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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Am Abend wollte Maria zurück sein. Nach den erotischen Turnübungen, in seinem Alter fast schon als akrobatisch zu bezeichnen, war Herr Schweitzer wieder eingeschlafen. Der Kaffee auf dem Nachttisch war kalt geworden.
    Das Aufstehen ging nur langsam voran. Schlaftrunken wühlte sich Herr Schweitzer aus dem schwarzseidenen Bettlaken. Pepsi lag auf Marias Seite und blinzelte ihn skeptisch an. Gut, sagte er sich, dann ist die Katze wohl schon gefüttert worden und ich kann mich ganz auf mich konzentrieren.
    Was Herr Schweitzer dann auch tat. Kaffee in Hülle und Fülle begleitete seine Auferstehung. Gelegentlich nahm er die Zettel zur Hand, die er seit vorgestern stets mit sich trug. Obwohl er hin und wieder einen Blick darauf warf, war er nicht wirklich weitergekommen. Sein Instinkt flüsterte ihm, daß irgendwo in seinen Notizen die Lösung steckte. Aber wo, verdammt noch mal? So unglaublich es auch schien, Herr Schweitzer kam immer wieder auf Joschka Fischer zurück. Nicht als Mörder, aber als Träger einer Geschichte, die irgendwo in meilenweiter Entfernung irgendwie mit dem Jens Auer-Fall kollidierte.
    An dieser Stelle können wir abkürzen. Während des ganzen Tages wurden Herrn Schweitzer keinerlei Offenbarungen zuteil, auch keine göttlichen. Diese sollten sich erst am späten Abend einstellen. Zeitgleich mit seinem persönlichen Fiasko.
    Um achtzehn Uhr war Herr Schweitzer startklar. Er verstaute Portemonnaie, Schlüsselbund und seinen Plastikwecker, den Maria heute morgen benötigt hatte, in die Jackettaschen. Die Karten für das Konzert hatte Maria mit den Worten eingesteckt: „Bevor du das Wichtigste vergißt.“
    Er nahm den 36er Bus und stieg am Lokalbahnhof um. Als ehemaliger Straßenbahnfahrer mied er die U-Bahn, wann immer sich eine Alternative bot. Die 16 hatte drei Minuten Verspätung. Das ging noch. Da hatte Herr Schweitzer schon ganz anderes erlebt.
    Er hatte noch massig Zeit. Marias Zug sollte um 19 Uhr 03 den Hauptbahnhof erreichen.
    Es geschah nach der Pause, in der sie sich mit ein paar Schnittchen und je einem Glas Sekt gestärkt hatten.
    Die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft setzte Herrn Schweitzer schwer zu. Gegen den tropischen Sommerabend war die Klimaanlage chancenlos. Er hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt und das Jackett lag zwischen seinen Füßen auf dem Boden. Obwohl sich ihre Plätze in der zweiten Reihe befanden, war seine Sicht stark eingeschränkt. Vor ihm saß nämlich ein breitkreuziger Hüne von knapp zwei Metern, der zudem unruhig hin und her rutschte, als habe er Hummeln im Hintern, so daß Herr Schweitzer gezwungen war, mal links, mal rechts an ihm vorbeizuschauen, um überhaupt einen Blick auf die Protagonisten des Ensemble Modern zu erhaschen. Seine Halsmuskulatur näherte sich unaufhaltsam einem veritablen Krampf.
    Maria hatte es da bedeutend besser, denn vor ihr saß die Partnerin des Hünen und die war das genaue Gegenteil von ihm: klein und schmächtig. Herr Schweitzer schätzte, daß sie höchstens ein Drittel des Gewichts ihres Partners auf die Waage brachte. Er suchte zu erraten, wie die beiden es wohl mit dem Sex halten mochten. Viele Stellungen mußten allein schon wegen der Gebrechlichkeit der Dame ins Wasser fallen. Seine Maria war da schon robuster.
    Ab dem dritten Stück wurde die Musik noch schräger, als sie ohnehin schon war. Das Ensemble spielte Variationen von Frank Zappa, wobei die Geige an ein miserabel geöltes Sägewerk gemahnte, bei dem es obendrein an einer gleichmäßigen Stromversorgung haperte. Würde ein Mensch so stottern, müßte man ihn zum Logopäden schicken. Hier allerdings war es Absicht; Zappa war wohl ein Mensch voller Abgründe gewesen.
    Herr Schweitzer wünschte sich das Ende des Konzerts herbei. Zur Halsstarre hatte sich noch ein stechender Schmerz in seiner linken Pobacke gesellt. Der stellte sich immer dann ein, wenn er für länger stillsitzen mußte.
    Er schloß die Augen und versuchte es mit Ablenkung. Was lag also näher, als sich wieder einmal mit Joschka Fischer zu beschäftigen. Andere Probleme hatte er momentan eh nicht. Und wie es der Teufel so will, schlich sich auch das ulkige Pärchen vor ihnen in Herrn Schweitzers abstruse Gedankengänge.
    Es dauerte nicht lange, dann war er bei Dick & Doof angelangt. Dafür schämte sich Herr Schweitzer. Das Dick bei dem Herrn vor ihm war zwar offensichtlich, aber mit dem Doof tat er der Dame vermutlich unrecht. Besser wäre also Dick & Dünn. Und hier kam der

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