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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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uns als Tracker den Weg nach Fort Edward weisen sollte."
    „Und?"
    „Er war letzten September in London."
    „Als ich gerade Italien bereist habe." Horn lehnte sich zurück und zog an der Klingelschnur. „Ich bedauere, ihn verpasst zu haben."
    Jasper nickte. „Er hat mich aufgesucht, um mir einen Brief zu zeigen, der in seine Hände geraten war."
    „Was für ein Brief?"
    „Ein Brief, in dem die Route des achtundzwanzigsten Regiments von Quebec nach Fort Edward in allen Einzelheiten beschrieben wurde — einschließlich der Angabe, wann wir voraussichtlich Spinner's Falls passieren würden.”
    „Wie bitte?" Um Horns Augen lag mit einem Mal ein angestrengter Zug, und plötzlich erkannte Jasper, dass der junge Mann erwachsen geworden war. Wahrscheinlich hatte auch er seine Jugend an jenem schrecklichen Tag für immer verloren.
    Jasper beugte sich vor. „Wir wurden verraten, unsere genaue Position an die Franzosen und ihre Verbündeten unter den Indianern weitergegeben. Das Regiment ist in einen Hinterhalt geraten und bei Spinner's Falls hingemetzelt worden."
    Die Tür zu Horns Studierzimmer wurde geöffnet, und der Butler kam herein. „Sir?"
    Horn blinzelte. „Ah ... ja. Lassen Sie die Köchin den Tee nach oben schicken."
    Der Butler verbeugte sich und verließ den Raum wieder.
    Horn wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte. „Aber wer sollte das getan haben?", fragte er dann. „Die Einzigen, die unsere Route kannten, waren die einheimischen Führer und die Offiziere." Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. „Sind Sie sich ganz sicher? Hat Hartley Ihnen diesen Brief gezeigt? Vielleicht hat er sich ja geirrt."
    Jasper schüttelte den Kopf. „Ich habe den Brief gesehen — ein Irrtum ist ausgeschlossen. Wir wurden verraten. Hartley und ich hielten zunächst Dick Thornton für den Verräter."
    „Sie meinten, Sie hätten vor seiner Hinrichtung noch mit ihm gesprochen."
    „Ja."
    „Und?"
    Jasper atmete tief durch. „Thornton hat geschworen, dass er nicht der Verräter war. Zugleich hat er angedeutet, es wäre einer der Männer gewesen, die von den Indianern gefangen genommen wurden. Also einer von uns."
    Einen Moment lang starrte Horn ihn an, riss ungläubig die Augen auf, dann schüttelte er jäh den Kopf und lachte. „Warum sollte man einem Mörder wie Thornton glauben?"
    Versonnen blickte Jasper auf seine Hände, die er zwischen den Knien verschränkt hielt. Genau das hatte er sich auch ungezählte Male gefragt. „Thornton wusste, dass er sterben würde. Er hatte keinen Grund mehr, mich anzulügen."
    „Ein Verrückter findet immer einen Grund."
    Jasper nickte bedächtig. „Trotzdem ... Thornton wurde während der letzten Etappe als Gefangener in Ketten gehalten, er bildete die Nachhut. Vielleicht hat er dort etwas aufgeschnappt, etwas gesehen oder gehört, das uns anderen entgangen ist, weil wir vollauf damit beschäftigt waren, das Regiment zu führen."
    „Mal angenommen, Sie nehmen Thorntons Andeutungen als die Wahrheit: Was folgern Sie daraus?"
    Jasper betrachtete ihn schweigend.
    Horn breitete die Hände aus. „Was? Sie glauben, ich hätte uns verraten, Vale? Glauben Sie, ich habe darum gebeten, gefoltert zu werden, bis ich mir die Seele aus dem Leib geschrien habe? Sie wissen von den Albträumen, die mich geplagt haben. Sie wissen ..."
    „Schon gut", unterbrach Jasper sein Gegenüber. „Hören Sie auf. Natürlich glaube ich nicht, dass Sie ..."
    „Wer dann?" Horn sah ihn an. Seine blauen Augen blitzten durch die Tränen hindurch. „Wer von uns sollte das gesamte Regiment verraten haben? Nate Growe? Sie haben ihm fast alle Finger abgeschnitten. Munroe? Sie haben ihm nur ein Auge ausgestochen — gewiss ein geringer Preis für den fürstlichen Lohn, den der Verrat ihm eingebracht hätte, was?" Er lachte bitter.
    „Matthew ..."
    „Oder St Aubyn? Oh nein, der ist ja tot. Aber vielleicht hat er sich einfach verschätzt und hat sich zum Lohn seiner Mühen am Marterpfahl verbrennen lassen. Oder ..."
    „Halt den Mund, verdammt!" Jasper sprach leise, doch mit so schneidender Stimme, dass es Horns schreckliche Litanei augenblicklich zum Verstummen brachte. „Ich weiß. Ich weiß das doch alles, verdammt noch mal!"
    Horn schloss die Augen, sammelte sich und sagte ruhig: „Dann wissen Sie auch, dass niemand von uns es gewesen sein kann."
    „Jemand muss es gewesen sein. Irgendjemand hat uns in den Hinterhalt laufen lassen und das Leben von vierhundert Männern auf dem

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