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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Türen zu entfernen, dass man geneigt ist, die Gültigkeit der Naturgesetze für seine Person zu bezweifeln. Die Polizei hat für Hinweise, die zur Entdeckung und Ergreifung des Flüchtigen führen, eine Belohnung von £50 ausgesetzt.
     
    Mrs. Hudson hatte diese ganze eigenartige Entwicklung mit erstaunlicher Gelassenheit hingenommen. Natürlich hatte sie die Zeitungsberichte gelesen, ihre Kommentare allerdings beschränkten sich auf einen einzigen Satz, den sie mir zusammen mit dem Frühstück servierte: »Das ist doch alles dummes Zeug, Dr. Watson.«
    Sie schien persönlich beleidigt, und auch nach all den Jahren finde ich es immer noch tröstlich, dass sie ein solches vollständiges Vertrauen zu ihrem berühmtesten Untermieter hatte. Andererseits kannte sie ihn auch besser als jeder andere und hatte sich im Lauf der langen Jahre, die er bei ihr verbracht hatte, mit seinen kleinen Besonderheiten längst abgefunden: den verzweifelten und nicht immer erwünschten Besuchern, dem Geigenspiel bis spät in die Nacht, den gelegentlichen Anfällen durch die Kokainspritzen, den langen Phasen der Melancholie, den in die Wände gefeuerten Kugeln und vielleicht sogar mit dem Pfeifenqualm. Gewiss, Holmes zahlte anständig, aber sie beschwerte sich auch nur sehr selten und blieb bis zum Ende loyal. Obwohl sie immer wieder in meinen Erzählungen aufgetaucht ist, weiß ich doch eigentlich sehr wenig von ihr. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie sie in den Besitz des Hauses Baker Street 221b kam (ich glaube, sie hat es von ihrem Mann geerbt, aber was aus dem geworden ist, weiß ich auch nicht). Nachdem Holmes ausgezogen ist, hat sie allein gelebt. Ich wünschte, ich hätte mehr mit ihr geredet und sie nicht als Selbstverständlichkeit hingenommen.
    Auf jeden Fall wurde meine Zeitungslektüre von der Ankunft der Haushälterin unterbrochen, und wie so oft brachte sie einen Besucher mit. Ich hatte zwar die Klingel und auch die Schritte auf der Treppe gehört, aber nicht weiter darauf geachtet, und so war ich gänzlich unvorbereitet auf die Ankunft des Direktors der Chorley Grange School, Reverend Charles Fitzsimmons, den ich mit blanker Verwirrung begrüßte, so als wären wir uns nie begegnet. Die Tatsache, dass er in einen dicken schwarzen Mantel gehüllt war und einen Schal vor dem Mund hatte, trug noch dazu bei, dass er mir wie ein Fremder vorkam. Seine Verhüllung ließ ihn sogar noch rundlicher aussehen, als er ohnehin war.
    »Ich hoffe, Sie vergeben mir die Störung, Dr. Watson«, sagte er, während er seinen Mantel auszog und den kirchlichen Kragen enthüllte, der mein Erinnerungsvermögen sofort wiederherstellte. »Ich war mir nicht sicher, ob ich kommen sollte, aber … ich muss! Zuvor wollte ich Sie aber noch fragen: Diese verrückte Geschichte mit Mr. Holmes, ist sie wahr?«
    »Es trifft zu, dass Holmes eines Verbrechens verdächtigt wird, an dem er vollkommen unschuldig ist«, erwiderte ich.
    »Aber jetzt ist er entkommen, habe ich gelesen. Er hat sich dem Gesetz entzogen.«
    »Ja, Mr. Fitzsimmons. Er hat sich seinen Verfolgern auf geheimnisvolle Weise entzogen. Wie er das gemacht hat, ist auch für mich ein Rätsel.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Und dieser Junge? Ross? Haben Sie von dem etwas gehört?«
    »In welchem Sinne?«
    »Haben Sie ihn schon gefunden?«
    Offensichtlich waren Fitzsimmons die Berichte über das schreckliche Ende des Jungen entgangen. Allerdings war der Name des Jungen auch gar nicht genannt worden, wie mir jetzt bewusst wurde. Es blieb also mir überlassen, dem Reverend die Wahrheit über den traurigen Tod seines Schülers zu nennen. »Ich fürchte, wir sind zu spät gekommen«, sagte ich. »Wir haben Ross schließlich gefunden, aber da war er schon tot.«
    »Tot? Wie ist das passiert?«
    »Jemand hat ihn zu Tode geprügelt. Dann hat man ihn zum Sterben ans Themseufer gelegt. In der Nähe der Southwark Bridge.«
    Die Augen des Lehrers zuckten, dann sank er heftig in einen Sessel. »Lieber Gott!«, rief er. »Wer tut einem Kind so etwas an? Wie viel Gemeinheit es doch auf der Welt gibt! Damit hat sich mein Besuch wohl erledigt, Dr. Watson. Ich dachte, ich könnte Ihnen helfen, den Jungen zu finden. Ich war auf einen Hinweis gestoßen, oder genauer gesagt: Joanna, meine liebe Frau. Ich hoffte, Sie wüssten vielleicht, wo Mr. Holmes ist, und könnten ihm meinen Fund weitergeben. Vielleicht hätte er ja trotz seiner eigenen Probleme etwas tun können …« Seine Stimme

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