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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Und wenn sie seine Eltern anriefen, würde seine Mutter ihn vermutlich mit dem Helikopter für eine Schönheitsoperation ins Mount-Sinai-Krankenhaus bringen lassen, um sein Gesicht zu retten.
    In der Nähe war das Mädchen sogar noch hübscher als von Weitem. Er konnte die goldenen und braunen Sprenkel in ihren Augen sehen. Und die Sommersprossen auf ihrer Nase. Er roch ihren Duft, ein wenig nach Ahoi-Brause. Ein ihm völlig fremder Teil von ihm verstand auf einmal, warum Trent so entschieden versucht hatte, sich einen Kuss zu stehlen.
    Hör auf damit, schalt er sich. Denk nicht einmal daran. Und doch kam er nicht umhin zu bemerken, dass sie ihn auch anschaute, seinen Mund und seine Brust, an der sein zerrissenes T-Shirt offen stand.
    Dann errötete sie und machte sich wieder ans Werk. Sie packte zwei Pflaster aus und klebte sie über den Schnitt auf seiner Wange. „Das wird eine Narbe hinterlassen.“
    „Ist mir egal.“
    Sie klappte den Erste-Hilfe-Kasten zu. „Also meinst du nicht, dass du Ärger bekommst?“, fragte sie.
    Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Das liegt ganz bei dir.“
    Sie runzelte ebenfalls die Stirn und schaute ihn finster an. „Was meinst du damit?“
    „Es hängt davon ab, wie sehr du willst, dass die Jungs bestraft werden fürs Klauen und für …“ Er wollte es nicht sagen. „Und dafür, dass sie dir Ärger gemacht haben.“
    „Warum liegt es allein bei mir? Es kann doch auch sein, dass der Junge mit der blutenden Nase dich verrät.“
    „Trent? Auf gar keinen Fall. Wenn er sagt, dass ich ihn geschlagen habe, weiß er, dass ich sagen werde, warum. Weil sie gestohlen haben und er …“ Rourke brach wieder mitten im Satz ab und musterte das Mädchen. „Hat er dir wehgetan?“
    Sie rieb sich abwesend das Handgelenk. „Nein, mir geht’s gut.“
    Er war sich nicht sicher, ob er ihr glauben sollte. Sie schien ein wenig verlegen, also bedrängte er sie nicht weiter. „Wie auch immer“, fuhr er fort. „Sie wollen genauso wenig Ärger kriegen wie ich, also werden sie den Mund halten.“
    „Ich verstehe.“
    „Ich könnte dafür sorgen, dass sie die gestohlenen Sachen bezahlen …“
    „Nein“, sagte sie schnell. „Ich denke, du hast sie bereits bezahlen lassen. Es war eh nicht so viel.“
    Er warf einen Blick auf den Blaubeerkuchen, der jetzt nur noch ein lilafarbener Fleck auf dem Boden war. „Bist du sicher, dass du auch keinen Ärger bekommst?“, fragte er.
    Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Begegnung lächelte sie. Und als sie das tat, passierte etwas Verrücktes mit Rourke. Mit einem Mal schien die Welt eine andere zu sein, nur weil sie lächelte. Beinahe erwartete er, dass jetzt leise Hintergrundmusik einsetzen würde.
    „Der Fahrer ist mein Großvater“, sagte sie. „Mit ihm bekomme ich nie Ärger.“
    „Das ist gut.“ Er fand eine alte Zeitung und hob mit ihr die Überreste des Kuchens auf, um sie wegzuschmeißen. „Ich bin übrigens Rourke“, sagte er, als ihm auffiel, dass sie noch nicht einmal ihre Namen wussten. „Rourke McKnight.“
    „Ich bin Jenny Majesky“, sagte sie. „Meinen Großeltern gehört die Sky River Bakery in der Stadt. Ich arbeite den Sommer über bei ihnen. Ich spare auf einen eigenen Computer.“
    „Dein eigener Computer“, wiederholte er wie ein Idiot. Aber die Gegenwart dieses Mädchens legte nach und nach alle seine Gehirnzellen lahm.
    „Ja, ein Notebook, das mit einem Akku läuft, damit man es überall mit hinnehmen kann.“
    „Oh. Du spielst wohl gerne Computerspiele.“
    Das Lächeln blitzte wieder auf. „Nein, ich will ihn, um darauf zu schreiben. Ich mag es, zu schreiben.“
    Gott. Das war wie Hausaufgaben machen, ohne welche aufzuhaben. „Was schreibst du?“
    „Geschichten, Gedichte, Sachen, die mir passiert sind.“ Sie griff unter den Beifahrersitz des Lieferwagens und holte ein dickes spiralgebundenes Heft hervor. Sie durchblätterte es und zeigte ihm Seite um Seite, die in türkisfarbener Tinte mit ihrer Handschrift bedeckt waren.
    „Das hast du alles geschrieben?“, fragte er.
    „Ja.“
    „Wie lange hast du dafür gebraucht?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
    „Wirst du auch über … heute schreiben?“ Er konnte die Frage einfach nicht zurückhalten.
    „Machst du Witze? Natürlich.“
    Er fragte sich, was sie wohl über ihn schreiben würde. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass es ihm was ausmachte. Er mochte dieses Mädchen so sehr, wie er noch kein anderes Mädchen

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