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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Hundeliebhaberin in sich entdeckt hatte: Nicht alle Vierbeiner hatten Fados einnehmendes Wesen. Nachdem sie sich an Hund und Frauchen vorbeigezwängt hatte, entdeckte sie einen hölzernen Verkaufsstand, auf dem blasse blaugraue und milchweiße Becher, Schalen und Töpfe aus Keramik aufgebaut standen. Mit einem unterdrückten Freudenschrei nahm sie eines der Gefäße in die Hand und schnupperte an dem enthaltenen Badesalz. Der herbe Zitronenduft prickelte in der Nase.
    Die junge Frau hinter dem Tisch blinzelte Greta zu. Mit ihrem zum Kranz eingeflochtenen sandfarbenen Haar, dem ebenmäßigen Gesicht und dem zwei Nummern zu großen Norwegerpullover sah sie aus, als wolle sie den Preis für den authentischsten Marktauftritt gewinnen. »Gefällt Ihnen der Duft?« Ihre tiefe Stimme passte zu ihrem Erscheinungsbild. »Einigen Kunden ist er nämlich zu intensiv.«
    Für einen Moment schloss Greta die Augen und überließ sich ganz ihren Sinnen. »Die Zitrone riecht so frisch und irgendwie unbedarft … frei.« Zu ihrer Erleichterung nickte die junge Frau zustimmend. Greta überlegte: »Vielleicht finden die meisten Beekensieler, dass dieser Duft eher zu dolce vita als zu Gummistiefeln und Matjes aus dem Fass passt. Bei einem Badesalz, das mit Sanddorn versetzt ist, würden bestimmt sowohl Gäste als auch Insulaner Schlange stehen, schon allein deswegen, weil sie den Geruch mit der Insel verbinden.«
    Das Seufzen der jungen Frau verriet, dass ihr dieser Gedanke auch schon gekommen war. »Das stimmt schon, in den Dünen wachsen jede Menge Sanddornbüsche, diese Früchte sind ja geradezu das Wahrzeichen unserer Insel und auch sehr beliebt, wenn es um Körperpflege geht. Aber ich könnte mir nicht vorstellen, ausgerechnet diesen Duft jeden Tag einatmen zu müssen – Geschäft hin oder her. Das hat einen persönlichen Hintergrund, und persönliche Dinge sind mir nun einmal wichtiger als mein Geldbeutel.« Als herrsche mit einem Mal Durcheinander in ihrem Sortiment, rückte sie Teller und Näpfe zurecht.
    Nachdenklich begutachtete Greta die Töpferwaren, vor allem der Farbton der Lasur sprach sie an. »Dieser graublaue Ton, den Sie verwenden, erinnert mich an etwas, und damit meine ich nicht bloß den wolkenverhangenen Himmel hier an der Küste.« Plötzlich begriff sie, mit wem sie es zu tun hatte. »Sie sind Mathilde, nicht wahr? Sie müssen wissen, ich bin zu Gast im Sturmwind, und auf dem Badewannenrand meines Zimmers steht Ihr Badesalz. Die Wirtin, Trude Hayden, hat mir von Ihnen erzählt.« Außerdem kenne ich Mathias Ennenhof, und der hat ja nicht nur graublaue Augen, sondern mag auch Sanddorn besonders gern – aber diese Erkenntnis behielt sie lieber für sich.
    Kaum fiel Trudes Name, hielten die fleißigen Hände inne. Trude mochte eine Schwäche für Tratsch haben, aber das tat ihrer Beliebtheit offenbar keinen Abbruch. Greta hätte, ohne mit der Wimper zu zucken, darauf gewettet, dass die dralle Dame mit ihrem Charme selbst hartgesottene Seemänner um den Finger wickelte.
    »Wie ich Trude kenne, hat sie sicherlich nicht nur von meiner Arbeit geschwärmt, sondern meinen gesamten Lebenslauf gleich miterzählt«, bestätigte Mathilde ihre Vermutung. »Sie ist ein wahres Herzchen und vermutlich die beste Werbebotschafterin für meine Keramik, obwohl sie recht wenig damit anfangen kann. Das ist ihr alles viel zu modern, sowohl von der Form her als auch von der Lasur, sie schwört privat eben voll auf friesisches Zwiebelmuster.« Mathilde zog die Hände in die Pulliärmel, um sie aufzuwärmen. »Und, als Gast im Sturmwind fühlt man sich bestimmt gepäppelt und gehätschelt? Fürsorglichkeit steht bei Trude schließlich an erster Stelle.«
    »In jeder Hinsicht«, bestätigte Greta. »Die Zimmer sind behaglich hergerichtet, das Essen und die Gastfreundschaft ein Traum. Das können wir auch gut gebrauchen, ich bin nämlich auf Reisen mit meinem Großvater, der sich eine schwere Erkältung zugezogen hat. Die letzten Tage waren ziemlich aufreibend.«
    Für einen Augenblick brach Gretas Stimme weg, und sie sah wieder Arjens erschöpftes und im Schlaf zugleich gelöstes Gesicht vor sich. Würde er so aussehen, wenn die Krankheit ihn endgültig besiegt hatte? Die letzten Sätze hatte ihr Großvater gestern Abend nur noch schleppend herausgebracht, und Greta hatte ihn auch nicht bedrängt, weiter von Rubens Rückkehr zu erzählen. Das war auch gar nicht nötig gewesen, denn sie hatte sich schon längst dazu entschieden, ihn

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