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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Schmeicheleinheiten.
    Bei Männern müsse man immer übertreiben, sonst verstünden sie nichts. Ob ihr Simon denn das noch immer nicht kapiert habe, schließlich habe er fast sechzig Jahre Zeit gehabt.
    Okay, sagte sich Herr Schweitzer, Zeit, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, zumal es nur vierundfünfzig Jahre waren: „Doch, doch. Bis später. Weinfaß. Wecker mitbringen.“
    Ein braver Simon sei er.
    Grummelnd legte er den Hörer auf die Gabel.
    Lange hielt das mit dem Grummeln jedoch nicht an. Stets zog er das Beste aus den jeweiligen Situationen. Und das Beste war eindeutig Marias Stichwort Putzfrau. Seine Mitbewohnerin Laura war zwar strikt gegen eine Putzhilfe. ‚Das bißchen können wir auch alleine erledigen. Wozu also so viel Geld ausgeben?’ Aber Herr Schweitzer hatte da eine Idee, die darauf hinauslief, daß seine Mitbewohnerin von einer Putzfrau nicht zwangsläufig etwas mitbekommen mußte. Er konnte ja behaupten, die gründliche Sauberkeit, die sich jäh und während ihrer Abwesenheit in alle Ecken ihrer Wohnung ausbreitete, sei auf einen Sinneswandel seinerseits zurückzuführen. Was bin ich doch ein schlauer Schelm, dachte er. Aber würde Laura das auch glauben? Na ja, es kommt auf einen Versuch an. Wenn alles gutging, würde sie ihm lediglich einen zweifelnden Blick zuwerfen.
    Der Bierdeckel mit den Notizen war unter die Zeitung gerutscht, wo er ihn nun aufspürte. Das Gekritzel war sogar zu entziffern; da hatte er schon anderes mit seiner eigenen Schrift durchgemacht.
    Als erstes fiel Herrn Schweitzer die Ähnlichkeit von Osterhasi und Esterházy ins Auge. Ob dieser Esterházy wohl tatsächlich der Gerichtsbeobachter war, von dem der Ouzo-Schorsch erzählt hatte, fragte er sich. Und ob Osterhasi vielleicht nur ein ganz simpler Hörfehler von wem auch immer war?
    Er testete diese Angelegenheit, indem er mehrmals die beiden Worte hintereinander aussprach.
    Hm, sinnierte er eine halbe Minute später, ich weiß nicht. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
    Aber irgendwie versteifte sich Herr Schweitzer auf diese Möglichkeit einer neuen, wenn auch vagen Spur. Doch selbst wenn, wie sollte es weitergehen? Diesen Paul oder Klaus oder Karl Esterházy einfach zu verhaften, lag weit außerhalb seiner Kompetenz. Den Mischa und seine flotte Doris einweihen?
    Zum Glück rumorte gerade sein Bauch. Und da Herr Schweitzer mehr so ein Bauchmensch war, gehorchte er natürlich. Nur daß seine immense Wölbung mit dem Knurren wohl kaum den Mordfall meinen konnte, sondern eher etwas in der groben Richtung Rumpsteak (das Fleisch bitte medium!) plus Kräuterbutter plus Bratkartoffeln (die dazugehörigen Zwiebeln nur leicht angebraten!) plus Dessert. Ergo erhob sich der Bauchmensch und zog sich an.
    Und während er das Hemd zuknöpfte, kam noch ein weiterer Gedanke ins Spiel. Joschka Fischer! Ja, diesem Halunken traute er nämlich so ziemlich alles zu, wenn es darum ging, Machtbesessenheit auszuleben. Bestimmt ist der ehemalige Außenminister wieder in der Weltgeschichte unterwegs, um mit diversen Vorträgen ein paar Mille einzusäckeln, ganz wie dieser Schröder. Aber, wieso komme ich ausgerechnet auf den, fragte sich Herr Schweitzer. Dem Joschka den Mord an Jens Auer in die Schuhe zu schieben, wäre zwar ein mehr als zuckersüßes Unterfangen für ihn, aber was zu weit ging, ging zu weit, auch wenn beide Taxifahrer in Frankfurt gewesen sind. So viel Selbstkritik mußte sein.
    Herr Schweitzer seufzte schwer, als er sich von diesem Traum verabschiedete und in seine Schuhe schlüpfte.
    Trotzdem ließ es ihn nicht mehr los. Wie paßte Joschka Fischer ins Bild? Da war was. Das spürte er genau.
    Das Knurren wurde fordernder. „Ja, ja, schon gut! Wir gehen ja schon.“
    Auch den grünen Plastikwecker vergaß er nicht.
    – Rückblende –
    Zehn Tage hatte er bereits in der selbstauferlegten Isolation verbracht und dabei diverse Seinszustände beschritten. Von Stolz über Lethargie, von Genugtuung über Selbstmitleid bis hin zum Wunsch nach einer durch Drogen bewirkten Sekundärrealität war fast alles darunter gewesen. In besonders destruktiven Momenten fragte er sich auch, ob er eventuell des Teufels Spießgeselle sei und unbewußt einen Pakt mit ihm eingegangen war.
    Nur durch TV und Radio hielt sein zerrissenes Ich Kontakt zur Außenwelt. Kein Briefträger oder Paketbote klingelte bei ihm. Die Nachbarn führten ihr eigenes geordnetes Leben und hatten weder Lust noch Muße, sich mit dem seit jeher etwas merkwürdigen

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