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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Symptome einfach ignorieren.
    Sie wischte sich die schwitzigen Handflächen an ihrem Rock ab, setzte ein Lächeln auf und näherte sich dem Empfangstisch. „Ist Mr Bellamy schon eingetroffen?“, fragte sie.
    „Ich habe ihn gerade zu seinem Tisch gebracht.“ Die osteuropäische Hostess, die so dünn wie ein Bleistift war und einen engen Rock mit Bluse trug, führte Jenny zu dem Tisch, an dem Philip und Martin sie bereits erwarteten.
    Beide Männer standen auf, um sie zu begrüßen. Philip mit einem Kuss auf die Wange und Martin mit einem Händeschütteln. Sie hoffte, dass niemand den Schweiß bemerkte.
    „Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen“, sagte sie und setzte sich.
    „Es ist mir ein Vergnügen.“ Martin hatte die angenehme sonore Stimme eines Radiosprechers.
    Jenny schaute sich in dem wunderschönen Restaurant um. Es war luftig und hell, mit einem Blick in den Innenhof des Gebäudes, in dem eine Vielzahl üppiger Grünpflanzen wuchs. Ihnen war ein hervorragender Tisch zugeteilt worden – Philip und Martin waren einflussreiche Persönlichkeiten.
    „Wie gefällt Ihnen New York bisher?“, wollte Martin wissen.
    „Es ist faszinierend. Und Olivias Wohnung ist toll.“ So vieles in New York war übertrieben und überlebensgroß, aber Olivias Apartment war eine gemütliche Oase in einem entzückenden Backsteinhaus. Inmitten der mit Chintz bezogenen Möbel, der vielen Zimmerpflanzen und des bunten Porzellans in den Regalen hatte sie sich von der ersten Sekunde an wohlgefühlt. Olivia hatte ihren guten Geschmack mit der Wärme ihrer Persönlichkeit kombiniert, und das zeigte sich in der kuscheligen, sonnigen Wohnung.
    „Ich hatte das Vergnügen, einige Ihrer Kolumnen und Aufsätze zu lesen“, wandte Martin sich dem eigentlichen Grund ihres Treffens zu.
    Jenny hielt den Atem an. Sie merkte, dass es Philip genauso ging.
    „Und was soll ich sagen“, fuhr Martin fort und lehnte sich ein wenig in ihre Richtung. „Ich bin ein Fan. Ich mag die Sachen. Und ich sage das nicht nur, weil Philip mich sonst erwürgen würde. Ich sage es, weil Ihre Schreibe etwas Besonderes hat.“
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, gab sie zu. „Ich fühle mich wirklich geschmeichelt.“
    Martin hob eine Hand. „Ich fange gerade erst an. Wie schon gesagt, ich bin ein Fan. Ich konnte die Atmosphäre in dieser kleinen Familienbäckerei spüren, als wenn ich mittendrin säße. Sie haben Ihre Großeltern für mich zum Leben erweckt. Ich konnte ihre Stimmen hören und sie mir vor meinem geistigen Auge vorstellen. Ich bin kein Bäcker, aber Ihre Rezepte klingen für mich logisch. Ihr Stil ist lebendig, authentisch und schlicht.“
    Jenny befand sich immer noch in den Fängen der Panikattacke. Sie spürte, dass ihr Gesicht brannte. Vielleicht würden die Männer denken, es wäre vor Aufregung. „Danke“, sagte sie ein wenig atemlos und trank schnell einen Schluck Voss-Wasser. „Aber ich höre irgendwie ein großes ‚Aber‘ mitschwingen.“
    Martin und Philip tauschten einen Blick. „Sie haben gute Ohren“, sagte Martin. „Sehr aufmerksam.“
    „Also was ist das Aber?“, fragte sie.
    Der Kellner kam, um die Bestellung aufzunehmen. Jenny schaute gar nicht auf die Karte, sondern bestellte eines der Tagesgerichte, das mindestens drei Sachen enthielt, von denen sie noch nie etwas gehört hatte.
    „Das Aber ist Folgendes“, sagte Martin. „Sie geben uns die Bäckerei, die Rezepte, die involvierten Personen – Ihre Großeltern, die Mitarbeiter, die Kunden. Alles ist da. Aber die Hauptzutat fehlt.“
    „Und die wäre?“
    „Sie.“
    Das hatte Jenny nicht erwartet. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich verstehe, was Sie meinen.“
    „Sie müssen präsenter sein. Nicht nur als Erzählerin, sondern als eigener Charakter. Sicher, die Menschen werden die Vignetten mögen, die Rezepte und kleinen Zeichnungen. Aber damit dieses Buch außergewöhnlich wird, müssen wir Sie darin erkennen können. Wir müssen die Dinge sehen, die Sie ausmachen. Ihre Träume und Gefühle und was dieser Ort für Sie bedeutet. Zeigen Sie uns Ihr Herz.“
    „Ich finde mich nicht wirklich interessant genug, um über mich zu schreiben.“
    „Dann denken Sie nicht hart genug nach.“ Martin war offensichtlich vollkommen ungerührt von der Tatsache, dass diese Unterhaltung sie unglaublich stresste. „Sie geben uns verführerische kleine Einblicke in Situationen, die in Ihrem Leben passiert sind. Den Zartbitterkuchen, den Ihre Großmutter jedes

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