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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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im Herzen. Er könnte ihr Sachen sagen, die sie zum Bleiben bewegen würden. Oder zumindest zum Zuhören. Wenn er zum Beispiel sagen würde „Ich brauche dich“ oder „Da sind diese Gefühle zwischen uns“, würde sie vermutlich schon dabei sein, ihren Koffer wieder auszupacken. Es beunruhigte sie zu wissen, dass er sie mit zwei einfachen Worten zum Bleiben überreden könnte – geh nicht .
    Doch er sagte nichts in dieser Richtung. Würde er auch nie. Sie konnte nicht über Joey reden. Rourke fühlte sich schuldig wegen dem, was passiert war. Und Jenny wusste, sie beide hatten das bestimmte Gefühl, dass es nie mehr zu lösen sein würde. Und vielleicht war das auch ganz gut so. Wenn er sie bitten würde zu bleiben, würde sie vielleicht Ja sagen, und dann hätten sie am Ende ein Drama, das böse endete und ihre neu erwachte Freundschaft vollends ruinierte.
    Sie traten gemeinsam hinaus in die kalte, klare Morgenluft. Jenny war überrascht, wie schwer es ihr auf einmal fiel, sich von den Tieren zu verabschieden. Sie streichelte die Hunde ein letztes Mal und kraulte die Katze hinterm Ohr. Rourke hatte den Wagen schon warmlaufen lassen. Auf dem kurzen Weg zum Bahnhof sah Jenny aus dem Fenster auf die altmodischen, schneebedeckten Häuser und stattlichen kahlen Bäume, die überdachte Brücke über den Fluss und all die idyllischen Kirchtürme und Läden. Alles war ihr so vertraut. Sie machte einen mentalen Schnappschuss, um einige der Bilder zu ersetzen, die sie im Feuer verloren hatte.
    Rourke hielt auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof an. Sie stiegen aus, und er zog ihren Koffer zum Eingang der Bahnhofshalle. Dort blieben sie stehen und schauten einander an, während Schneeflocken um sie herumwirbelten.
    „Dann geh ich mal“, sagte sie.
    „Viel Glück in der großen Stadt“, sagte er.
    „Danke, Rourke. Danke für alles.“
    „Darf ich noch was sagen?“, fragte er.
    „Klar. Alles, was du willst.“
    „Ich werde dich höllisch vermissen.“
    Sie lachte, um ihre Reaktion auf dieses unerwartete Geständnis zu kaschieren. „Wenigstens kannst du jetzt wieder in deinem eigenen Bett schlafen.“
    „Hey, mein Sofa ist mir inzwischen genauso lieb.“
    „Na gut, dann kannst du jetzt wenigstens zu deinem Liebesleben zurückkehren.“
    „Ich habe kein Liebesleben.“
    „Was machst du dann mit all den zauberhaften Frauen, mit denen du dich triffst?“
    Er lachte. „Keine Liebe.“
    „Warum tust du es dann?“
    Er lachte noch mehr. „Diese Frage werde ich nicht beantworten.“
    „Musst du aber. Du hast mir mal gesagt, dass du mir alles erzählen würdest.“ Was eine ausgewachsene Lüge war, da er so viel von sich verbarg. „Was ist da los mit den Supermodels, hm, Chief?“
    „Nichts ist los. Sie kommen, sie gehen und basta. Sie werden nie mehr sein als etwas, womit ich mir an meinen freien Abenden die Zeit vertreiben kann.“
    „Woher weißt du das? Hast du jemals einem Mädchen eine echte Chance gegeben?“
    „Woher ich das weiß?“, wiederholte er. Er trat einen Schritt näher an sie heran. Sehr vorsichtig berührte er sie mit einem lederbehandschuhten Finger unter dem Kinn und hob ihr Gesicht zu sich an. „Ich denke, wir beide wissen, woher“, sagte er einfach und drückte ihr einen keuschen und dennoch überwältigenden Kuss auf die Lippen. „Pass auf dich auf in der großen Stadt“, sagte er, drehte sich um und ging.

19. KAPITEL
    J  enny hatte sich für die Zugfahrt ein Buch mitgenommen. Außerdem hatte sie sich drei Folgen der beliebten Radiosendung This American Life auf ihren iPod geladen. Und sie hatte ihren neuen Laptop dabei, der so viele Funktionen hatte, dass sie Jahre brauchen würde, um sie alle kennenzulernen.
    Doch die ganze Fahrt über saß sie nur da und starrte wie blind aus dem Fenster. Rourkes unerwartete Abschiedsworte und die Art, wie er sie angesehen und geküsst hatte, verfolgten Jenny, während der Zug nach Süden in Richtung Grand Central Station ratterte. Was sollte sie jetzt tun? Einfach vergessen, was er gesagt hatte? Je länger sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. Er hatte sich ausgerechnet in dem Moment entschieden, seine Karten auf den Tisch zu legen, als sie die Stadt verließ. Wie bequem für ihn, sich den Zeitpunkt auszusuchen, zu dem er sicher sein konnte, dass sie nicht bleiben und ihn zwingen würde, sich endlich zu bekennen.
    Andererseits war sie diejenige, die ging. Floh, um es korrekt auszudrücken. Vor einer Vergangenheit floh, die nicht

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