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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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das Klappern von Regalen, die herumgeschoben wurden, das Surren und Mahlen der Maschinen und dazu die zarten Klänge von Jazzmusik aus dem Radio.
    Jenny atmete tief ein und merkte, wie der Hefegeruch in jede Zelle ihres Körpers drang. Sie war zu Hause. Bevor sie weggegangen war, war ihr nie bewusst gewesen, wie sehr dieser Ort ein Teil von ihr war. Ob es ihr gefiel oder nicht, die Bäckerei steckte in ihrem Blut und in ihren Knochen. Sie war direkt in ihre Seele gewebt.
    „Da bist du ja, Großstadtmädchen.“ Laura kam aus dem Büro und zog sie in eine sanfte Umarmung. „Ohne dich war es hier einfach nicht das Gleiche. Aber du musst dir keine Sorgen machen, wir sind trotzdem gut zurechtgekommen.“ Sie warf einen Blick auf Rourke. „Nun ja, zumindest die meisten von uns.“
    Er schaute sie finster an. „Ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, nicht in die Hütte am See zu ziehen.“
    „Warum nicht?“, fragte Laura. „Die ist doch perfekt – weit weg von allem, der ideale Ort, um an ihrem Buch zu arbeiten.“
    „Ich habe gehört, dass du ins Winterhaus ziehst.“ Daisy Bellamy kam durch die Schwingtür in die Backstube. „Es ist toll da draußen“, sagte sie, und in ihrem Gesicht sah man die Begeisterung. „Du wirst es lieben. Wir haben letztes Jahr den ganzen Sommer im Camp verbracht, und es war einfach großartig.“
    „Danke“, sagte Jenny mit Nachdruck zu Daisy und Laura. „Es tut gut zu wissen, dass einige Menschen es für eine gute Idee halten.“ Sie ging nach oben in ihr Büro, um ein paar Akten zu holen, an denen sie arbeiten wollte. Daisy folgte ihr und blieb in der Tür stehen. „Ich muss dir was sagen.“
    „Okay.“
    „Unter vier Augen.“ Daisy warf einen Blick über die Schulter und trat dann ein.
    „Geht es dir gut?“
    „Ja.“ Aber die eben noch rosige Gesichtsfarbe des Mädchens war verschwunden. Schweißperlen standen ihr auf Stirn und Oberlippe, und als Jenny sie so anschaute, war sie zutiefst besorgt. „Daisy, setz dich doch. Geht es dir wirklich gut?“
    Daisy wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. „Mir wird ab und zu ein wenig schlecht, aber ich bin nicht krank, nur schwanger.“
    Die Eröffnung traf Jenny wie ein Schlag. Daisy war schwanger. Sie war doch noch ein Kind. Natürlich, eigentlich sollte sie das nicht überraschen. Mädchen im Teenageralter brachten sich seit Anbeginn der Zeiten in Schwierigkeiten. Hübsche, kluge Mädchen, die ihre ganze Zukunft noch vor sich hatten – so wie Jennys Mutter. Ihre beste Freundin Nina. Jedes Mädchen, das im Rausch der Leidenschaft alle Vorsicht vergaß, setzte sich der Gefahr aus, ungeplant schwanger zu werden.
    Okay, dachte sie. Tief durchatmen. Sie versuchte, sich vorzustellen, was Daisy fühlte. Das war eine große Sache. Das wusste Daisy, denn sie war nicht dumm.
    Daisy schloss die Tür hinter sich und setzte sich Jenny gegenüber auf einen Stuhl. Ihr Kinn zitterte, und sie sog scharf die Luft ein. Dann schaute sie Jenny direkt in die Augen. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“, sagte sie.
    „Wie wäre es, wenn du mir alles erzählst, was du mir erzählen möchtest. Ich habe vielleicht keine Antworten, aber ich verspreche dir, ich werde dich weder verurteilen noch böse werden.“
    Daisy sackte ein wenig in sich zusammen. „Danke.“
    Es war seltsam befriedigend für Jenny, von ihrer jüngeren Cousine ins Vertrauen gezogen zu werden. Gleichzeitig fühlte sie sich aber auch ein wenig hilflos. Was zum Teufel könnte sie diesem Kind sagen oder für sie tun, das ihr irgendwie half?
    Daisy war unheimlich kontrolliert, als sie anfing zu sprechen. „Es war, kurz bevor meine Mutter nach Übersee abreisen sollte. Das und die Scheidung hatten mich ziemlich fertiggemacht. Und dann haben beide noch angefangen, wegen des Colleges auf mich einzureden, weißt du?“
    „Tut mir leid, nein, weiß ich nicht“, sagte Jenny. „Ich bin ganz anders aufgewachsen als du. Aber ich nehme an, ich weiß, was es heißt, zu etwas gedrängt zu werden, das man nicht tun will. Vielleicht haben wir das gemeinsam. Du willst also nicht aufs College gehen?“
    „Nein. Was an meiner alten Schule ungefähr so war, als würde man sagen, man will nicht atmen. So was haben die da noch nie gehört.“
    Jenny bekam langsam das Bild einer unglücklichen jungen Frau, die still vor sich hin litt und von einem anderen Leben träumte. Philip hatte ihr ein wenig von den Lebensumständen seines jüngeren Bruders Greg erzählt. Demnach war die

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