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Das Geheimnis des Viscounts

Titel: Das Geheimnis des Viscounts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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ein gutes Stück Rindfleisch ist mir eindeutig lieber. Mr Pynch behauptet ja, dass er am liebsten Fisch isst. Haben Sie so was schon mal gehört?"
    „Nun, die Geschmäcker sind eben verschieden, und so mag manch einer auch Fisch", erwiderte Melisande diplomatisch und streifte sich das Kleid von den Schultern.
    Sally sah skeptisch drein. „Mag sein, Mylady. Mr Pynch meint, das käme davon, dass er am Meer aufgewachsen ist. Dass er Fisch mag, meine ich."
    „Wo kommt Mr Pynch denn her?"
    „Aus Cornwall, Mylady. Ganz schön weit weg, was? Aber man hört es ihm gar nicht an."
    Nachdenklich betrachtete Melisande ihre Zofe, während diese sie ihrer restlichen Kleider entledigte. Sie hätte geglaubt, dass Jaspers Kammerdiener zu alt und griesgrämig für ihre Sally wäre, aber nun plapperte das Mädchen andauernd von ihm. Da blieb nur zu hoffen, dass Mr Pynch nicht leichtfertig mit den Gefühlen ihrer kleinen Kammerzofe spielte. Melisande nahm sich vor, gleich morgen ein ernstes Wort mit ihrem Gemahl zu reden.
    „So, Mylady", verkündete Sally, als sie ihrer Herrin die Chemise überzog. „Wie hübsch Sie darin aussehen! Die Spitze steht Ihnen gut. Ich habe Ihnen eine Wärmflasche ins Bett gelegt und einen Krug Wasser bringen lassen. Auf dem Tisch stehen auch Wein und Gläser, falls Sie vor dem Zubettgehen noch etwas trinken wollen. Möchten Sie Ihr Haar geflochten haben?"
    „Nein, das kann so bleiben", sagte Melisande. „Ich bürste es gleich selbst aus. Danke."
    Das Mädchen knickste und ging zur Tür.
    Da fiel Melisande noch etwas ein: „Ach ja, Sally ..."
    „Mylady?"
    „Achten Sie darauf, in Hörweite unserer Diener zu schlafen. Lord Vale wollen die anderen Gäste nicht so recht gefallen."
    „Mr Pynch haben sie auch nicht gefallen", erwiderte das Mädchen. „Aber er meinte, er würde heute Nacht ein Auge auf mich haben."
    Melisandes Herz erwärmte sich so langsam für den Kammerdiener. Zumindest schien er sich um Sally zu sorgen und sie beschützen zu wollen. „Das freut mich. Gute Nacht."
    „Nacht, Mylady. Schlafen Sie gut." Und damit verließ Sally das Zimmer.
    Melisande goss sich ein wenig Wein aus der Karaffe ein, die auf dem Tisch stand, und nahm einen kleinen Schluck. Er konnte sich nicht an der Qualität messen, die sie nun aus den Vale'schen Weinkellern gewohnt war, schmeckte aber angenehm frisch und fruchtig. Geduldig zog sie eine Haarnadel nach der anderen aus dem Haar und legte sie ordentlich auf den Tisch.
    Schließlich schüttelte sie ihr Haar und bürstete es aus. Von unten war ein lautes Krachen zu hören. Vorsichtig schlich sie zur Tür und lauschte, doch bald darauf legte sich der Lärm, die erhobenen Stimmen verstummten, und alles klang wie zuvor. Melisande bürstete ihr Haar fertig, trank noch einen Schluck Wein und ging zu Bett.
    Eine Weile lag sie noch wach und sann darüber nach, ob Jasper heute Nacht zu ihr käme. Dann würde er den Wirt wohl um den Schlüssel zu ihrem Zimmer bitten müssen, denn nachdem Sally gegangen war, hatte sie abgeschlossen.
    Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn sie träumte von Jasper in der Schlacht, von Kanonenfeuer umgeben, doch es schien ihn nicht zu scheren, denn er lachte nur und weigerte sich, seine Pistole zur Hand zu nehmen. Sie rief ihn an, flehte ihn an, sich zu verteidigen. Heiße Tränen strömten ihr übers Gesicht, und dann wachte sie auf. Geschrei hatte sie geweckt, und heftige Schläge gegen die Tür ihres Zimmers. Jäh setzte sie sich auf, doch da barst schon die Tür, und vier trunkene Flegel kamen ins Zimmer gepoltert.
    Schreckensstarr vor Entsetzen sah sie die Kerle an. Mouse sprang aus ihrem Bett und bellte.
    „Ha, der hübschen Kleinen geben wir's!", rief einer, doch dann sollte ein Wirbelwind ihn rücklings erfassen.
    Jasper hatte sich auf den Mann gestürzt und hieb in stummer, schrecklicher Entschlossenheit auf ihn ein. Barfuß war er und nur in seinen Breeches. Er packte den anderen beim Schopf und rammte dessen Gesicht auf die Bodendielen. Blut spritzte.
    Zwei der Trunkenbolde blinzelten nur verdattert ob dieses plötzlichen Gewaltausbruchs, aber der Dritte ging zum Angriff über. Doch noch ehe er auf Jasper eindreschen konnte, hatte Mr Pynch ihn sich geschnappt und in hohem Bogen hinaus in den Flur befördert. Ein schwerer Schlag ließ die Wände erbeben, und eines der kleinen Pferdebilder fiel herunter. Jasper erhob sich von dem reglos am Boden liegenden Mann und wandte sich den beiden anderen zu. Ein Schrei blieb

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