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Das Geheimnis des weißen Bandes

Das Geheimnis des weißen Bandes

Titel: Das Geheimnis des weißen Bandes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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zur nächsten, lachten und applaudierten, während eine Drehorgel alles mit ihrer etwas gequälten Musik untermalte. Eine Frau von gewaltigem Umfang fiel mir auf, die mit einer anderen vor uns herumspazierte, die so winzig war, dass man sie – wäre sie nicht so ältlich gewesen – auch für ein Kind hätte halten können. Waren sie Zuschauerinnen? Oder Teil des Spektakels? Schwer zu entscheiden.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte mich Holmes.
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte ich.
    »Glauben Sie immer noch, dass dies das House of Silk ist?«
    »Scheint ziemlich unwahrscheinlich, das muss ich zugeben.« Plötzlich wurde mir klar, was Holmes gerade gesagt hatte. »Wollen Sie damit sagen, Sie glauben nicht, dass wir hier im House of Silk sind?«
    »Ich wusste von Anfang an, dass für diese Annahme keinerlei Anlass besteht.«
    Ausnahmsweise gelang es mir diesmal nicht, meine Verärgerung zu verbergen. »Ich muss zugeben, Holmes, dass Sie meine Geduld manchmal sehr strapazieren. Wenn Sie von Anfang an wussten, dass dies nicht das House of Silk ist – warum sind wir dann hier?«
    »Weil wir das sein sollen. Man hat uns eingeladen.«
    »Dieses Flugblatt …?«
    »War ein Köder. Sie sollten genau die Verbindung herstellen, die Sie hergestellt haben, Watson. Und man hoffte sehr, Sie würden das Blatt an mich weitergeben.«
    Ich konnte nur den Kopf schütteln über diese kryptischen Kommentare. Nachdem er Holloway verlassen hatte, war Holmes offensichtlich ganz zu seinem alten Charakter zurückgekehrt – geheimniskrämerisch, großspurig und absolut unerträglich. Ich wollte ihn unbedingt widerlegen. Es konnte doch kein Zufall sein: der Name des Etablissements und die Tatsache, dass der Werbezettel in einem Schulheft gefunden worden war, das Ross gehört hatte. Wenn er entdeckt werden sollte, warum hatte man ihn dann erst so gründlich versteckt?
    Ich sah mich um und suchte nach etwas, das meiner Aufmerksamkeit wert wäre, aber in diesem ganzen Wirbel von Aktivitäten, im Licht der Fackeln mit ihren flackernden Schatten, war es schwer, überhaupt etwas richtig ins Auge zu fassen. Die Jongleure warfen sich jetzt wirbelnde Schwerter zu. Ein Schuss ertönte, und diesmal zersprang eine Flasche, so dass die Scherben vom Brett klirrten. Der Zauberkünstler griff in die Luftund zog aus dem Nichts einen Strauß Seidenblumen heraus. Die Zuschauer klatschten.
    »Na schön, dann können wir auch genauso gut …«, fing ich an.
    Aber genau in diesem Augenblick sah ich etwas, das mir den Atem stocken ließ. Vielleicht war es ja auch nur ein Zufall und hatte nichts zu bedeuten. Vielleicht las ich ja in ein unbedeutendes Detail etwas hinein, um unsere Anwesenheit hier zu rechtfertigen. Aber …
    Es war die Wahrsagerin mit dem Turban. Sie saß auf einer leicht erhöhten Plattform vor ihrem Wohnwagen. Auf dem Tisch, an dem sie saß, standen eine Kristallkugel und eine silberne Pyramide, daneben lagen ein Päckchen Tarotkarten und ein paar Blätter mit eigenartigen Runen und Diagrammen. Sie hatte vage in meine Richtung geschaut, und als unsere Blicke sich trafen, schien mir, als ob sie grüßend die Hand hob. Und dabei sah ich es: Um ihr Handgelenk war ein Band aus weißer Seide geschlungen.
    Mein erster Gedanke war natürlich, Sherlock Holmes darauf hinzuweisen, aber praktisch sofort entschied ich mich dagegen. Ich fand, ich sei schon genügend verspottet worden an diesem Abend. Deshalb löste ich mich ohne weitere Erklärung von seiner Seite, tat so, als würde ich nur von müßiger Neugier getrieben, und stieg zu der Wahrsagerin auf das Podium.
    Die Zigeunerin musterte mich, als hätte sie gar nichts anderes erwartet. Wahrscheinlich hatte sie es vorausgesehen, dafür war sie ja schließlich Wahrsagerin. Sie war eine üppige, etwas männliche Erscheinung mit einem schweren Kinn und traurigen grauen Augen.
    »Können Sie mir meine Zukunft vorhersagen?«, fragte ich.
    »Setzen Sie sich«, erwiderte sie. Sie hatte einen fremden Akzent, und ihre Redeweise war mürrisch und wenig einladend.Ihr gegenüber stand ein niedriger Hocker, und darauf nahm ich jetzt Platz.
    »Können Sie die Zukunft sehen?«, fragte ich sie.
    »Das macht einen Penny.«
    Ich bezahlte das Geld, und sie nahm meine Hand, die sie auf ihre eigene legte, so dass sich das weiße Band direkt vor meinen Augen befand. Dann streckte sie einen runzligen braunen Finger aus und zog damit die Linien auf meiner Handfläche nach, als ob sie sie glatt streichen wollte.
    »Sie sind

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