Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
sie perfekt. Besser als jede andere Feier, auf der ich gewesen bin«, antwortete Vanessa, und obwohl Graeme es nicht mit Sicherheit sagen konnte, hatte er doch den Eindruck, dass sie das völlig ehrlich meinte.
Moira errötete vor Freude. »Danke, Liebes«, sagte sie und nahm Vanessas Hand, um sie mitzuziehen. »Da sind ein paar Leute, die ich dir gerne vorstellen würde.« Und schon entführte Graemes Mutter seine Braut.
Er sah den beiden Frauen nach, als sie durch die Menge gingen und stehen blieben, um Gäste zu begrüßen. Vanessa zögerte keinen Augenblick, jemandem die Hand zu geben oder ihn freundlich anzulächeln. Sie schien zu leuchten unter all dem Kerzenlicht. Ihre Haut war makellos und hell wie Elfenbein, und die Sterne strahlten auf sie herab, als gehörte sie zu ihnen und wäre nur für diese Nacht auf die Erde heruntergekommen.
Graeme entdeckte seinen Bruder, der an einen Baum gelehnt ein wenig abseits stand, und ging zu ihm hinüber.
»Warum machst du so ein finsteres Gesicht, Dougal?«, fragte er und knuffte ihn spielerisch in den Arm.
Dougals Stirnrunzeln vertiefte sich noch, doch statt zu antworten, zuckte er nur mit den Schultern.
»Warum bist du nicht drinnen und forderst die hübschen Mädchen zum Tanzen auf?« Graeme hätte gedacht, dass dies der perfekte Ort für einen siebzehnjährigen Jungen war. Das ganze Dorf schien herbeigeströmt zu sein, und in der Scheune wimmelte es buchstäblich von Mädchen in Dougals Alter.
»Kein Interesse«, entgegnete er achselzuckend. »Wir könnten aber trotzdem reingehen und reden, wie wir es früher immer taten. Über all deine Forschungen und die Männer in deinem Club.«
»Du weißt, dass ich das Fest nicht verlassen kann, Junge. Mutter hat es für mich und Vanessa veranstaltet. Aber wir können später reden, wenn du willst.« Er wusste, dass er so etwas wie die Vaterstelle für Dougal einnahm, und versuchte, sich dem Jungen gegenüber richtig zu verhalten, aber seine Verpflichtungen in London hielten ihn jetzt immer länger von Schottland fern als früher. »Außerdem weißt du, wie Mutter sein kann, wenn du etwas tust, was sie verärgert.«
Dougal erwiderte einen Moment lang seinen Blick und nickte dann. Es dauerte eine Weile, bevor er wieder sprach. »Liebst du sie?«
»Natürlich liebe ich sie. Sie ist unsere Mutter.«
»Ich meinte deine Frau«, sagte Dougal, ohne den Blick von Vanessa abzuwenden, die gerade ihren nächsten Nachbarn die Hände schüttelte.
»Nein, das tue ich nicht. Aber ich kenne sie ja auch erst seit kurzem. Es ist noch viel zu früh, um sie zu lieben.« Er war sich nicht mal sicher, ob er es überhaupt je tun würde. Eheliche Liebe schien es in seiner Familie nicht zu geben, und falls er seinem Vater nachschlug, war er vermutlich nicht mal fähig, überhaupt jemanden zu lieben.
»Warum hast du sie dann geheiratet?«, fragte Dougal und sah jetzt wieder Graeme an.
Das war viel zu kompliziert, um ehrlich beantwortet zu werden. Die Frage war nicht so sehr, warum er sie geheiratet hatte, sondern warum er mit ihr verheiratet geblieben war. Und seine wollüstige Reaktion auf Vanessas Verführung war beileibe nichts, worüber er mit seinem jüngeren Bruder reden wollte. »Ein Mann braucht eine Frau«, erwiderte er daher nur und dachte, dass das ja auch nicht völlig unwahr war.
»Vater und Mutter sind nicht zusammengeblieben.«
»Aber sie sind verheiratet geblieben.« Als wenn das irgendetwas zu bedeuten hätte. Graeme schüttelte den Kopf. »Unser Vater war ein Schuft.«
Dougal kniff die Lippen zusammen, und ein Ausdruck, der Hass sehr nahekam, erschien auf seinen Zügen. »Das glaube ich dir nicht; er war ein guter Mensch.«
»Nun ja, du bist ihm nie begegnet.« Der Junge hatte keine Ahnung. Obwohl ihre Mutter immer gut von ihrem Vater gesprochen hatte, wenn ihre Jungen zugegen waren, kannte Graeme die Wahrheit und sah keinen Grund, ein rosigeres Bild für Dougal zu zeichnen. Er war inzwischen alt genug für die Wahrheit. »Ich dagegen habe mit dem Mann gelebt und weiß, wovon ich spreche.«
Dougal schüttelte den Kopf und starrte schweigend geradeaus.
Graeme folgte dem Blick seines Bruders und sah, dass er wieder Vanessa anstarrte. »Sie ist eine schöne Frau«, bemerkte Graeme.
»Kann sein.«
Vielleicht war Dougal ja nur noch nicht in dem Alter, wo er sich für Frauen interessierte. Aber das konnte eigentlich nicht sein: Graeme war schon vor seinem vierzehnten Geburtstag den Mädchen hinterhergelaufen.
»Eines
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