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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Schublade der Kommode fand er nur Spitzen und Bänder und noch mehr Haarnadeln. Leise schob er die Lade wieder zu und sah sich um. Irgendetwas musste sie doch haben, das ihr wichtig war, das nur ihr gehörte. Einen kleinen Schatz, der Erinnerungen barg und ihr viel bedeutete.
    Wenn ja, dann hatte sie ihn gut versteckt. Er ging hinüber zur Kommode und zog die oberste Schublade auf, in der sich sorgsam gefaltete Wäsche fand. Jasper strich mit den Fingern über das Linnen. Ein leichter Orangenduft stieg ihm in die Nase. Dasselbe in der zweiten Schublade, ebenso in der Dritten. Doch in der untersten Schublade wurde er endlich fündig; etwas war unter der Wäsche versteckt. Er hockte sich hin und besah es sich: eine alte Tabaksdose aus schlichtem Blech, nicht größer als sein Daumen lang war. Woher hatte sie die? Gewiss nicht von ihrem Vater oder ihren Brüdern. So die Gentlemen denn überhaupt Tabak schnupften, dürften sie elegantere Behältnisse vorziehen.
    Als er die Dose umdrehte, hörte er es darin klappern. Er ließ den Deckel aufspringen und fand einen silbernen Knopf, ein kleines Porzellanhündchen und ein getrocknetes Veilchen. Er starrte auf den Knopf, nahm ihn schließlich heraus. Es musste seiner sein das eingravierte V ließ keinen Zweifel daran —, aber er wüsste nicht, wo sie ihn herhatte, wann er ihn verloren haben könnte. Verwundert legte er ihn zurück. Warum hob sie einen seiner Knöpfe auf und versteckte ihn unter ihrer Wäsche? Ehrlich gesagt hatte er nicht die leiseste Ahnung, was ihr diese Dinge bedeuteten. Waren sie ihr wichtig? Oder hatte sie sie nur aus einer Laune heraus aufgehoben? Seine Frau hatte recht: Er wusste nichts von ihr.
    Jasper schloss die kleine Tabaksdose wieder und legte sie zurück unter die Wäsche. Er schob die Schublade zu, stand auf und sah sich im Zimmer um. Hier würde er nichts finden. Die einzige Möglichkeit, etwas über seine Frau zu erfahren, war wohl die persönliche Erkundung.
    Er nickte, um seinen Entschluss zu bekräftigen, und verließ ihr Zimmer.

Kapitel 6
Schrecklich war es, doch was blieb Jack anderes übrig, als seinen Weg fortzusetzen? Nachdem er einen weiteren Tag gelaufen war, gelangte er zu einer prächtigen Stadt. Als er durch das Tor trat, starrten die Leute ihn an und lachten. Eine Schar Jungen folgte ihm und spottete laut johlend über seine lange Nase und sein geschwungenes Kinn.
    Jack warf sein Bündel zu Boden, stemmte die winzigen Hände in die Hüften und schrie: „Haltet Ihr mich für eine Witzfigur?"
    Da vernahm er hinter sich abermals Lachen, doch diesmal war es lieblich und sanft. Als Jack sich umdrehte, erblickte er die schönste Frau, die er je gesehen hatte, mit prächtigem goldenem Haar und rosigen Wangen.
    Sie beugte sich zu ihm hinab und sagte: „Ich halte Euch für das witzigste Männchen, das ich je gesehen habe. Wollt Ihr mit mir kommen und mein Hofnarr sein?"
    Und so kam es, dass Jack der Hofnarr der Königstochter wurde ...
    aus Lachender Jack
    A m nächsten Morgen saß Melisande wie immer um halb neun bei pochierten Eiern, Brötchen und heißer Schokolade am Frühstückstisch. Alles wie gehabt. Doch dann geschah etwas Ungewöhnliches. Ihr Gatte zeigte sich im Frühstückszimmer.
    Melisande, die gerade ihre Tasse zum Mund führte, verharrte auf halbem Weg und warf einen verstohlenen Blick auf die Porzellanuhr, die auf der Anrichte stand. Nein, sie hatte sich nicht in der Zeit geirrt. Es war genau zwei Minuten nach halb neun.
    Schließlich trank sie einen Schluck Schokolade und setzte die Tasse sorgsam auf der Untertasse ab, froh, dass ihr die Hände nicht zitterten in seiner Gegenwart. „Guten Morgen, Mylord."
    Jasper lächelte, wobei die beiden Falten um seinen Mund sich auf eine Weise vertieften, die sie schon immer äußerst berückend gefunden hatte. „Guten Morgen, liebste Gemahlin."
    Mouse spähte unter ihren Röcken hervor, und einen kurzen Augenblick maßen Hund und Herr einander. Dann gab Mouse sich geschlagen und trat den Rückzug an.
    Ihr Gatte schlenderte zur Anrichte und runzelte die Stirn. „Kein gebratener Speck", stellte er fest.
    „Ich esse für gewöhnlich keinen." Melisande winkte den Lakaien von der Tür herbei. „Die Köchin soll für Seine Lordschaft Speck bereiten, Eier, gebratene Nierchen, Toast und eine Kanne frisch aufgebrühten Tee. Und etwas von ihrer vorzüglichen Orangenmarmelade."
    Der Lakai verneigte sich und verließ den Raum.
    Jasper nahm ihr gegenüber Platz und grinste. „Mir

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