Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Händen den Stuhl, der vor ihr stand. »Nein, danke. Niall hat mir Unterstützung angeboten. Er wird mich in die Höhlen führen.«
»Ist das so?« Graeme taxierte seinen Cousin, der seinerseits von Graeme zu Vanessa blickte und nicht im Geringsten schuldbewusst aussah. »Trotzdem müssen Sie mit mir zurückkehren«, sagte Graeme, als er zu ihr hinüberging, es aber vermied, sie zu berühren.
Niall ordnete ein paar Papiere auf seinem Schreibtisch, und Graeme konnte nicht umhin zu bemerken, dass das Arbeitszimmer wie jedes andere englische Arbeitszimmer aussah, das er je gesehen hatte. Sämtliche Requisiten aus der Heimat waren hergeschafft worden, um Niall den Aufenthalt in der Wildnis zu erleichtern. Der Mann mochte zwar von schottischen Überlieferungen fasziniert sein, aber er hatte keinen Tropfen wahren schottischen Bluts in seinen Adern.
»Ich muss gar nichts«, sagte Vanessa. »Sie haben deutlich genug gemacht, dass Sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Und nun soll ich mit Ihnen gehen? Ich denke ja nicht einmal daran.«
»Graeme, mir scheint, die Dame ist nicht bereit, mit dir irgendwohin zu gehen«, mischte sich nun Niall ein und kam um seinen Tisch herum. »Vielleicht solltest du zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorbeischauen und sie besuchen.« Er lächelte Graeme an. »Vielleicht können wir uns ja zu einem Dinner oder Tee verabreden.«
»Nein. Wir brauchen keinen verdammten Tee«, knurrte Graeme und wandte sich wieder Vanessa zu. »Wir können später darüber streiten, aber jetzt kommen Sie erst mal mit.«
Sie wich vor ihm zurück. »Wollen Sie mich vielleicht wieder über Ihre Schulter werfen?«
»Wenn es sein muss. Sie benehmen sich wie ein Kind.« Er griff nach ihrem Arm und zog sie zu sich heran. Natürlich wusste er, dass Niall ihn aufmerksam beobachtete, um einzugreifen, falls es die Situation erforderte. Graeme hoffte nur, dass sein Cousin es nicht tun oder ihn aus fehlgeleiteter Ritterlichkeit womöglich gar zu einem Duell herausfordern würde, um Vanessas Ehre zu verteidigen. Er senkte die Stimme, bevor er wieder das Wort ergriff. »Das Thema, über das wir heute Morgen sprachen … ich scheine einen Fehler gemacht zu haben«, flüsterte er Vanessa zu.
»Was meinen Sie?«
»Unsere kleine Zeremonie«, murmelte er.
»Und?«
»Es scheint, als wäre sie tatsächlich rechtmäßig gewesen.«
Sie zog die fein gezeichneten Brauen über ihren blauen Augen hoch. »Wirklich?«, fragte sie.
»Wir müssen die Sache richtigstellen. Oder sie zumindest ausführlicher besprechen. Also kommen Sie doch bitte mit.« Graeme lockerte seinen Griff um ihren Arm.
Sie schwieg einen Moment und nickte dann. »Na schön.«
»Vanessa, Sie müssen nicht mit ihm gehen, wenn Sie sich auch nur im Geringsten … unwohl dabei fühlen«, sagte Niall.
»Wie nett von dir, Cousin.« Graeme verdrehte die Augen. »Ich werde dem Mädchen nichts tun, falls es das ist, was dir Sorgen macht. Und glaub mir, sie ist ein Problem, für das du weder die Energie noch das Geschick besitzt.«
»Das empfinde ich als sehr beleidigend«, sagte sie zu Graeme und gab dann seinem Cousin die Hand. »Ich weiß Ihre Freundlichkeit zu schätzen und freue mich schon darauf, Sie wiederzusehen.« Sie reichte ihm ihre Ausgabe von Graysons Buch. »Sie können es sich in aller Ruhe ansehen und es mir zurückgeben, wenn Sie es gelesen haben.«
Der Rabe stand im dunklen Kabinett und wartete darauf, dass Nialls Gäste gingen. Den Mann hatte er beim Hereinkommen kurz gesehen, und später, als die Stimmen lauter geworden waren, hatte der Rabe die Tür zum Arbeitszimmer einen Spalt weit geöffnet, um einen Blick hineinzuwerfen. Nachdem der Mann und die Frau gegangen waren, verließ er das Kabinett. »Ich kenne diesen Mann«, sagte der Rabe, als er Nialls Arbeitszimmer betrat.
Niall fuhr zusammen und fluchte ärgerlich. »Warum zum Teufel sind Sie hier?«
»Um Sie zu beobachten und sicherzustellen, dass Sie nicht vergessen, was Sie suchen – und warum«, erwiderte der Rabe. Er war heute Morgen mit dem Zug angekommen und hatte sich am Bahnhof den Weg zu Nialls Anwesen erklären lassen. Zu der Zeit war Niall nicht daheim gewesen, und so hatte er sich die Freiheit genommen, sich ein wenig umzusehen. Das Haus war perfekt und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, die England zu bieten hatte. Dieser Niall verstand zu leben. »Das würde ich nie vergessen«, sagte Niall.
»Natürlich nicht. Wie könnten Sie auch?« Der Rabe genoss es, mit
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