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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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hingemetzelt, seine Männer wie Vieh abgeschlachtet wurden, man den Kommandeur vom Pferd gezerrt und fast enthauptet hatte? War St Aubyn wirklich ans Kreuz genagelt worden? Auf einem Scheiterhaufen angebunden und in Flammen aufgegangen? Manchmal mischten sich nachts Traum und Wirklichkeit, sodass er kaum noch wusste, was Wirklichkeit war und was Trug.
    „Vale ..."
    „Sie meinten, dass die Offiziere unsere Route gekannt haben", sagte Jasper.
    Horn sah ihn geduldig an. „Ja?"
    „Dann konzentrieren wir uns also auf die Offiziere."
    „Sie sind alle tot, bis auf uns beide."
    „Vielleicht sollten wir mit den Angehörigen sprechen — mit Freunden, ihren Familien. Möglich, dass einer von ihnen etwas in einem Brief erwähnt hatte."
    Nun sah Horn ihn fast mitleidig an. „Sergeant Coleman war praktisch Analphabet. Ich wage zu bezweifeln, dass er Briefe nach Hause geschrieben hat."
    „Und was ist mit Maddock?"
    Horn seufzte schwer. „Ich weiß es nicht. Aber da er Lord Hasselthorpes Bruder ist, nehme ich an ..."
    Jasper fuhr herum. „Was sagen Sie da?"
    „Er war Lord Hasselthorpes Bruder", wiederholte Horn. „Wussten Sie das nicht?"
    „Nein." Jasper schüttelte den Kopf. Er war letzten Herbst erst bei Hasselthorpe zu Gast gewesen und hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass er mit Maddock verwandt und sogar sein Bruder gewesen war.
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas weiß", sagte Horn. „Hasselthorpe war damals auch in den Kolonien, so hatte ich zumindest gehört, doch er diente in einem ganz anderen Regiment."
    „Trotzdem. Ich will versuchen, mit ihm zu reden."
    „Wie Sie meinen." Sie waren am Ende des Weges und am Eingang des Parks angelangt. Horn ließ sein Pferd anhalten. Besorgt sah er Jasper an. „Viel Glück, Vale. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich irgendetwas für Sie tun kann."
    Jasper nickte und reichte Horn zum Abschied die Hand, ehe ihre Wege sich trennten. Seine Stute begann unruhig zu werden und kaute auf der Trense, als er Horn noch eine Weile hinter hersah. Dann wandte Jasper sich heimwärts und versuchte, die schrecklichen Bilder zu verdrängen, die er auf einmal wieder ganz deutlich vor sich sah. Vielleicht wäre Melisande ja mittlerweile aufgestanden und zu einem kleinen Wortgefecht bereit. Mit seiner spitzzüngigen Frau zu scherzen erwies sich als überraschend unterhaltsamer Zeitvertreib.
    Doch zu Hause angekommen teilte Oaks ihm mit, dass die Viscountess ausgegangen sei. Jasper nickte nur, gab dem Butler seinen Dreispitz und ging nach oben.
    Seltsam. Seit nicht einmal einer Woche lebte sie nun hier, und doch war ihre Gegenwart bereits im ganzen Haus zu spüren. Weder hatte sie die Räume umgestaltet, noch alle Dienstboten nach eigenem Gutdünken ersetzt, und trotzdem schien sie sich das Haus angeeignet zu haben. Es zeigte sich in Kleinigkeiten. Der flüchtige Hauch ihres Neroli-Parfüms im kleinen Salon, das Feuer, das dort nun ständig brannte, ein Faden gelber Seide, den er kürzlich auf dem Teppich gefunden hatte. Fast war es, als würde man mit einem Gespenst leben. Oben angekommen, ging er zu seinen Gemächern, hielt dann aber inne, als er an ihrer Tür vorbeikam. Ehe er sich versah, hatte er den Knauf gedreht und war in ihr Zimmer getreten.
    Der Raum wirkte, als wäre er gar nicht bewohnt. Vorhänge und Draperien waren vor dem Einzug der neuen Viscountess natürlich gereinigt und der Teppich ausgeklopft worden, wie es sich gehörte. Das Mobiliar hingegen war dasselbe, das auch schon seine Mutter genutzt hatte: derselbe hohe, immer etwas düster anmutende Schrank, Frisierkommode und Stuhl, Sessel vor dem Kamin. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass seine Frau überhaupt keine eigenen Möbel mitgebracht hatte.
    Er ging zum Schrank und warf einen Blick hinein. Tristfarbene Kleider, wohin das Auge blickte. Ihr Bett war ordentlich gemacht — keine Spitzendecke darauf, kein Duftkissen, das ihm eine persönliche Note gegeben hätte. Auf dem Nachttisch nur eine Kerze, keine Haarnadeln, keine Bettlektüre, nichts. Er trat an die Frisierkommode, auf der eine fein vergoldete, mit Perlmutt besetzte Bürste lag. Vorsichtig fuhr er mit den Fingern durch die Borsten, fand jedoch kein einziges Haar. In einer kleinen Porzellanschale lagen ihre Haarnadeln, daneben stand eine hübsche kleine Schatulle aus Elfenbein, in der sie ihren Schmuck aufbewahrte: ein paar Broschen, eine Perlenkette und die Granat-Ohrringe, die er ihr geschenkt hatte. Er schloss die Schatulle wieder. In der

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