Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
Vom Netzwerk:
herausgefordert zu haben. Was ihn natürlich nur noch mehr reizte. „Aber du lässt mich auch nicht in deine Seele blicken."
    Sie tat es mit einem Achselzucken ab. Eine Hand hatte sie an den Bauch gedrückt, mit der anderen drehte sie müßig ihr Glas.
    „Vielleicht sollte ich ja die Geheimnisse meiner Gemahlin ergründen? Wir fangen mit etwas ganz Einfachem an", sagte er launig. „Was isst du gern?"
    Gleichgültig deutete sie auf den Teller vor sich, auf dem Rinderbraten und Yorkshire Pudding kalt wurden. „Wie wäre es damit? Das schmeckt gut."
    „Leicht machst du es mir nicht", fand er. Die meisten Damen seiner Bekanntschaft redeten leidenschaftlich gern über sich selbst tatsächlich kannten sie kein schöneres Thema. Warum war es bei seiner Frau nicht genauso? „Ich meine, was isst du am liebsten?"
    „Brathähnchen mag ich auch ganz gern. Wenn du möchtest, können wir das morgen Abend essen."
    Er stützte die Arme auf den Tisch und beugte sich vor. „Melisande. Was ist dein allerliebstes Lieblingsessen?"
    Sie zuckte die Schultern. „Darüber habe ich mir, ehrlich gesagt, noch nie Gedanken gemacht."
    Herrje, war das schwer! Er ließ sich wieder in seinen Stuhl zurücksinken und versuchte, ihr auf die Sprünge zu helfen. „Schinkenspeck? Butterkekse? Weintrauben? Mohnkuchen? Weinschaumcreme?"
    „Weinschaumcreme?"
    „Es muss doch etwas geben, das du besonders gern magst. Oder nein — etwas, das du heiß und innig liebst. Wonach es dich mitten in der Nacht gelüstet. Wovon du beim Tee träumst, während du eigentlich der alten Dame zuhören solltest, die neben dir sitzt und dir von ihren Katzen erzählt."
    „Wenn deine Theorie stimmt, müsstest du auch ein Lieblingsessen haben."
    Welch durchschaubares Ablenkungsmanöver. Er lächelte milde und parierte es lässig."Taubenpastete, gegrillter Schinkenspeck, Himbeertörtchen, saftige, reife Birnen, Beefsteak, frisch gebackene Butterkekse, Gänsebraten und jede Art von Käse."
    Sie hob ihr Weinglas an die Lippen, trank jedoch nicht. „Du hast viel aufgezählt, doch nicht gesagt, was du am liebsten isst."
    „Zumindest habe ich eine engere Auswahl."
    „Vielleicht kannst du dich einfach nicht entscheiden." Ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen, und zum ersten Mal fiel ihm auf, dass sie, wenngleich nicht voll und sinnlich, sehr elegant geschwungen und eigentlich ganz reizend waren. „Vielleicht kannst du dich nicht entscheiden, weil sie dir alle gleich viel und gleich wenig bedeuten."
    Er setzte sich auf und neigte den Kopf. „Wollt Ihr mich leichtfertig nennen, teure Gemahlin?"
    Sie lächelte. „Wer sich den Schuh anzieht ..."
    Er lachte entrüstet. „Ich muss mir an meinem Tisch Verunglimpfungen von meiner Gemahlin anhören! Eine Chance bekommst du noch, diese Bemerkung zurückzunehmen."
    „Das könnte ich nicht mit meinen Gewissen vereinbaren", gab sie sogleich zurück. Noch immer spielte dieses Lächeln um ihre Lippen. Am liebsten hätte er die Hand nach ihr ausgestreckt und ganz sacht mit dem Daumen ihre Lippen berührt. Um ihre Belustigung zu erspüren, sie am eigenen Leib zu erfahren. „Wie sollte man einen Mann denn nennen, der so viele Lieblingsspeisen hat, dass er sich nicht entscheiden kann? Der binnen eines Jahres zwei Verlobte gewinnt und auch wieder verliert?"
    „Oh, keine Schläge unter die Gürtellinie!", rief er lachend.
    „Einen Mann, den ich niemals denselben Rock zweimal habe tragen sehen", fuhr sie unbeirrt fort.
    „Ah ..."
    „Der mit jedem gut Freund ist, der ihm begegnet, und doch keinen wirklich guten Freund hat?"
    Ihr Lächeln war verloschen, und auch ihm war das Lachen vergangen. Einst hatte er einen wirklich guten Freund gehabt. Reynaud St Aubyn. Aber Reynaud war bei Spinner's Falls umgekommen. Weshalb Vale seine Abende und Nächte nun inmitten von Fremden verbrachte, um nicht allein zu sein. Sie hatte natürlich recht, seine verteufelt schlaue Frau. Er war mit vielen bekannt, doch niemandem von Herzen verbunden.
    Jasper schluckte, dann sagte er leise: „Und was soll schlechter daran sein, eine Vielzahl von Vorlieben zu haben, als vor lauter Angst nicht einmal eine Wahl treffen zu können?"
    Sie stellte ihr Weinglas ab. „Die Unterhaltung gefällt mir nicht mehr."
    Schweigen senkte sich zwischen sie.
    Seufzend schob er schließlich seinen Stuhl zurück. „Wenn du mich bitte entschuldigen würdest?"
    Melisande nickte, und er stand auf. Als er aus dem Zimmer ging, hatte er kurz das Gefühl, damit seine Niederlage

Weitere Kostenlose Bücher