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Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn DeHart
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Geschmack entsprach? Er wäre ein Lügner, wenn er behauptete, dass ihn das nicht kränkte, aber er war es gewöhnt, dass die Engländer ihn nach seiner schottischen Abstammung beurteilten und die Schotten ihn wegen seines englischen Titels verspotteten.
    Diese Frau steckte jedoch voller Überraschungen, und das hielt Graemes Neugier wach. Nachdem sie ihm eröffnet hatte, dass sie Fossilien erforschte und ihre Verlobung aufgelöst hatte, fragte er sich, was sie ihm wohl als Nächstes offenbaren würde. Und statt ihr Verhalten als irritierend zu empfinden, brachte es ihn sogar zum Lächeln. Ein wenig verärgert über diese Erkenntnis, zwang er sich, die Stirn zu runzeln.
    »Sie sind vor Ihrer eigenen Hochzeit davongelaufen?« Inzwischen hatten sie die Hügelkuppe erreicht, und am Ende des Wegs ins Tal stand das kleine Cottage seiner Mutter. Die weiß getünchten Steine spiegelten das Mondlicht wider, das ihnen einen hübschen Glanz verlieh. Obwohl er wusste, dass das Innere des Hauses tadellos aufgeräumt und sauber war – seine Mutter beherzigte das alte Sprichwort, dass Sauberkeit gleich nach Gottesfurcht kam –, würde das kleine Haus bei Weitem nicht dem entsprechen, was Vanessa von London her gewohnt war. Aber sie war ja sogar bereit gewesen, in diesem elenden Zimmer im Pub zu bleiben, erinnerte er sich dann.
    »O ja. Erst gestern«, antwortete sie. »Ich bin in einen Zug gestiegen und sofort hierher gefahren.«
    »Zu alt oder zu fett?«, fragte Graeme.
    »Wie bitte?«
    »Ihr Bräutigam. War er zu alt oder zu fett?«
    Sie lachte. »Weder noch. Er sah sogar recht gut aus, und ich dachte, wir würden ein großartiges Paar abgeben. Er ist auch Forscher. Amerikaner allerdings.« Dann zuckte sie mit den Schultern. »Aber das habe ich ihm nicht angekreidet.«
    Diesmal musste Graeme lachen. »Wie nett von Ihnen.« Er wartete ein paar Schritte, bevor er fragte: »Was ist passiert, wenn Sie doch so perfekt füreinander waren?«
    »Ich erwischte ihn im Bett mit meiner jüngeren Schwester«, erwiderte sie ohne Zögern. »Oder vielmehr auf dem Boden vor dem Kamin in der Bibliothek, um genau zu sein.«
    Graeme pfiff leise durch die Zähne. Dieser Verlobte war offenbar ein regelrechter Vollidiot. Obwohl Vanessa sicherlich nicht die typische englische Lady war, war sie schön und zweifellos viel interessanter als all die anderen sogenannten Damen. Vielleicht waren amerikanische Männer ja sogar noch dümmer als Engländer.
    »Es war wohl zu erwarten, schätze ich«, fuhr sie fort, ohne sich mit Selbstmitleid aufzuhalten. »Die meisten Männer sind wie verhext, wenn sie Violet erst mal gesehen haben. Sie ist sehr hübsch.« Vanessa seufzte. »Aber Jeremy hatte immer so besonnen gewirkt, so erhaben über all diesen Unsinn mit der Leidenschaft.«
    Graeme verkniff sich ein Lachen, als er vor dem Haus seiner Mutter haltmachte. Trotz der späten Stunde brannten noch zwei Laternen, um etwaige Besucher zu begrüßen. Im Frühjahr würde die Vorderfront des Hauses mit leuchtend bunten Blumen überwuchert sein, und im Herbst schimmerten die Hänge hinter dem Haus dunkelrot vom Heidekraut. Doch jetzt, mitten im Winter, ruhte die Erde, und das Gelände um das Haus herum war ziemlich farblos. Obwohl es kein ausgedehnter Besitz war, war es doch ein recht ansehnliches Haus mit mehreren Schlafzimmern und einem Arbeitszimmer, das Graeme benutzte, wenn er zu Besuch war.
    »Da sind wir«, sagte er.
    »Und wo genau sind wir?«, gab sie zurück.
    »Bei mir zu Hause. Vor dem Haus meiner Mutter.« Genau in diesem Augenblick wurde ihm so richtig klar, was er heute Abend getan hatte. Er hatte das Mädchen aus einer gefährlichen Situation gerettet, ja. Aber er hätte es auch tun können, ohne sich von Angus und den anderen Männern zu einer bedeutungslosen Zeremonie anstacheln zu lassen. Er hätte das Mädchen auch einfach aus dem Pub herausholen und zu einem anderen, sichereren Gasthaus bringen können, das näher an Inverness lag.
    Stattdessen hatte er sie jedoch mit heimgenommen.

Kapitel drei
    S owie Graeme Vanessa in seinem früheren Schlafzimmer untergebracht hatte, machte er sich auf den Weg zu der kleinen Küche im hinteren Teil des Hauses. Es bestand kein Grund, seine Familie zu wecken, um ihnen mitzuteilen, dass sie Gäste hatten; morgen früh würde genügen, aber er war hungrig und wollte etwas essen.
    Die Küche sah aus wie immer. Ein Tisch mit sechs Stühlen stand an einer Seite, Kattunvorhänge hingen an dem kleinen Fenster in der

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