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Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm

Titel: Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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ihm bietende Bild sah sehr heimelig aus. Auf dem Tisch dampfte der Kaffee. Maria trug ihre fast schwarzen Haare offen und war in einen Bildband über italienische Renaissancemaler vertieft. Pepsi, die Katze, putzte sich das Fell. Über allem wachte der tropische Sommer und ein kleiner Tischventilator surrte leise vor sich hin.
    Nach einem ausgiebigen Begrüßungskuß sagte Herr Schweitzer: „Du, Maria. Mein Gedächtnis wird immer schlechter. Das letzte, an das ich mich erinnere, ist der Dreißigjährige Krieg. Kann das sein?“
    „Und von gestern weißt du nichts mehr?“
    „Was war gestern? Haben die Römer endlich den Limes fertiggestellt?“
    Maria hatte verstanden. Für die Fußball-Deutschen ist es Córdoba, für Napoleon Waterloo und für ihren Simon die Alte Oper. Irgendwie hat halt jeder sein Päckchen zu tragen. „Ach, gestern, da war nichts, absolut nichts. Wir waren zusammen im Weinfaß. Da war’s aber ziemlich langweilig. Kannst du Brötchen holen?“
    Herr Schweitzer war hochzufrieden mit der Antwort. Seine Schmach war zumindest in Marias Bungalow getilgt. So sollte es sein. „Mach ich. Soll ich wieder ein paar von den knusprigen Laugenbrezeln mitbringen? Die waren das letzte Mal so lecker.“
    „Gute Idee.“
    Nichts verabscheute Herr Schweitzer mehr als überflüssige Arbeit. Seine Scheu vor notwendiger Arbeit ist übrigens kaum geringer. Also rief er den Schmidt-Schmitt an, um sich nach dem aktuellen Ermittlungsstand im Jens Auer-Mordfall zu erkundigen. Nicht daß er sich umsonst nach Oberrad begab, wo dann der Esterházy vielleicht gar nicht mehr zu begucken war, weil der längst hinter schwedischen Gardinen hockte.
    Sein Anruf jedoch kam dem Oberkommissar höchst ungelegen. Im Polizeipräsidium hing nämlich der Haussegen sehr, sehr schepp.
    Es klang, als würde sein Kumpel einen Raum verlassen, in dem sehr viel und laut herumgeschrien wurde. Herr Schweitzer vernahm das Schließen einer Tür. Danach war die Geräuschkulisse etwas moderater, wenngleich nicht ganz verschwunden. Trotzdem flüsterte der Oberkommissar ins Handy, als müsse er große Vorsicht walten lassen.
    Gerade sei der für die Ermittlungen zuständige Staatsanwalt vorbeigeschneit, so Schmidt-Schmitt, und mache ihnen allen die Hölle heiß. Der Quatschkopp wolle Ergebnisse und zwar pronto, ansonsten man den Laden dicht machen könne, bei all den unfähigen Kripobeamten, die hier wohl nix Besseres zu tun haben, als Zeitung zu lesen und ihren Arsch alle paar Minuten zur Kaffeemaschine zu bewegen. Und in spätestens einer Woche wolle er die Bestie dem Haftrichter vorführen, nur damit das allen klar sei.
    Irgendwie wurde Herr Schweitzer das Gefühl nicht los, sein Kumpel zitiere gerade des Staatsanwalts kompletten Sermon. Den wollte er aber gar nicht hören. Zu unterbrechen wagte er aber auch nicht.
    Zum Glück beendete Schmidt-Schmitt kurz darauf seinen Vortrag mit den Worten: „… bescheuerte Jungspund von Staatsanwalt hat ein Maul wie eine Nutte im dritten Lehrjahr. Der täte besser daran, mal ordentlich in den Puff zu gehen, anstatt hier … Was willst du eigentlich, Simon?“
    Herr Schweitzer erklärte ihm sein Anliegen und erhielt die unwirsche Antwort, es gäbe nix Neues und ob er eben nicht zugehört habe, da habe er ihm doch lang und breit erklärt, warum dieser Depp von Staatsanwalt so aufgebracht sei.
    Der Sachsenhäuser Aushilfsdetektiv gab sich damit aber nicht zufrieden. Wenn er wollte, konnte er ganz schön hartnäckig sein. Folglich versuchte er sein Glück mit der These vom abgemagerten Esterházy und daß der Joschka einst ja auch den mühsamen Weg vom Mops zum Dörrappel (hessisch für Hungerhaken) gegangen sei.
    Schreiben wir es dem Umstand zu, daß der Schmidt-Schmitt ob der Schelte vom Vorgesetzten momentan extrem hypernervös und gar nicht gut drauf war. Herrn Schweitzers Überlegungen jedenfalls schmetterte er rigoros ab: „Hör mir bloß mit diesem Joschka auf. Der ist doch eh nicht normal. Entweder man ist als Sportler geboren oder nicht. Kein Fettsack erhebt sich freiwillig vom Sofa und fängt an zu flitzen, als sei der Teufel persönlich hinter ihm her. Simon! Vergiß es! Der Esterházy war’s nicht.“
    Das mit dem Sofa und dem Flitzen konnte Herr Schweitzer bestens nachvollziehen. Seine Affinität zu Sofas, Betten, Hängematten und anderen kommoden Liegevorrichtungen konnte größer nicht sein. Außerdem ist Pheidippides 490 vor Christus nach den vierzig Kilometern tot zusammengebrochen, was auch

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