Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
hinüberging.
»Vielleicht.«
Das Buch, ein handgeschriebenes Tagebuch, hatte zwischen den anderen Büchern gesteckt. Sehr schlau, etwas vor aller Augen zu verstecken. Graeme blätterte wahllos Seiten um und fand Notizen und eine Zeichnung. Hier hörte er auf zu blättern und hielt das Buch näher an die Augen, um besser sehen zu können in dem schwachen Licht.
Während er sich mit dem Tagebuch befasste, entdeckte Vanessa ihre Ausgabe von Graysons Handbuch, das sie Niall geliehen hatte. Es lag aufgeschlagen mit dem Rücken nach oben auf einem Stuhl. Vorsichtig hob sie es auf, um nicht die Stelle zu verlieren. Niall hatte das Kapitel »Extreme Maßnahmen und andere notwendige Taktiken« gelesen. Es war ein Abschnitt des Buchs, den sie ihrer begrenzten Ausgrabungserfahrung wegen bisher nur flüchtig gelesen hatte.
An der unteren Ecke der linken Seite befand sich eine Zeichnung, die als Anleitung für den Gebrauch von Dynamit bei Ausgrabungen diente. »Graeme, ich glaube, ich weiß jetzt, warum Niall sich dieses Buch ausleihen wollte.« Sie ging damit zu ihm hinüber. »Sieh mal«, sagte sie und hob es hoch, damit er sich die Zeichnung ansehen konnte.
Und plötzlich waren Schritte auf dem Gang zu hören.
Vanessa packte Graeme am Ellbogen.
Er riss die Seite, die er gelesen hatte, aus dem Tagebuch heraus und stellte es schnell wieder an seinen Platz zurück. Dann griff er nach Vanessas Hand und zog sie durch eine Tür im Hintergrund des Raums, die in einen Wäscheschrank mit Regalen vom Boden bis zur Decke führte. Bei geschlossener Tür war es so finster in dem Schrank wie draußen in der Nacht.
Vanessa, die an Graemes Brust gedrückt stand, konnte das schnelle Pochen seines Herzens hören.
Sie würden erwischt werden.
Niall betrat sein Arbeitszimmer. Er hatte geglaubt, ein Geräusch gehört zu haben, aber da er in letzter Zeit kaum noch geschlafen hatte, gaukelte sein müdes Hirn ihm alle möglichen Bilder und Geräusche vor. Und selbst wenn er schlief, sah er nur Penny und Jonathan, die irgendwo gefangen waren – verängstigt, verletzt, hungrig und voller Hoffnung, dass er kam, um sie zu retten.
Das Arbeitszimmer war leer, aber er hatte eine Lampe brennen lassen. Oder der Rabe war hier unten gewesen. Der Mann hatte inzwischen fast den gesamten Haushalt übernommen. Als Gast getarnt, ließ er sich von Nialls Personal bedienen und jeden Wunsch erfüllen. Wenn sie doch nur wüssten, was für ein Ungeheuer er in Wahrheit war!
Wäre da nicht die Angst, dass er seine Familie nie wiederfinden würde, wäre Niall schon längst in das Zimmer des Manns geschlichen, um ihn aus dem Weg zu räumen. Um ihm die Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken, bis der Schuft kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Niall schloss die Augen und tat ein paar kräftigende Atemzüge. Er musste diesen verfluchten Stein bald finden. Seine Familie brauchte ihn.
Er löschte das Licht und machte sich auf den Weg zu seinem Schlafzimmer.
Das Geräusch von Schritten im Arbeitszimmer verklang. Vanessa entspannte sich an Graemes Brust, und ihr warmer Atem streifte seinen Arm. Er hielt sie jedoch noch einen Augenblick lang fest, bevor er die Schranktür öffnete, weil er nicht riskieren wollte, erwischt zu werden.
Das Arbeitszimmer, das nun im Dunkeln lag, war leer. Vanessa legte das Buch zurück, das sie noch in der Hand hielt, und ließ sich von Graeme durch das Zimmer auf den Gang zurück und durch die Gartentür ins Freie führen.
Beide schwiegen, während sie zu der Stelle eilten, wo sie Graemes Hengst angebunden hatten. Graeme stieg auf, half Vanessa hinter sich in den Sattel und ritt mit ihr zurück zum Hause seiner Mutter.
»Das war knapp«, sagte Vanessa, als er ihr vom Pferd herunterhalf. »Er hätte uns überraschen können.«
»Allerdings.«
»Was hast du in dem Buch gefunden?«, fragte sie.
Sie betraten das Arbeitszimmer, und Graeme schürte das halb erloschene Feuer, bis die Flammen wieder aufloderten. Vanessa stand mit dem Rücken zum Kamin und wärmte sich.
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich habe einige Antworten gefunden.« Graeme zog das Blatt Papier heraus, das er aus dem Tagebuch herausgerissen hatte, und betrachtete die Zeichnung darauf. Sie stellte ein großes Stück Gestein mit drei herausgemeißelten Vertiefungen dar, die offenbar für die drei königlichen Edelsteine vorgesehen waren. » Das ist allem Anschein nach der Königsmacher«, sagte er.
Vanessa verließ die Wärme des Kamins und ging zu
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