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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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fehlen die Worte, meine Liebe. Du weißt, was ich morgens esse."
    „Natürlich weiß ich das." Schließlich hatte sie ihn jahrelang beobachtet. „Das gehört doch zu den Pflichten einer Ehefrau."
    „Pflichten", murmelte er und kräuselte die Lippen, als errege das Wort sein Missfallen. „Gehört es folglich auch zu den Pflichten des Ehemannes zu wissen, was seine Frau gern isst?"
    Da Melisande gerade einen Bissen pochiertes Ei im Mund hatte, konnte sie nichts erwidern und runzelte nur die Stirn.
    Er nickte wissend. „Doch, doch, wahrscheinlich. Weshalb ich von nun an auch ganz aufmerksam sein werde. Pochierte Eier, Brötchen mit Butter, heiße Schokolade. Kein Honig und keine Marmelade, wie ich sehe."
    Sie schluckte herunter. „Nein. Im Gegensatz zu dir mache ich mir nicht viel aus Marmelade."
    Er lehnte sich zurück und betrachtete sie träge aus türkisblauen Augen. „Zugegeben, ich bin eine richtige Naschkatze. Marmelade, Honig, Rübensirup — lecker. Worauf auch immer, ich könnte es einfach so ablecken."
    „So?", fragte sie scheinbar ungerührt, doch allein seine Worte ließen ihr ganz warm im Bauch werden. Oh, dieser durchtriebene Mann!
    „Allerdings. Soll ich dir all das aufzählen, was ich gern mit Sirup bestreichen würde?", fragte er unschuldig.
    „Jetzt nicht, danke.”
    „Schade."
    Sie sah ihn an. Natürlich freute sie sich, dass er sich zu ihr gesellt hatte, sehr sogar. Aber wie seltsam gestimmt er war. Lümmelte da auf seinem Stuhl herum und betrachtete sie, ein feines Lächeln auf seinen geschwungenen Lippen. Was hatte er vor? „Hast du heute Morgen einen Termin?", fragte sie.
    „Nein."
    „Ich habe noch nie erlebt, dass du vor elf aufgestanden bist."
    „Wohl wahr, aber du bist auch noch nicht mal eine Woche mit mir verheiratet. Vielleicht stehe ich ja für gewöhnlich immer vor neun auf. Oder bin schon früh um fünf munter und rege."
    Sie spürte, wie ihre Wangen sich röteten. „Bist du das?"
    „Nein."
    „Warum bist du dann heute schon auf?"
    „Vielleicht hat es mich einfach nach meinem Marmeladenbrötchen gelüstet."
    Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
    Er erwiderte ihren Blick in recht beunruhigender Manier. „Oder mir stand der Sinn danach, in Gesellschaft meiner reizenden Gemahlin zu frühstücken."
    Ungläubig sah sie ihn an. Sollte sein plötzliches Interesse ihr Anlass zu Freude oder zu Sorge sein? „Warum ..."
    Zwei Mädchen kamen herein und brachten sein Frühstück, weshalb sie die Frage verschluckte. Sie schwiegen beide, während die Mädchen alles anrichteten und sich mit einem fragenden Blick vergewisserten, ob alles nach ihren Wünschen sei. Melisande nickte, und die Mädchen entfernten sich.
    „Warum ..."
    Just im selben Moment hatte auch er etwas sagen wollen, worauf sie beide abermals verstummten, ehe er ihr bedeutete zu sprechen.
    „Oh nein, bitte fahre fort", sagte Melisande.
    „Ich wollte mich nur erkundigen, welche Pläne du für den heutigen Tag hast."
    „Eigentlich wollte ich meine Großtante besuchen, Miss Rockwell", sagte sie, während sie ihm Tee eingoss.
    Er butterte gerade seinen Toast und sah auf. „Eine Tante mütterlicherseits?"
    „Nein, die Schwester der Mutter meines Vaters. Sie ist recht betagt, und wie ich hörte, soll sie letzte Woche gestürzt sein.”
    „Die Arme. Ich werde dich begleiten."
    Sie blinzelte. „Wie bitte?"
    Er nahm einen großen Bissen knusprigen Toast und kaute, wobei er den Finger hob und ihr bedeutete zu warten. Sie sah ihm zu, wie er kaute, schluckte und mit einer halben Tasse Tee nachspülte.
    „Autsch, heiß", murmelte er. „Ich glaube, ich habe mir die Zunge verbrannt."
    „Es kann nicht dein Ernst sein, mich zu meiner Tante Rockwell begleiten zu wollen", platzte Melisande heraus.
    „Aber ja doch, es ist mein Ernst."
    „Meine alte , gebrechliche Tante, die ..."
    „Ich hatte schon immer ein Faible für alte Damen. Eine unverbesserliche Schwäche von mir, ich gebe es zu."
    „Du würdest umkommen vor Langeweile."
    „Wie könnte ich, wenn ich doch in deiner Gesellschaft bin, liebste Gemahlin?", säuselte er und setzte dann etwas ernster hinzu: „Es sei denn, du wünschst nicht, dass ich dich begleite."
    Sie sah ihn an. Wie ein großer, zufriedener Kater saß er da und aß mit Unschuldsmiene seinen gebratenen Speck. Doch seine grünblauen Augen funkelten. Warum nur hatte sie das Gefühl, ihm geradewegs in die Falle gegangen zu sein? Weshalb wollte er ausgerechnet ihre Großtante besuchen? Und wenn er der

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