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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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Melisande in der Kehle stecken. Sie mochten betrunken sein, aber sie waren in der Überzahl, denn Mr Pynch war noch draußen im Flur beschäftigt.
    Einer der beiden griente blöde. „War doch bloß Spaß."
    Jasper schlug ihm ins Gesicht. Der Mann taumelte unter der Wucht des Schlags und krachte zu Boden wie ein gefällter Baum. Als der andere sich still aus dem Staub machen wollte, packte Jasper ihn beim Revers, schleuderte ihn herum und rammte ihn mit dem Kopf voraus in die Wand. Nun fiel auch das zweite Pferdebildnis. Mouse stürzte sich darauf und verbiss sich in den Rahmen.
    Jetzt tauchte Mr Pynch an der Tür auf.
    Jasper, der noch immer keuchend über dem letzten Mann stand, blickte auf. „Draußen alles geregelt?"
    Pynch nickte. Sein linkes Auge war rot unterlaufen und begann zuzuschwellen. „Ich habe die Lakaien geweckt. Sie werden den Rest der Nacht hier auf dem Flur verbringen, damit so etwas nicht noch mal vorkommt."
    „Wo steckt Bob?", verlangte Jasper zu wissen. „Er sollte vor der Tür Wache halten."
    „Ich werde mich erkundigen, was los war”, sagte Pynch.
    „Tun Sie das", schnauzte Jasper ihn an. „Und sorgen Sie dafür, dass dieser Abschaum hier rausgeschafft wird."
    „Wird gemacht, Mylord." Pynch zog sich nach draußen zurück.
    Nun endlich sah Jasper auch Melisande an. Sein Gesicht schien ihr wie das eines Wilden, Blut rann aus einer Wunde an der Wange. „Alles in Ordnung, meine Gemahlin?"
    Sie nickte.
    Doch er drehte sich um und hieb mit der Faust an die Wand. „Ich hatte dir versprochen, dass so etwas nicht passieren würde."
    „Jasper ..."
    „Gottverdammt!" Er trat auf einen der gefallenen Flegel ein. „Jasper."
    In diesem Augenblick kam glücklicherweise Mr Pynch in Begleitung der anderen Diener zurück. Sie schleiften die drei Männer aus dem Zimmer; keiner von ihnen wagte es, auch nur einen Blick in Melisandes Richtung zu werfen, die noch immer schreckensstarr im Bett saß, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Dann tauchte auch Bob wieder auf, kreidebleich im Gesicht und sichtlich verstört. Stammelnd versuchte er zu erklären, dass er kurz nach draußen gemusst hatte, weil ihm schlecht gewesen war. Jasper kehrte ihm den Rücken zu und ballte die Hände zu Fäusten. Melisande sah, wie Mr Pynch dem Lakaien mit knapper Geste bedeutete, lieber zu verschwinden. Wie ein geprügelter Hund schlich der arme Bob davon.
    Und dann war auf einmal Ruhe. Die Bediensteten waren gegangen, nur Jasper war geblieben und ging im Zimmer auf und ab wie ein Löwe im Käfig. Mouse bellte ein letztes Mal die Tür an und kam dann aufs Bett gesprungen, um sein Lob einzuheimsen. Melisande kraulte ihm die Ohren, ihre Aufmerksamkeit galt indes ihrem Gatten, der einen Stuhl gegen die Tür schob, da sie sich anders nicht mehr schließen ließ.
    Melisande beobachtete ihn eine Weile, dann stieg sie seufzend aus dem Bett. Ihre nackten Füße tapsten auf den Holzdielen, als sie hinüber zum Tisch ging, um ihm ein Glas Wein einzuschenken.
    Er kam zu ihr, nahm das Glas wortlos entgegen und kippte die Hälfte in einem Zug herunter.
    Sie würde ihm gern sagen, dass es nicht seine Schuld war. Er hatte alles nur Mögliche getan. In weiser Voraussicht hatte er eine Wache postiert, und als das auch nichts genutzt hatte, war er gerade zur rechten Zeit gekommen und hatte Schlimmeres verhindert. Doch sie wusste, dass nichts ihn davon abbringen würde, sich Vorwürfe zu machen. Morgen vielleicht könnte sie mit ihm darüber reden, aber nicht jetzt.
    Nach einer Weile trank er auch den Rest des Weins aus und stellte das Glas dann so vorsichtig ab, als habe er Angst, es zu zerbrechen. „Geh wieder ins Bett, mein Herz. Ich werde die Nacht über bei dir bleiben."
    Während sie sich wieder zu Bett begab, ließ er sich auf einem der Stühle am Kamin nieder. Es war ein harter Holzstuhl, der nicht sonderlich bequem sein dürfte, doch Jasper schien es gleich. Er streckte die langen Beine von sich, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte ins Feuer.
    Wehmütig betrachtete Melisande ihn, wünschte, dass er bei ihr schlafen würde, dann schloss sie die Augen. Sie wusste, dass sie heute Nacht keinen Schlaf finden würde, aber wenn sie wach lag, würde er sich Sorgen machen, und so tat sie, als schliefe sie. Nach einer Weile hörte sie leises Murmeln an der Tür, dann das Scharren eines Stuhls auf den Dielen. Fast lautlos ging Jasper umher, dann war alles wieder still.
    Melisande öffnete die Augen einen Spalt. Ihr Gatte lag auf

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