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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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bestimmt.“
    Unterbrochen wurden sie von dem Freak, der sich für die Boxen und die Schallplatten interessierte: „Ich glaub’s nicht. Die erste Single von Udo Jürgens.“ Wie eine Trophäe hielt er sie in die Höhe.
    Die drei Möbelpacker wider Willen hielten inne und sahen sich verblüfft an. Der Typ trug ein Che Guevara-T-Shirt, ein schwarzes Kopftuch, ein fettes Nietenarmband und wirkte auch ansonsten, als würde er gleich molotowcocktailbewaffnet ins Westend ziehen, um kapitalistische Bonzen-Villen zu besetzen oder wenigstens die Greenpeaceflagge auf der Deutschen Bank zu hissen. Aber Udo Jürgens? Für eine Revolution war der doch definitiv zu spießig. Allenfalls Damen älteren Semesters brachte der noch zur Raserei. Dieser Freak und Udo, eine hochbrisante Mischung.
    Und manchmal hatte auch ein Herr Schweitzer sein Schlappmaul nicht unter Kontrolle: „Brauchst gar nicht weitersuchen. Die Wildecker Herzbuben hab ich mir schon abgegriffen.“
    Einen sehr, sehr finsteren Blick erntete er für diese Gemeinheit. Dem Detektiv aber war’s egal, er war gedanklich schon längst wieder bei Jens Auer. Er hatte Hummeln im Hintern. Am liebsten hätte er sofort das Polizeiarchiv nach der Akte des ermordeten Taxifahrers durchforstet.
    Doch genau so schnell, wie sie gekommen war, verflog die Euphorie auch wieder. Jens Auer war in einen Unfall mit Todesfolge verwickelt. Da er aber noch viele Jahre weitergelebt hatte, konnte er unmöglich das Opfer gewesen sein. Blieb ihm also nur noch die Rolle des Verursachers. Und diese konnte so gravierend nun auch wieder nicht sein, schließlich durfte er seinen Beruf als Taxifahrer weiterhin ausüben. Wäre eine Vorstrafe ausgesprochen worden, hätte er sich damals einen anderen Job suchen müssen. So hatte es ihm jedenfalls sein Kumpel Ferdi mal verklickert. Was aber schon lange her war und so gut war Herrn Schweitzers Gedächtnis nun auch wieder nicht, als daß er dafür seine Hand ins Feuer gelegt hätte. Allsogleich kam ihm die Idee, Ferdi an einem der nächsten Abende im Weinfaß nochmals danach zu fragen, wie sich das so verhält mit dem Taxifahren und den Vorstrafen.
    Gedankenverloren blickte er in Ferdis Gesicht, bis er merkte, daß es Ferdis Gesicht war, in das er blickte. „Ach, Ferdi, du bist ja hier. Da kann ich dich ja auch sofort fragen“, sagte Herr Schweitzer und schüttelte den Kopf. Ich werde auch immer bescheuerter, konstatierte er, und wenn das so weitergeht, kann ich mich gleich selbst einliefern.
    Natürlich konnte Ferdi mit dieser Aussage seines Kumpels herzlich wenig anfangen. Allerdings war er auch nicht sonderlich beunruhigt, denn kryptische Bemerkungen war er von Simon seit jeher gewohnt.
    „Ja, was ein Zufall aber auch. Wie ich hergekommen bin, entzieht sich zwar meiner Kenntnis, aber da ich schon mal hier bin, nur zu, frag einfach.“
    „Was redet ihr da?“ wollte nun Elly wissen.
    „Äh“, stotterte Herr Schweitzer herum, „ich wollte bloß wissen, ob man ein Taxi fahren darf, wenn man vorbestraft ist. Das ist alles.“
    Ferdi, voller Ironie: „Aber, Simon. Hast du noch nie davon gehört? Taxifahren als Wiedereingliederungsmaßnahme für Schwerverbrecher. Vergewaltiger, die nachts verängstigte Frauen nach Hause fahren. Bankräuber, die Juwelenhändler mit Ware zum Kunden transportieren. Klar, manchmal wird einer von denen rückfällig, aber das sind höchstens fünfzig Prozent. Im großen und ganzen wird das Projekt aber als geglückt angesehen. Mensch, Simon, ist bei dir eine Schraube locker oder wie oder was?“
    „Und so einer lästert über Udo Jürgens“, bemerkte der Freak, der sich den Dialog angehört hatte. Kopfschüttelnd machte er sich mit Udo unterm Arm auf und davon. Und wenn sich einer die Wildecker Herzbuben reinzieht, dann wohl dieser komische Dicke, dachte er noch, während er die Straße überquerte.
    Es war Elly, die den Faden wieder aufnahm: „Ich weiß, Simon. Du denkst bestimmt an die Zeitung in Jens’ Kommode. Aber ich denke, der Schmidt-Schmitt kann uns da auch nicht weiterhelfen. Gesetzt den Fall, die Zeitung war kein Zufall, so dürften polizeiliche Ermittlungsakten darüber längst dem Reißwolf zum Opfer gefallen sein. Mehr als zwanzig Jahre! Überleg doch mal.“
    Ohne zu antworten, nahm Herr Schweitzer sein Handy und wählte. „Das haben wir gleich. Ich ruf jetzt den Schmidt-Schmitt an.“
    Gesagt, getan. Und der Oberkommissar ging auch noch ran. Aber die Information, die Herr Schweitzer erhielt, war die

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