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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Kater war, war sie dann die kleine braune Maus? Warum wurde ihr bei dem Gedanken, für diesen Kater das Mäuschen zu spielen, schon wieder ganz warm?
    Oh, wie töricht sie war! „Natürlich nicht. Es würde mich sehr freuen, wenn du mich begleitest", murmelte sie, denn es war die einzig mögliche Antwort auf seine Frage.
    Er grinste. „Vortrefflich. Wir nehmen meinen Phaeton." Und damit biss er mit lautem Krachen in seine zweite Scheibe Toast.
    Melisande beäugte, ihn argwöhnisch. Irgendetwas hatte ihr Gatte vor, da war sie sich ganz sicher.
    Es hätte schlimmer kommen können, dachte Jasper frohgemut, als er mit den Zügeln seines Phaetons manövrierte. Sie hätte auch ... Hmmm. Nun ja, ehrlich gesagt gab es kaum Schlimmeres als Besuche bei betagten, altjüngferlichen Tanten. Doch egal. Gleich heute früh hatte er Pynch losgeschickt, um in Erfahrung zu bringen, ob Lord Hasselthorpe in der Stadt weilte, und wenn ja, wo Jasper ihn antreffen könnte. Bis dahin hatte er keine dringlichen Angelegenheiten zu erledigen. Das Wetter war herrlich, er fuhr seinen funkelnagelneuen Phaeton, und neben ihm saß seine reizende Gemahlin — und jetzt konnte sie ihm einmal nicht entwischen, es sei denn, sie spränge vom Wagen, was sie gewiss nicht tun würde. Und das hieß: Früher oder später würde sie mit ihm reden müssen.
    Verstohlen sah er sie von der Seite an. Kerzengerade saß sie auf der Bank des Phaeton, ihr Rücken berührte nicht einmal das dunkelrote Lederpolster. Ihre Miene wirkte gelassen, ihre Hand indes war wieder fest um die Sitzlehne geklammert. Wenigstens stand ihr nicht mehr dieser schmerzliche Ausdruck in den Augen, den er am vorvergangenen Abend gesehen hatte, als sie unpässlich zu Bett gelegen hatte. Er sah beiseite. Selten war er sich so unfähig vorgekommen, so nutzlos wie an jenem Abend. Zwar hatte er ihren Schmerz gesehen, ihn geradezu selbst gespürt, aber nichts dagegen ausrichten können. Wie gingen andere Männer mit diesen unerwarteten Seiten der Ehe um? Verfügten sie über geheimes Wissen? Ein Wundermittel, mit dem sich Frauenleiden zu Leibe rücken ließ? Oder taten sie einfach so, als ob nichts sei?
    Er fuhr langsamer und ließ eine schnatternde Schar Frauen die Straße überqueren. „Es scheint dir heute schon besser zu gehen", meinte er.
    Sie erstarrte, und sofort war ihm klar, dass er das besser nicht gesagt hätte. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Mylord."
    „Natürlich weißt du es." Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu.
    „Mir geht es bestens, danke der Nachfrage."
    Er sollte es nicht tun, aber er konnte einfach nicht anders. „Vorgestern Abend ging es dir alles andere als gut, und gestern habe ich dich nur flüchtig gesehen."
    Sie presste die Lippen zusammen.
    „Ist es immer so?", fragte er und runzelte besorgt die Stirn. „Ich meine, ich weiß, dass es jeden Monat kommt, aber ist es immer so schmerzhaft? Und wie lange dauert es eigentlich?" Plötzlich kam ihm noch ein Gedanke. „Oder war es schlimmer als sonst, weil wir …"
    „Oh mein Gott”, murmelte sie. Und fügte dann so rasch und leise hinzu, dass er sich ihr zuneigen musste, um sie zu verstehen: „Es geht mir bestens, vielen Dank. Ja, es kommt jeden Monat, aber nur für ein paar Tage und die ... die Schmerzen sind nach ein oder zwei Tagen vorbei."
    „Wirklich?"
    „Ja, wirklich."
    „Wie lange dauert es genau?"
    Sie warf ihm einen entnervten Blick zu. „Warum, um alles in der Welt, willst du das wissen?"
    „Weil, liebstes Weib", sagte er geduldig, „ich dann weiß, wann ich Eure Gemächer wieder beehren kann."
    Diese Bemerkung ließ sie ein paar Minuten verstummen, bis sie schließlich sagte: „Gewöhnlich fünf Tage."
    Er zog die Brauen zusammen. Dies war der dritte Tag. Was hieß, dass er ihr erst wieder in der über über nächsten Nacht beiwohnen konnte — vorausgesetzt, es lief wie „gewöhnlich", was immer das hieß. Wenn er ehrlich war, freute er sich schon darauf. Das erste Mal war für eine Dame nie sehr vergnüglich, so hatte er zumindest gehört. Er wollte ihr zeigen, wie schön es sein konnte. Und plötzlich sah er sich ihre kühle Fassade sprengen, sah sie den Kopf in Ekstase zurückwerfen, ihr Mund weich und verletzlich ...
    Ein lockender Gedanke, bei dem er unbehaglich hin und herrutschte. Ein paar Tage musste er noch warten. „Danke, dass du es mir gesagt hast. Wirklich Pech, oder? Ich meine, hat das jede Dame?"
    Sie wandte sich um und starrte ihn an. „Was?"
    „Na ja, du weißt

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