Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
des Königreichs besorgt; aber sie verspürte auch eine höchst undamenhafte Aufregung darüber, bei diesem Abenteuer mit von der Partie zu sein. Hier war der Beweis, dass ihre Mutter immer recht gehabt hatte in Bezug auf sie: Vanessa verstand feine Damen nicht und gehörte eigentlich auch nicht in ihre Kreise.
Doch Nervenkitzel hin oder her, Vanessa wollte ganz gewiss nicht, dass der Königin ein Leid geschah. »Dann ist sie also in Gefahr«, führte sie Graemes Gedanken fort. »Jemand muss sie warnen.«
»Ich habe schon eine Warnung an Solomon’s geschickt, und sie werden sich um alles kümmern. Darüber hinaus habe ich einen Freund von mir benachrichtigt, Fielding, da er ein sehr persönliches Verhältnis zu der fraglichen Person hat«, sagte Graeme.
Natürlich hatte er schon Warnungen versandt. Er war es ja auch gewesen, der Vanessas Familie über ihr Wohlergehen und ihre Heirat informiert hatte, als sie selbst nicht einmal auf die Idee gekommen war. Sie war nicht mal sicher, ob sie darüber nachdenken wollte, was das über sie besagte.
»Der Legende nach wird der Königsmacher erst vollständig sein, sobald jemand die drei Edelsteine hat.« Graeme massierte sich den steifen Nacken.
»Genau. Die drei königlichen Steine – König Davids, König Williams und der von König Robert Bruce«, stimmte ihm Vanessa zu. »Der Schatz von Loch Ness müsste Roberts Stein sein, weil er der einzige schottische König ist.«
»So wird es wohl sein«, räumte Graeme ein.
»Vielleicht sollten wir den Schatz von Loch Ness suchen«, meinte Vanessa, »bevor dein Cousin oder dieser grässliche Kerl ihn in die Hände bekommen. Ohne diesen Stein wäre der Königsmacher doch unvollständig, nicht?«
Graeme nickte, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Das ist genau das, was ich mir gedacht hatte«, erklärte er.
»Wissen wir denn, wo er ist?«, fragte Vanessa. »Abgesehen von diesen Höhlen, meine ich?«
Wieder lächelte Graeme, und das Draufgängerische dieses Grinsens schien Vanessas Innerstes zu kitzeln. »Nein. Ich glaube, für diese Aufgabe werden wir uns die Aufzeichnungen meines Cousins ausleihen müssen.«
»Ausleihen?«
»Ich habe einen Plan«, erwiderte er.
Einen Plan hatte Vanessa auch. Sie konnten den Dechiffrierer noch immer nicht zum Funktionieren bringen, aber sie weigerte sich zu glauben, dass der geheime Text nur mit seiner Hilfe zu entschlüsseln war. Sie tat es nur äußerst ungern, aber es war an der Zeit, um Hilfe zu bitten. Während sie auf die alte Schrift in Der drei Weisen Buch der Weisheit blickte, wurde sie wieder einmal von einem leisen Gefühl des Wiedererkennens beschlichen. Sie hätte schwören können, dass sie einige der Zeichen schon einmal gesehen hatte, aber so angestrengt sie auch nachdachte, es kam ihr nichts Bestimmtes in den Sinn.
Das Gefühl genügte jedoch, um ihre Neugierde zu wecken. Vielleicht befand sich die Antwort ja irgendwo in der Bibliothek ihres Vaters. Er besaß eine große Anzahl Bücher zu allen möglichen Themen, und vielleicht könnte sie unter ihnen etwas Nützliches entdecken. Natürlich hatte sie keinen Zugang zu diesen Büchern, solange sie hier in Schottland war, und deshalb brauchte sie einen Stellvertreter.
Die logischste Wahl wäre natürlich Jeremy, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, seine Hilfe zu erbitten. Außerdem hatte Violet zugegeben, dass die Arbeit ihres Vaters sie schon immer interessiert hatte – und nun konnte sie Vanessa ihre jüngst erworbenen Kenntnisse auf dem Gebiet der Forschung demonstrieren, indem sie ihr bei der Entschlüsselung des Codes behilflich war. Ohne sich mit einer freundlichen Anrede aufzuhalten, kritzelte sie eine kurze Nachricht auf den Rand des Pergaments, eine Bitte um Hilfe und die Anweisung, telegrafisch zu antworten, damit sie die Informationen möglichst schnell erhielt.
Sie hätte diese Bitte so abgeschickt, wie sie war, wenn sie nicht einige Beispiele der Schriftzeichen hätte mitschicken wollen, die Violet bei der Suche helfen könnten. Deshalb kopierte sie sehr sorgfältig einige der Symbole, unterschrieb den Brief und steckte ihn in ein Kuvert. Wenn sie ihn jetzt gleich abschickte, würde er noch den Abendzug erreichen.
»Bist du sicher, dass es dir schon wieder gut genug geht?«, fragte Graeme zum dritten Mal, seit sie das Haus seiner Mutter verlassen hatten.
Vanessa verdrehte die Augen, obwohl sie bezweifelte, dass er es im Dunkeln sehen konnte. Ein ganzer Tag war vergangen,
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