Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
trockenen Brotes vom Bio-Bäcker vollgestopft. Da insbesondere das Brot nicht so flutschte, wie Herr Schweitzer es zum Beispiel von Gulasch oder Rouladen gewöhnt war, hatte er es mit einem Fencheltee und reichlich Wasser heruntergespült. Seine Freundin sah ihm seit Tagen mehr oder weniger skeptisch beim Essen zu, einen Kommentar hatte sie sich bislang verkniffen. Dafür war er ihr dankbar.
    Hatte bisher das Wort Arbeit immer eine Prise Untergangsstimmung in ihm hervorgerufen, so machte es ihm an diesem Montagmorgen nichts aus. Die restlichen Möbel des Toten, für die keiner mehr Verwendung hatte, mußten runtergetragen werden. Herr Schweitzer hatte sich ohne Groll auf den Weg gemacht und wartete nun auf die anderen vor der Haustür in der Kranichsteiner Straße.
    Als erster tauchte Buddha Semmler auf: „Ei Gude, wie?“
    „Bestens.“ Herr Schweitzer strahlte und rieb sich die Hände. „Dir wohl nicht so. War spät gestern?“
    „Hm.“

„Also doch.“
    „Hm.“
    „So kenne ich dich, Semmler. Immerfort quatschst du einem das Ohr ab.“
    „Ich kann nicht mehr.“ Der Apfelweinkellner schaute sich nach einer Sitzgelegenheit um, fand aber keine. „Wenigstens das Sofa hättest du schon mal runtertragen können.“
    „Hab leider keinen Schlüssel. Weder Ferdi noch Elly sind schon da. Wir müssen uns gedulden.“
    Buddha Semmler machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wieviel Uhr ist’s eigentlich?“
    „Zehn vor zehn. Warum?“
    „Ich könnte also noch gemütlich schlafen?“
    „Ja, zehn Minuten.“
    „Hm.“ Buddha Semmler kratzte sich an der Glatze. „Ich gehe noch mal zum Kiosk Cola holen. Willst du auch was?“
    „Nein, ich habe schon vier Bananen gefrühstückt.“
    Zum Zeichen dessen, was er von Herrn Schweitzer gerade hielt, tippte er sich an die Stirn. Und ging von dannen. Leise murmelte er vor sich hin: „Vier Bananen, tz, tz. Der Spinner meint wohl Bananenschnaps.“ Schließlich kannte er den Amateurdetektiv schon ewiglich und vier Bananen waren so absurd wie alkoholfreier Apfelwein. „Tz, tz. Der will mich wohl auf den Arm nehmen.“
    Elly und Ferdi kamen gemeinsam. Sie trug einen Trainingsanzug aus blauer Ballonseide, wie er vielleicht noch auf dem Lande in Mode war, in einem inzestuösen Kaff ohne Kontakt zur Außenwelt (Offenbach?). Aber an Elly wirkte er trotzdem. Herr Schweitzer, der in Modefragen eine sagenumwobene Lusche war, fand ihre Aufmachung sogar ausgesprochen hübsch.
    „Hallo Simon, schön, daß du schon da bist. Entschuldige bitte, aber ich war nicht auf Arbeit eingestellt, als ich in Buenos Aires in den Flieger gestiegen bin. Die Sportklamotten hat mir Ferdi geliehen.“ Resigniert drehte Elly McGuire die Handflächen nach außen und zuckte mit der Schulter.
    „Sieht doch gut aus“, bemerkte Herr Schweitzer.
    „Ach, Simon, ich weiß, du meinst es nett. Aber selbst in Puerto Madryn würde man mich dafür steinigen.“
    Herr Schweitzer war schlau genug, jetzt besser die Klappe zu halten. Fast jedes zweite Mal, wenn sie ausgehen wollten, hörte er von seiner Liebsten so despektierliche Sätze wie ‚Sag bloß, du willst sooo aus dem Haus gehen?’ Und ein ‚Warum nicht? Ist doch nix kaputt oder dreckig’ als Erwiderung von ihm führte stets zu einer Grundsatzdiskussion, wie man sich in der Öffentlichkeit zu kleiden habe. Geschickt wechselte er das Thema: „Kommt, laßt uns anfangen. Buddha Semmler ist auch gleich … ach, da ist er ja schon mit seiner Cola.“
    Zweieinhalb Stunden später war das Tagewerk verrichtet. Buddha Semmler saß wie tot auf dem Sofa, japste nach Luft und wischte sich mit einem Geschirrtuch einen Schweißstrom nach dem anderen von der knallroten Birne. Ferdi war relativ fit, da er der einzig handwerklich Begabte unter ihnen und somit größtenteils mit der Demontage der Einbauküche beschäftigt war. Elly und Herr Schweitzer waren zwar gleichermaßen ebenfalls k.o., konnten aber im Gegensatz zum Apfelweinkellner noch sprechen.
    Elly, in der Annahme, ein jeder Malocher lechze nach getaner Arbeit nach flüssiger Belohnung: „Jungs, das habt ihr toll gemacht. Danke. Wer will ein Bier?“
    Ferdi: „Ich. Ein Export, wenn’s geht.“
    Herr Schweitzer: „Ach, schon gut, Elly. Wasser ist ja noch da.“
    Der mit dieser Frage völlig überforderte Buddha Semmler brachte lediglich ein abweisendes Grunzen zustande, was den alten Prahlhans Schweitzer veranlaßte, ein wenig Salz in dessen Wunde zu streuen. Hart, aber herzlich: „Siehst du. Hättest

Weitere Kostenlose Bücher