter Strohsack.
    Jasper stellte die Kerze neben dem Strohsack auf den Boden und vergewisserte sich, so wie er es jeden Abend tat, dass alles an seinem Platz war: das festgeschnürte Bündel mit Kleidern zum Wechseln, eine Blechflasche mit Wasser und etwas Brot. Pynch tauschte Brot und Wasser alle paar Tage gegen Frisches aus, wenngleich Jasper nie mit seinem Kammerdiener darüber gesprochen hatte. Neben dem Bündel lagen ein kleines Messer, Feuerstahl und Zunder. Er hockte sich hin, warf sich die Decke um die nackten Schultern und legte sich auf den dünnen Strohsack, den Rücken zur Wand. Einen Moment noch betrachtete er die flackernden Schatten, welche die Kerze an die Decke warf, dann schloss er die Augen.

Kapitel 4
Wenig später traf Jack abermals auf einen alten Mann, der in Lumpen gehüllt am Wegesrand saß.
    „Hast du mir was zu essen?", keifte der Bettler.
    Jack setzte seinen Beutel ab und holte einen Käse hervor. Der alte Mann riss ihm den Käse aus der Hand und schlang ihn hinunter. Jack holte einen Laib Brot hervor. Der alte Mann aß den ganzen Laib und streckte dann die Hände nach mehr aus. Kopfschüttelnd kramte Jack in seinem Rucksack und fand schließlich noch einen Apfel.
    Der alte Mann verschlang auch den Apfel. „War das schon alles?", knurrte er.
    Nun war es mit Jacks Geduld am Ende. „Das ist ja wohl unerhört! Ihr habt meinen letzten Proviant

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