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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Einschlag ins Grünliche. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr das meinem feierlich gestimmten Gemüt zugesetzt hat. Tu mir den Gefallen und iss einen Happen."
    Ein leichtes Lächeln huschte um ihre Lippen, und sie aß ein winziges Stück Entenbrust. „Ist jedes Ihrer Worte im Scherz gesprochen, Mylord?"
    „Fast jedes. Sehr irritierend, ich weiß.” Er winkte einen Lakaien herbei. „Die Viscountess wünscht noch Wein."
    „Danke", murmelte sie, als der Lakai ihr Glas nachgefüllt hatte. „Das ist es nicht."
    „Was ist was nicht?"
    „Das Scherzen." Sie sah ihn an, ihre braunen Augen unergründlich. „Ich finde es nicht irritierend. Ehrlich gesagt, ich mag es. Ich hoffe nur, Sie werden ... meine Zurückhaltung ertragen können."
    „Wenn Sie mich so ansehen, werde ich sie ganz bewundernswert ertragen können", flüsterte er.
    Sie schaute ihn über den Rand ihres Glases hinweg an, und er konnte sie schlucken sehen, ihr Hals so zart und schlank. Diese Frau würde er heute Nacht zu der seinen machen — diese Frau, die er kaum kannte. Er würde bei ihr liegen und sich ihres warmen, weichen Leibs bemächtigen.
    Eine seltsame Vorstellung, während sie gesittet beim Hochzeitsmahl saßen. Seltsam und erregend zugleich. Wie wunderlich es doch war, sich in seinen Kreisen zu vermählen. Der Pferdezucht nicht unähnlich: Stute und Hengst wurden nach ihrem Stammbaum ausgewählt und einander nahegebracht, in der Hoffnung, dass die Natur ihren Lauf nähme und prächtige Fohlen hervorbrächte. Oder in diesem Fall kleine Aristokraten.
    Lächelnd betrachtete er seine Braut und fragte sich, was sie wohl zu seinen Gedanken über Pferdezucht und Adelssprösslinge sagen würde. Aber ach, derlei tiefsinnige Einsichten waren vielleicht doch etwas zu heikel für jungfräuliche Ohren.
    Andere indes nicht. „Ist wenigstens der Wein nach Eurem Geschmack, meine Teure?", fragte er galant.
    „Er ist vollmundig, spritzig und erfrischend, mit einem Hauch Süße der Trauben." Sie lächelte fein. „Drum ja, er ist sehr nach meinem Geschmack."
    „Das freut mich", murmelte Jasper und senkte sinnlich die Lider. „Ist es als Ihr Gemahl doch meine hehre Pflicht, ein jedes Ihrer Bedürfnisse, und sei es noch so gering, zu befriedigen."
    „Ist es das?"
    „Oh ja."
    „Und was ist dann meine hehre Pflicht als Ihre Gattin, Mylord?"
    Mir Nachkommen zu gebären. Was laut auszusprechen sich schlecht schickte. Dies war die Zeit des leichten Flirts und der flüchtigen Tändelei, der kalten Wirklichkeit einer Ehe wie der ihren würden sie sich später stellen. „Ihre schönste Pflicht, Mylady, ist es, hübsch auszusehen und meinem Haus und meinem Herzen zur Zierde zu gereichen."
    „Das dürfte mich bald langweilen. Ich wünsche mir größere Herausforderungen, als hübsch auszusehen." Sie nippte an ihrem Wein und stellte das Glas dann ab. Mit der Zungenspitze fing sie einen Tropfen Wein von ihrer Unterlippe auf. „Vielleicht fallen Ihnen ja noch anspruchsvollere Pflichten ein?"
    Ihm stockte der Atem, und all sein Sinnen war auf ihre feuchte Unterlippe gerichtet. „Mylady, mein Verstand schwirrt vor Einfällen. Er tanzt vor und zurück, streift sie alle und berührt doch keine, wenngleich einige ihn locken. Mögen Sie mir nicht Beispiele nennen, was zu den Pflichten einer Gemahlin zählen sollte?"
    „Oh, Beispiele gibt es viele." Sie lächelte. „Sollte ich Euch nicht ehren und gehorchen?"
    „Aber das sind doch leichte Übungen. Wolltet Ihr nicht eine Herausforderung?"
    „Gehorchen mag nicht immer leicht sein", murmelte sie.
    „Bei mir schon. Ich werde nicht mehr von Ihnen verlangen, als mit einem Lächeln meine Tage heller strahlen zu lassen. Werden Sie mir das zubilligen?"
    „Ja."
    „Das lässt mich hoffen. Aber ich kann mich noch eines anderes Versprechens entsinnen."
    „Euch zu lieben", sagte sie und senkte den Blick in scheuer Bescheidenheit.
    „Genau das meinte ich", sagte er leichthin. „Mich zu lieben dürfte, so fürchte ich, wohl die schwerste aller Pflichten sein, denn ich kann bisweilen recht unliebenswürdig sein. Ich würde es Ihnen nicht verübeln, wenn Sie dieser Pflicht nicht nachkämen. Es genügt völlig, mich zu bewundern, sollte dies mehr nach Ihrem Geschmack sein."
    „Aber ich habe ein Versprechen gegeben, und als Frau von Ehre werde ich es halten", erwiderte sie.
    Er sah sie an und versuchte zu ergründen, was an ihren Worten Koketterie, was wahres Gefühl war — wenn sie denn überhaupt Gefühle für ihn hegte.

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