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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Lightsey, und ihre Großeltern, Samuel und Gwen Lightsey. Pamela schien die Quintessenz einer Dame der New Yorker Gesellschaft zu sein. Eine strahlende Schönheit, die von Kopf bis Fuß wie aus dem Ei gepellt aussah. Kleine Diamantenstecker blinkten an ihren Ohren unter einem luxuriös aussehenden, breitkrempigen Lammfellhut. Trotz der Kälte war jede Wimper an ihrem Platz, und sie trug ein huldvolles Lächeln, das jeder Königin zur Ehre gereicht hätte. „Wie geht es Ihnen“, sagte sie, aber ihre Augen erzählten eine ganz andere Geschichte. Sie sagten: „Du bist also das uneheliche Kind meines Exmannes.“
    Gwen und Samuel waren ein wohlhabend aussehendes Paar in den Siebzigern, silberhaarig und unglaublich selbstbewusst – oder so kamen sie Jenny zumindest anfangs vor. Da war etwas Kaltes in Gwens Blick, eine kühle Missbilligung, die Jenny vollkommen verstand. Vor dreißig Jahren hatten die Lightseys für ihre Tochter die perfekte Zukunft geplant. Pamela würde den Sohn ihrer besten Freunde heiraten, und sie alle wären eine große glückliche Familie. Doch dann hatte Philip Mariska Majesky kennengelernt. Die Affäre hatte nur einen Sommer lang gehalten, und er hatte Pamela doch noch geheiratet, aber es war eindeutig keine glückliche Vereinigung gewesen. Jenny spürte, dass die Lightseys Mariska die Schuld daran gaben. Wenn er sie nie getroffen hätte, wäre er vielleicht bis ans Ende seines Lebens mit Pamela zufrieden gewesen.
    Die Lightseys begrüßten Rourke sehr warmherzig und erwähnten ihre Bekanntschaft mit seinem Vater, dem Senator. Olivia und Jenny wechselten einen Blick, und Olivia formte stumm: „Es tut mir leid.“
    Jenny schenkte ihr ein versöhnliches Lächeln. „Wie gehen die Hochzeitsvorbereitungen voran?“, fragte sie.
    „Sehr gut. Dazu wollte ich dich sowieso noch was fragen“, erwiderte Olivia. „Würdest du mir den Gefallen tun, meine Brautjungfer zu sein?“
    Pamela versteifte sich, als wenn ihr jemand einen Eiszapfen in den Nacken gesteckt hätte, und Jenny ahnte, dass Olivias Mutter bisher noch nichts von diesem Plan gehört hatte. Pamela presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und zitterte beinahe vor Anstrengung, sich eines Kommentars zu enthalten.
    Auch wenn Jenny versucht war, das Angebot sofort anzunehmen, rief sie sich in Erinnerung, dass es Olivias Tag war und sie es nicht verdiente, unter der Unzufriedenheit ihrer Mutter zu leiden. „Olivia, ich fühle mich wirklich geehrt“, sagte sie. „Aber …“
    „Kein Aber. Ich habe nur eine Schwester. Es wäre mir eine Ehre, wenn du als besonderer Gast an meiner Hochzeit teilnehmen würdest.“
    „Darf ich darüber nachdenken?“, fragte sie. „Ich sag dir dann Bescheid, okay?“
    Samuel Lightsey musterte sie. „Du siehst deiner Mutter ziemlich ähnlich“, sagte er. „Das ist schon beinahe unheimlich.“
    Gwen steckte ihre Hand in seine Armbeuge. Jenny vermutete, dass sie ihn damit zurückhalten wollte. Mit einem aufgesetzten Lächeln sagte sie zu Samuel: „Ich wusste gar nicht, dass du ihre Mutter persönlich gekannt hast.“
    Samuel räusperte sich. „Ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Ich habe sie vielleicht mal im Vorübergehen gesehen, aber das ist schon lange her.“
    Rourke erlaubte Jenny nicht, zum Camp hinaufzufahren, bevor er die Straße nicht geräumt und gestreut hatte. Sie war ihm dankbar für seine Hilfe. Er bestand auch darauf, dass sie Rufus mitnahm, den ältesten seiner Hunde, einen Malamute-Mix, den er in einer verlassenen Wohnung gefunden hatte. Rufus hatte dichtes Fell, sehr hellblaue Augen und ein wachsames Wesen. Er fuhr auf dem Rücksitz mit, verteilte seinen Hundegeruch im ganzen Auto und schaute fröhlich aus dem Fenster. Das scharfe V des Schneepflugs schnitt eine Schneise durch die unberührte Schneedecke auf der Straße, und aus der Streukiste hinten am Truck rieselte Splitt. Jenny folgte dem Schneepflug langsam und hielt ausreichend Abstand, um vom Splitt nicht getroffen zu werden. Die Zweige der Bäume auf beiden Seiten der Straße waren schneebeladen und ergaben ein so wunderschönes Bild, dass es ihr nichts ausmachte, so langsam zu fahren und den Ausblick zu bewundern.
    „Ich habe mich falsch ausgedrückt“, murmelte sie zu dem Hund auf der Rückbank. „Ich schätze, der alte Knacker lügt.“ Sie versuchte zu erraten, warum. Aber die Antwort war vermutlich in der fernen Vergangenheit verloren gegangen.
    Ein weißes Kaninchen sprang mit einem Mal auf die Straße

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