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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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ist.“
    „Und sie ist trotzdem gegangen?“ Nina sah überrascht aus.
    „Ja.“
    „Dann hast du es ihr nicht wirklich gesagt.“ „Ich sagte doch gerade, dass ich es getan habe.“ „Okay, was genau hast du gesagt?“
    Er dachte einen Moment lang nach. „Ich habe ihr gesagt, der Grund dafür, dass ich mich mit so vielen verschiedenen Frauen treffe, ist der, dass keine von ihnen sie ist.“
    Nina brauchte ein paar Minuten, um sich von ihrem Lachanfall zu erholen und sich wieder zusammenzureißen. Dann warf sie mit einem Stift auf ihn und traf ihn an der Brust. „Gut gemacht, du Genie.“
    „Was?“
    „Wenn ich dir noch erklären muss, wieso das vollkommen unangemessen war, dann wirst du es nie verstehen.“
    „Hör mal, können wir jetzt weitermachen? Es ist ja ziemlich offensichtlich, dass es für sie besser ist, in die Stadt zu ziehen …“
    „Guter Gott, McKnight, das machst du immer“, unterbrach Nina ihn.
    „Was mache ich immer?“
    „Du suchst immer nach Gründen, warum du nicht mit
    Jenny zusammen sein solltest oder mit irgendeiner anderen vernünftigen Frau. Warum tust du das?“
    „Ich habe dich nicht gebeten, mein Privatleben zu analysieren, Nina.“
    „Stimmt. Das machst du alleine ja auch ganz prima.“ Sie zeigte ihm eine Kiste, die von Bildern und Papieren überquoll. „Das hier sollte sie aufmuntern.“
    „Was ist das?“
    „Erinnerst du dich an meinen Aufruf in der Zeitung?
    Seitdem werde ich geradezu überschwemmt.“
    Kurz nach dem Feuer hatte Nina einen offenen Brief an die Einwohner von Avalon geschrieben, in dem sie von Jennys Verlust erzählte und um Kopien von Fotos oder Erinnerungsstücken bat, die die Leute noch von der Familie Majesky oder der Bäckerei besaßen. Kalender der Sky River Bakery aus den 60er Jahren, Karten mit handgeschriebenen, herzzerreißenden Erinnerungen, eine unglaubliche Anzahl an Fotos von Mariska Majesky. Der Schulbezirk hatte Ausgaben aller Highschooljahrbücher aus den Jahren gespendet, in denen Jenny Schülerin gewesen war. Rourke schaute sich ein paar der Bilder an und war erneut erstaunt, welche Gefühle sie in ihm weckten. Sie sah so unglaublich hübsch auf den Bildern aus, wie sie strahlend in die Kamera lachte. An einem bestimmten Punkt in seinem Leben hatte auch er allem den Rücken gekehrt und war nur mit seinem Rucksack losgezogen. Aber das war nicht das Gleiche. Er war froh gewesen, sein altes Leben und alles, was dazugehörte, hinter sich lassen zu können.
    Er stieß auf einen ausgerissenen Zeitungsartikel vom
    30. August 1995. Ein Foto von Jenny und Joey, denen das Glück ins Gesicht geschrieben stand. „Mrs Helen Majesky freut sich, die Verlobung ihrer Enkeltochter Jenny Anne Majesky mit Corporal Joseph Santini zu verkünden. Die Hochzeit ist für den Sommer geplant.“
    Erinnerungen brannten in ihm. Sie waren immer noch schmerzvoll. Schnell legte er den Deckel auf den Karton. „Weiß sie davon?“, fragte er Nina.
    „Nein. Es kommen immer noch neue Sachen. Ich dachte, vielleicht könntest du dich darum kümmern.“
    „Nein. Auf keinen Fall.“ Denn eines war Rourke klar. Er wurde immer noch von den Gefühlen verfolgt, die ihn während des Feuers erfasst hatten. Da hatte es diesen Moment gegeben, in dem er gedacht hatte, sie verloren zu haben. Und seit diesem Augenblick ließ ihn ein Gedanke nicht mehr los: Er hatte Jenny nie gesagt, was er für sie empfand.

22. KAPITEL
    J  enny fühlte sich wie eine Hochstaplerin, als sie am Rockefeller Center aus der U-Bahn stieg. Sie versuchte, sich in den Fluss dahineilender, perfekt gekleideter Geschäftsleute einzureihen, die auf dem Weg zu wichtigen Terminen waren, aber sie kam sich dabei wie eine Schwindlerin vor. Sie war hier eine Fremde. Sicher, sie war früher schon mal in New York gewesen, aber nur als Touristin. Ihre Großeltern hatten sie ins Museum oder zu Ballettaufführungen mitgenommen, und zwei Mal hatte sie sogar ein Stück am Broadway ansehen dürfen. Bei Die Schöne und das Biest hatte Granny vor Freude weinen müssen, während Grandpa Schwierigkeiten gehabt hatte, wach zu bleiben. Das andere Mal hatten sie Da gesehen, ein Drama um eine irische Familie, das unglaublich traurig, aber auch wunderschön anzuschauen gewesen war.
    Bei anderen Besuchen waren sie zur Frick Collection, in die Metropolitan Opera oder an die Wall Street gegangen. Doch die lebendigste Erinnerung hatte sie an ihre Fahrt nach Ellis Island. Es herrschte eine ganz besondere Stimmung an diesem Ort, an

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