Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
fürchtete er sich. »Was weißt du?«
Dougal sagte nichts, sondern blickte nur aus dem Fenster.
»War es jemand, den ich kenne?«
Wieder schwieg Dougal, aber sein Blick huschte zu Graemes Gesicht, und dann richtete er ihn auf den Boden.
»Ist es Niall?« Graeme glaubte nicht, dass sein Cousin das Zeug dazu hatte, einen Mord zu begehen. Herrgott noch mal, der Mann hatte schließlich selber Frau und Kind. Er war ein hingebungsvoller Ehemann und Familienvater und vollkommen vernarrt in seine Frau. Aber Gier oder eine fixe Idee konnten selbst das aufrichtigste Herz verderben. Und Graeme hatte Niall gedroht und ihm zudem auch noch von Vanessa erzählt. Vielleicht hätte er seine Heirat geheim halten sollen, um seine Frau zu schützen.
Dougal hielt den Blick noch immer abgewandt.
»Hast du Niall gesehen, seit er wieder hier ist?«, fragte Graeme.
Dougal zuckte mit den Schultern.
»Hast du ihn besucht?«
»Vielleicht hab ich das.« Zum ersten Mal, seit Graeme das Arbeitszimmer betreten hatte, sah Dougal ihn an. »Aber das geht dich überhaupt nichts an.« Wie schon früher an diesem Abend flackerte wieder heftige Wut in Dougals Augen auf.
Graeme ignorierte diese Wut, da er sich nur allzu gut erinnerte, wie oft er selbst fuchsteufelswild gewesen war in diesem Alter. Und er hatte nicht mal einen Grund dafür gebraucht. »Wer war bei ihm?«, fragte er, weil er es für durchaus möglich hielt, dass sein Bruder Nialls Partner gesehen hatte.
Diesmal wandte Dougal den Blick nicht ab, aber er antwortete auch nicht.
Graeme legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Dougal, das ist sehr wichtig. Niall könnte in Schwierigkeiten sein. Die Männer von Solomon’s haben mich sogar gebeten, auf ihn aufzupassen und für seine Sicherheit zu sorgen.« Graeme wusste, dass es unfair war, dieses letzte Argument hinzuzufügen. Dougal hatte schon immer alles Englische bewundert und natürlich ganz besonders Graemes Mitgliedschaft in diesem exklusiven Club.
Sein Bruder atmete tief aus. »Da war ein Engländer bei ihm. Ein älterer Mann, der sagte, er sei ein Schatzjäger.«
Graeme sträubten sich die Nackenhaare. »Wie sah er aus, dieser Mann?«
Dougal zuckte mit den Schultern. »Er hatte helles Haar und war gut gekleidet. Ein perfekter Gentleman, dessen Name David ist.«
Ein älterer Schatzjäger mit blondem Haar, der sich David nannte. Aber er würde doch wohl nicht so dreist sein, nach Schottland zu kommen und zu versuchen, Graemes jüngeren Bruder zu manipulieren? Graeme schüttelte den Kopf. Natürlich würde er so dreist sein – und noch viel dreister. Graeme fluchte. »Halt dich fern von deinem Cousin und diesem perfekten Gentleman. Er ist gefährlicher, als dir bewusst ist.«
Dougal stieß laut den Atem aus und ging zur Tür. Dann blieb er noch einmal stehen. »Es tut mir leid, Graeme.«
Graeme winkte ab. Es bestand kein Grund, seinem Bruder Vorwürfe zu machen. »Du wusstest es ja nicht.«
Dougal öffnete den Mund, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders und schlüpfte wortlos aus dem Zimmer.
Graeme setzte sich und nahm Feder und Papier zur Hand. Er musste Fielding unverzüglich eine Nachricht überbringen lassen. Wie es schien, hatte Graeme gerade eben den Raben aufgespürt.
Kapitel dreizehn
A n das massive hölzerne Kopfteil gelehnt, saß Vanessa im Bett, als Graeme ihr Schlafzimmer betrat.
»Wie fühlst du dich?«, fragte er.
»Gar nicht schlecht unter den gegebenen Umständen«, antwortete sie.
Er ging zu ihr und setzte sich auf die Bettkante.
Da er ein Bein unter sich gezogen hatte, gab sein Kilt ein gutes Stück seines Oberschenkels frei. Feines dunkles Haar bedeckte die sonnengebräunte Haut an den wohlgeformten Beinen, von denen sie wusste, dass sie stark genug waren, sie an eine Höhlenwand zu drücken und sie zu tragen. Die Erinnerung machte sie verlegen, und sie konnte die Hitze spüren, die von ihrer Brust über ihren Nacken in ihre Wangen kroch. Sie hatte keinen Ehemann gewollt. Schon gar nicht einen mit solchen … Beinen.
Auch ohne von ihm berührt zu werden, empfand sie seine Anwesenheit als ablenkend, was sie in ihrem Glauben bestärkte, dass es für den Moment keine Berührungen mehr geben sollte. Oder zumindest keine Berührungen sexueller Art, berichtigte sie sich, denn beim Behandeln ihrer Wunde war er ausgesprochen behutsam und fürsorglich gewesen.
»Es war ja auch keine wirklich ernsthafte Verletzung«, fuhr sie fort. »Ich verstehe nicht, wieso ich ohnmächtig
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