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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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kurz, bis er gerade noch so groß war wie ein Kind. Zugleich wuchs seine Nase und bog sich hinab, bis sie fast sein Kinn berührte, welches wundersam lang geworden war und sich nach oben schwang.
    Der Dämon brüllte vor Lachen und verschwand in einer Wolke schwefelstinkenden Rauchs. Einsam und allein stand Jack auf der Straße, und die Ärmel seiner Uniform schleiften im Staub ...
    aus Lachender Jack
    „ A h, köstlich", meinte Jasper drei Tage später beim Abendessen. „Rinderbraten und Yorkshire Pudding — der Inbegriff englischer Kochkunst." Er traute seinen Ohren kaum. Hatte er jemals schon solchen Unsinn von sich gegeben?
    Er nippte am Wein und musterte seine Gattin über den Rand seines Glases hinweg. Ob sie seine geistreich-kulinarische Bemerkung ebenso dämlich fand wie er? Doch wie immer hüllte sich das unergründliche Geschöpf in Höflichkeit.
    „Die Köchin macht einen exzellenten Yorkshire Pudding", murmelte sie.
    Während der letzten Tage hatte er Melisande kaum zu Gesicht bekommen, und heute war das erste Mal, dass sie überhaupt zusammen zu Abend aßen. Und doch schalt sie ihn nicht seiner Nachlässigkeit, machte keine Szene oder ließ auch sonst nur irgendeine Gefühlsregung erkennen. Er stellte sein Weinglas ab und versuchte die Ursache seines Verdrusses zu ergründen. Genau das hatte er doch gewollt, oder? Eine genügsame Frau, die keine Szenen machte und sein Leben nicht durcheinanderbrachte. Er hatte sich das so gedacht — soweit er überhaupt vorausgedacht hatte —, dass sie sich bisweilen sehen und höflichen Umgang pflegen würden, dass er sie hin und wieder auf Bälle begleitete und sich, sobald er sie geschwängert hatte, in aller Diskretion eine Geliebte nahm. Und er befand sich auf bestem Wege, dieses Ziel zu erreichen.
    Trotzdem schien es ihm seltsam unbefriedigend.
    „Ach übrigens", sagte er und schnitt in seinen Rinderbraten, „wir sind zu Lady Grahams Maskenball eingeladen. Gewiss keine sonderlich aufregende Angelegenheit, und Masken muss man obendrein noch tragen, wie der Name schon sagt. Mir wird unter meiner immer ganz heiß, und ich bekomme einen unüberwindlichen Niesreiz. Aber ich dachte, du hättest vielleicht Lust hinzugehen."
    Sie verzog leicht das Gesicht und griff nach ihrem Glas. „Danke der Nachfrage, aber ich denke eher nicht."
    „Ah", machte er und versuchte, seine leise Enttäuschung zu überspielen. „Wenn die Maske das Problem ist, kann ich im Nu eine anfertigen lassen. Vielleicht eine goldene mit Federn und kleinen Juwelen um die Augen?"
    Sie musste lächeln. „Lieber nicht. Ich sähe aus wie eine Krähe im Pfauenkleid."
    „Wie du meinst."
    „Ich hoffe, dass du dennoch hingehst", sagte sie. „Ich möchte dir nicht den Spaß verderben."
    Er dachte an die endlosen, schrecklichen Abendstunden und wie er sie mit der Gesellschaft trunkener Fremder hinter sich zu bringen suchte. „Danke. Sehr aufmerksam von dir. Ich fürchte, der Versuchung eines Maskenballs nicht widerstehen zu können. Mag sein, dass es die Freude daran ist, sonst so gesetzte Gentlemen und Damen dabei zuzusehen, wie sie sich im Schutz ihrer Maskerade zum Narren machen. Sehr albern, ich weiß, aber so sind sie nun mal, die kleinen Freuden."
    Sie erwiderte nichts, sondern betrachtete ihn nur schweigend über den Rand ihres Glases hinweg. Eine feine Falte stand zwischen ihren Brauen. Vielleicht hatte er zu viel verraten.
    „Du siehst ganz reizend aus heute Abend", bemerkte er, um sie rasch auf andere Gedanken zu bringen. „Das Kerzenlicht schmeichelt dir."
    „Ich fasse es nicht", sagte sie und schüttelte den Kopf. „Da sitze ich hier mit einem von Londons berühmtesten Liebhabern, und er sagt mir, das Kerzenlicht schmeichele mir."
    Belustigt zuckte es um seine Mundwinkel. „Asche auf mein Haupt, Mylady. Vielleicht sollte ich dir lieber Komplimente über deine Augen machen?"
    Sie riss ihre Augen weit auf. „Sind sie schimmernde Seen, in denen sich meine Seele spiegelt?"
    Er lachte überrascht. „Nun sei doch nicht so streng mit mir. Wie wäre es mit deinem bezaubernden Lächeln?"
    „Nur zu, ehe es mir vergeht."
    „Ich könnte ein Loblied auf deine göttliche Gestalt singen." Spöttisch hob sie eine Braue.
    „Dann preise ich eben deine unschuldige Seele."
    „Du kennst meine Seele doch gar nicht, unschuldig oder nicht", entgegnete sie. „Du kennst mich nicht."
    „Das sagtest du bereits." Er lehnte sich zurück und sah sie an. Sie wich seinem Blick aus, als bereue sie, ihn

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