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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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werden, Diät hin, Diät her. „Du weißt nicht zufällig, wo hier in Sachsenhausen Esterházy-Torten feilgeboten werden?“
    „Doch.“
    „Verrätst du es mir?“
    Melibocus konnte ganz schön gemein sein: „Erst, wenn unser Fall geklärt ist und ich meine Story habe.“
    „Sonst habt ihr keine Probleme?“ intervenierte Elly.
    Der Herausgeber: „Nicht daß ich wüßte.“
    Herr Schweitzer: „Das gehört zur Allgemeinbildung.“
    Elly zog die Stirn kraus.
    Herr Schweitzer: „Der Geschmack von Esterházy-Torten. Was der Bauer nicht kennt, frißt er nicht; so etwas gibt’s bei mir nicht.“
    Melibocus: „Stimmt genau. Und gerade im Fall von Esterházy-Torten mit Cognac-Buttercreme …“
    Elly: „Euch fehlt wirklich nichts?“
    Die beiden Freunde sahen sich an und überlegten, was sie darauf wohl entgegnen sollten.
    Der Schlagfertigere von beiden war Herr Schweitzer: „Fifty-fifty, würde ich mal sagen. Felix geht’s allererste Sahne, um nicht zu sagen Buttercreme-Sahne, weil der ja den Geschmack schon kennt. Ich hingegen schlittere gerade in eine tiefe Krise. Mir ist’s, als könne ich ohne Esterházy-Torte nicht mehr weiterleben.“ Gegen Ende seiner Ausführung war seine Stimme immer weinerlicher geworden.
    Dies wiederum nötigte Melibocus zu der Aussage: „Jetzt hör schon auf zu jammern. Du klingst ja wie Xavier Naidoo.“
    Jetzt war die Kacke aber wirklich am Dampfen. Der Vergleich war eine der bösartigsten Unterstellungen, die man jemandem anhängen konnte. Denn dieser Schnulzensänger brachte es tatsächlich fertig, mit seinem Herzschmerz-Gequietsche sage und schreibe drei Generationen weiblicher Musikhörer in Ekstase zu versetzen. Ein Spagat also, bei dem man als Mann aufpassen muß, daß einem im Winter die Eier nicht am Boden festfrieren. Aber vielleicht muß Xavier da gar nicht aufpassen …
    Logisch, daß Herr Schweitzer zutiefst beleidigt war. Aber er war auch ein gewiefter Taktiker: „Wenn du mir nicht sofort verrätst, wo’s Esterházy-Torten gibt, schenk ich dir zu Weihnachten eine Eintrittskarte zu einem Konzert von diesem Jauler. So! Das hast du jetzt davon.“
    „Probier’s mal in der Konditorei in der Brückenstraße. Aber ohne Gewähr“, kam es wie aus der Pistole geschossen, denn auch der Herausgeber war in Sachen Taktik nicht ohne. „Und wenn alle Stricke reißen, backe ich dir höchstpersönlich eine.“
    „Wenn alle Stricke reißen, hänge ich mich auf“, entgegnete Herr Schweitzer.
    Melibocus: „Klugscheißer. Wie soll das gehen, wenn doch die Stricke reißen?“
    „Schau an, schau an. Hat der Herr im feinen Zwirn gestern noch einen Schnelldenkerkurs besucht.“
    „Hab ich. Außerdem muß ich dir was gestehen.“ Melibocus setzte eine Leidensmiene auf, die das schlimmste befürchten ließ.
    Was natürlich Herrn Schweitzers Neugier weckte. „Was?“
    Das Leiden schien den Herausgeber schier zu erdrücken. „Ich hab Offenbacher Blut.“ Sein Blick implizierte die Frage, ob er, der Detektiv, ihn trotz dieses Makels noch liebhabe. Denn für einen Frankfurter, und das ist historisch begründet, wäre das – Offenbacher Blut in sich zu haben – in etwa so, als habe man mehrere Leichen im Keller, die meisten davon tot.
    „Ausgerechnet du?“ entfuhr es Herrn Schweitzer, der bislang große Stücke auf seines Kumpels Integrität gehalten hatte.
    „… an der Stoßstange“, entschärfte der Herausgeber, begleitet von einem diabolischen Grinsen, die Situation umgehend.
    Herr Schweitzer konnte nicht anders. Er prustete lauthals los.
    Auch Elly mußte schmunzeln. „Was seid ihr nur für Kindsköpfe. Aber jetzt mal ernsthaft, wie soll’s weitergehen, ich meine, nachdem du die Stoßstange gereinigt hast?“
    Melibocus: „Ich weiß nicht.“
    „Ich aber“, ließ Herr Schweitzer, wenn auch nur halbherzig, verlautbaren.
    Die Blicke waren auf ihn gerichtet und forderten Aufklärung.
    Auftritt Herr Schweitzer, nun aber mit dem Getue eines Profis: „Wenn wir Esterházy als Mörder ausschließen, so heißt das noch lange nicht, daß er unschuldig ist. Ich sage nur: Auftragskiller.“ Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und war sehr zufrieden mit sich. Immerhin hatte er gerade einen Beweis seiner Geistesgaben geliefert, auch wenn diese Theorie nichts weiter als eine Theorie war.
    Während Elly McGuire ihre Stirn in Falten legte, klappte Melibocus’ Kinnlade herunter. Er war augenscheinlich sprachlos, was auch nicht allzu oft vorkam.
    Es folgte eine Minute

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