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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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launige Bemerkung, auf die Jasper ebenso launig etwas erwiderte, doch Melisande verstand inmitten all des Trubels kein Wort. Zu sehr war sie sich der erhitzten Leiber bewusst, die sie von allen Seiten bedrängten, der lüsternen, ungnädigen oder einfach nur neugierigen Blicke. Mrs Redd war verschwunden — hoffentlich für immer. Es war geschafft, was Melisande sich für den Abend vorgenommen hatte: Sie hatte ihren Gatten aufgespürt, hatte mit ihm getanzt und jetzt wollte sie nur noch nach Hause.
    Für ihn jedoch schien der Abend gerade erst zu beginnen. Er fasste sie beim Ellbogen und führte sie zielstrebig durch die Menge.
    „Wohin gehen wir?", fragte Melisande.
    „Ich dachte ..." Zerstreut sah er sie an. „Lord Hasselthorpe ist soeben gekommen, und ich wollte etwas mit ihm besprechen. Es macht dir doch nichts aus, oder?"
    „Nein, natürlich nicht."
    Sie waren bei einigen Gentlemen angelangt, die sich am Eingang des Saals zusammengefunden hatten. Hier ging es ganz offensichtlich ernster und gediegener zu als bei dem ausgelassenen Grüppchen, in dessen Gesellschaft sie ihren Mann vorhin angetroffen hatte.
    „Hasselthorpe!", rief Jasper. „Welch glücklicher Zufall, Sie hier zu treffen."
    Lord Hasselthorpe drehte sich um, und Melisande fand, dass er nicht so recht zu wissen schien, wer da etwas von ihm wollte. Doch Jasper reichte ihm einfach die Hand, was den anderen zwang, ihn ebenso zu begrüßen, wenngleich sein Blick wachsam, sogar etwas argwöhnisch auf ihrem Gatten ruhte. Hasselthorpe war ein unscheinbarer Mann von mittlerer Größe. Seine Augen waren von schweren Lidern verhangen, um den Mund hatten sich tiefe Falten eingegraben. Seine Miene war ernst, wie es sich für einen führenden Vertreter des Parlaments gehörte. Neben ihm stand der Duke of Lister, ein großgewachsener, stattlicher Mann mit grauer Perücke. Eine schöne blonde Frau hielt sich in einigen Schritt Entfernung im Hintergrund. Melisande wusste, dass es Mrs Fitzwilliam war, Listers langjährige Geliebte. Ganz allein und etwas verloren stand sie da und machte nicht gerade den Eindruck, als genieße sie den Ball.
    „Vale", sagte Hasselthorpe bedächtig. „Und das ist Ihre reizende Gemahlin?"
    „Das ist sie, in der Tat", sagte Jasper. „Wenn ich mich recht entsinne, sind Sie der Viscountess bereits letzten Herbst auf Ihrem Landsitz begegnet."
    Hasselthorpe murmelte höfliche Unverbindlichkeiten und beugte sich über Melisandes Hand. Sein Blick blieb indes auf Jasper gerichtet, und Melisande hatte das Gefühl, als nähme er sie gar nicht wahr, als wäre sie überhaupt nicht anwesend. Nun schaute auch sie ihren Gemahl an und sah verwundert, wie ernst er auf einmal war. Irgendetwas ging zwischen den beiden Männern vor sich, das sie zwar spürte, aber nicht benennen konnte. Irgendeine sichtlich ernste Angelegenheit, dessen war sie sich gewiss.
    Melisande lächelte und legte Jasper die Hand auf den Arm. „Ich fürchte, ein wenig ermüdet zu sein, Mylord. Wären Sie furchtbar enttäuscht, wenn ich nach Hause fahren würde?"
    Er wandte sich ihr zu, und sie sah ihn heftig mit sich ringen, doch dann warf er einen kurzen Blick auf Lord Hasselthorpe und alle widerstreitenden Gefühle wichen aus seiner Miene. Die Sache war entschieden. Galant beugte er sich über ihre Hand. „Doch, ich bin zutiefst enttäuscht, meine Liebe, aber ich will dich natürlich nicht aufhalten."
    „Dann gute Nacht, Mylord." Sie knickste vor den beiden Gentlemen. „Euer Gnaden. Mylord."
    Die Gentlemen verbeugten sich und murmelten eine höfliche Erwiderung.
    Rasch reckte sie sich vor und flüsterte Jasper ins Ohr: „Nur noch eine Nacht, Mylord."
    Dann wandte sie sich ab. Doch als sie sich durch die Menge drängte, hörte sie ganz deutlich zwei Worte aus dem Gespräch der Männer heraus.
    Spinner's Falls.

Kapitel 8
Nun, es lässt sich denken, was nach des Königs Verkündigung geschah. Aus allen vier Himmelsrichtungen reisten mutige Männer in das kleine Königreich. Manche von ihnen waren Prinzen mit einer Entourage von Wachen, Höflingen und Lakaien. Manche waren arme Ritter in arg zerbeulten Rüstungen, die hier ihr Glück versuchen wollten. Einige wenige kamen gar zu Fuß; Bettler und Diebe, deren Hoffnung gering war. Aber sie alle hatten eins gemein: Jeder von ihnen glaubte, dass er gewinnen und die schöne Königstochter heiraten würde ...
    aus Lachender Jack
    F ür eine Herrin der Nacht war seine Frau reichlich früh auf. Jasper stand vor dem

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