Das Geheimnis unserer Herzen: Roman (German Edition)
Graeme, um sich die Zeichnung anzusehen. »So ungefähr hatte ich ihn mir vorgestellt.« Dann erhob sie prüfend ihren Blick zu ihm. »Aber irgendetwas an dem Bild macht dir Sorge.«
»Mehr Ärger als Sorge. Weil die Zeichnung von dem Stein in Westminster ist«, antwortete er.
»Von dem gefälschten Stein der Vorsehung also«, sagte sie.
»Richtig. Er hat drei Einkerbungen.« Graeme zeigte auf das Bild. »Das war einer der Gründe, warum ich ihn für eine Fälschung hielt. In meiner gesamten Lektüre darüber wurden nirgendwo Einkerbungen in dem Stein erwähnt, und deshalb glaubte ich, sie seien der Beweis dafür, dass der Stein in Westminster nicht der echte Stein der Vorsehung sein konnte.«
»Und warum ärgert dich das?«
»Weil ich mich geirrt haben könnte«, sagte er. »Mal angenommen, der Stein der Vorsehung in Westminster war der echte, und jetzt hat ihn der Rabe. Was ist, wenn ich jahrelang etwas gesucht habe, das ich praktisch direkt vor der Nase hatte?«
»Das glaube ich nicht, Graeme. Ich finde, deine Theorie klingt sehr vernünftig. Es ist naheliegend, dass die Schotten damals versucht haben würden, den echten Stein der Vorsehung zu verstecken. Wenn er also die Grundlage für den Königsmacher ist, könnte es dem Schutz des Thrones dienen, ihn zu verstecken.«
Sie hatte recht.
»Dann wissen wir ja, was wir zu tun haben«, sagte sie, als Graeme nichts erwiderte.
»Und was wäre das?«
»Wir müssen den echten Stein der Vorsehung finden«, erwiderte sie.
Er hatte den Stein gesucht, um ihn den Schotten, ihren rechtmäßigen Besitzern, zurückzugeben, denn immerhin war dieses Relikt ihr Eigentum. Nun sah es jedoch so aus, als diente sein Bemühen nicht mehr nur dem Zweck, eine große Leere in ihm auszufüllen, sondern als müsste er den Stein auch finden, um zu verhindern, dass der Königsmacher dem Raben in die Hände fiel.
Irgendwann würde er entscheiden müssen, ob es das Risiko wert war, den Stein den Schotten zurückzugeben, oder ob es nicht das Beste war, das verdammte Ding ganz einfach zu zerstören.
Kapitel vierzehn
D er Rabe musterte Dougal mit kaltem Blick. Er war mit seiner Geduld am Ende. Er hatte versucht, auf den Jungen einzuwirken, ihm Ideen in den Kopf zu setzen und ihn zu ermutigen, Vanessa loszuwerden, aber der Bursche hatte versagt, und jetzt könnte er zu einer Belastung werden. Aber er konnte Dougal nicht gleich nach ihrem Besuch in der Taverne töten, denn obwohl sie am Rand des Dorfes lag, waren viel zu viele Leute in der Nähe.
»Du hast versagt«, sagte der Rabe.
»Vanessa ist verletzt, aber nicht sehr schlimm«, erwiderte der Junge.
»Wenn du wüsstest, was dich erwartet, hättest du sie umgebracht. Sie wird dir nichts als Ärger bringen. Wenn du glaubst, du sähst deinen Bruder schon jetzt nicht oft genug, dann warte ab, denn es wird noch schlimmer werden. Sag mir eins, mein lieber Junge: Hat dein Bruder dir schon einmal angeboten, dich nach England zur Schule zu schicken, damit du eine Ausbildung bekommst, wie er sie hatte?«, fragte der Rabe.
Eine steile Falte bildete sich zwischen Dougals Brauen. »Nein, das hat er nie getan. Obwohl ich ihn gefragt habe«, fügte er bedrückt hinzu.
»Das dachte ich mir«, erwiderte der Rabe.
Dougal straffte die Schultern. »Aber das ist alles nicht so wichtig. Er ist mein Bruder, und ich kann nicht glauben, dass ich mich von Ihnen zu irgendwas von alldem hab überreden lassen.« Der Junge schüttelte den Kopf, und seine Züge waren geprägt von Reue und Bedauern, als er sich erhob. »Ich bin nur hergekommen, um Ihnen das zu sagen. Ich kann und will Ihnen nicht mehr helfen.«
Der Rabe schloss die Finger um das Handgelenk des Jungen. »Vergiss nicht, dass du es warst, der abgedrückt hat, Junge. Wenn dein Bruder dahinterkommt, dass du etwas damit zu tun hast, wird er sich von dir abwenden. Er wird dich verhaften und einsperren lassen, und wer wird sich dann um deine arme Mutter kümmern?«
Dougal schluckte.
»Tu, was ich dir sage, oder ich werde sie alle umbringen und dich bis zum Schluss aufheben, damit du sie um ihr Leben flehen hören und sie sterben sehen kannst. Und ich werde dafür sorgen, dass sie alle erfahren, wie du sie ans Messer geliefert hast.«
Zwei Tage später empfing Vanessa ein Telegramm, das jedoch nicht wie erwartet von Violet, sondern von Jeremy kam.
Vanessa, zunächst einmal gratuliere ich dir zu deiner Hochzeit. STOP. Es freut mich zu hören, dass du dein Glück gefunden hast. STOP. Dein Brief und
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