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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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meinen Vater und den Mord an meinem Onkel wird aufdecken können?«, fragte mich mein Begleiter eindringlich.
    Â»Ich bin überzeugt davon. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass er einmalige Fähigkeiten besitzt.«
    Er sah mich an und lächelte.
    Â»Wissen Sie eigentlich, dass es wegen des Schmuggels in Sussex und Kent eine Unzahl von geheimen, kaum bekannten Höhlen in Küstennähe gibt?«, wechselte er das Thema.
    Â»Ach, tatsächlich? Ich kenne nur die gängigen Geschichten darüber.«
    Wie sich herausstellte, wusste Butler bestens Bescheid, er berichtete von Schätzen, die man darin gefunden habe. Auch die Historie der Schmuggelei sowie deren berühmteste Vertreter waren ihm ein Begriff.
    Â»Die Kirche selbst hat noch bis vor einigen Jahren aktiv nach solchen Reichtümern gesucht. Mein Onkel hat mich übrigens damit vertraut gemacht, als Bischof war er natürlich über die Vorgänge informiert. Ich durfte als Jugendlicher sogar ein paar Mal an Erkundungen teilnehmen. Die Kirche hat diese Aktivitäten leider eingestellt. Ich bin dann der »Gesellschaft zur Erforschung der Höhlen in Kent und Sussex« beigetreten. Ich reite mein Steckenpferd, um es einmal im Bild von Laurence Sterne auszudrücken.«
    Ich war überrascht ob seiner literarischen Kenntnis, denn Butler hatte für mich auf den ersten Blick etwas Grobes, Schlichtes ausgestrahlt. Wir plauderten auf dem Rückweg zu unserer Kutsche noch ein wenig über die Besonderheiten der Region. Ich fühlte mich regelrecht geborgen; die mir im Herzen vertraute Landschaft, das recht raue, aber doch angenehme und gesunde Klima. Nichts kann einen Menschen mehr zu sich selbst führen als die natürliche Umgebung, in der er aufgewachsen ist, dachte ich mir. In meinem Fall traf dies zweifelsohne auf die südenglische Küste zu. Wir fuhren zu Whitstable Hall und nahmen noch einen Brandy im Raucherzimmer. Als ich mich aufmachte, war es bereits dunkel, die Fahrt zurück zum Pigeons Inn genoss ich in vollen Zügen.

XII. Déjà vu?
    Als ich gegen halb acht den Gastraum betrat, saß Holmes zu meiner freudigen Überraschung bereits in der Nähe des offenen Kamins und machte Notizen. Als ich jedoch zu ihm an den Tisch kam, klappte er das Büchlein zu und ließ es in seiner Brusttasche verschwinden.
    Â»Watson? Ich bin … überrascht, Sie zu sehen.«
    Mir fiel sein Zögern auf, aber seine ab und an höchst ungewöhnlichen Verhaltensweisen, die ich in Momenten ebenso schätzte wie verabscheute, ließen mich nicht darauf eingehen. Ich erinnerte mich daran, wie er dem nervlich völlig verstörten Percy Phelps den verloren geglaubten Flottenvertrag beim Frühstück von Mrs. Hudson in einer abgedeckten Terrine servieren ließ.
    Â»Was haben Sie also zu berichten?«, fuhr er fort.
    Ich legte ihm meine Unternehmungen seit seinem Verschwinden haarklein auseinander. Holmes hatte dabei die Fingerspitzen aneinandergelegt und wie so häufig die Augen geschlossen; nur gelegentlich und ohne jede Ankündigung stellte er kurze, präzisierende Fragen, die ich jedoch fast ausnahmslos beantworten konnte.
    Â»Und Butler? Wie würden Sie seinen Charakter einschätzen?«
    Ich erzählte ihm von dessen Steckenpferd und seinen begeisterten Berichten über die Höhlen der Region. Auch die Gesellschaft, die sich die Entdeckung und Pflege dieser Höhlen zur Aufgabe gemacht hatte, fand in meinem Bericht Erwähnung.
    Â»Das sind ausgezeichnete Neuigkeiten, mein Lieber. Sie hatten nicht zufällig einen Rückfall?«, fragte er mich vollkommen unerwartet.
    Für eine kurze Zeit war ich sprachlos, dann brach es aus mir heraus.
    Â»Holmes! Ich mühe mich um eine exakte Schilderung, und Sie haben uns womöglich mit Hilfe eines Fernglases beobachtet.«
    Â»Ich versichere Ihnen, dass ich keinen Fuß in Küstennähe gesetzt, noch dass ich Ihnen in irgendeiner Weise aufgelauert habe.«
    Â»Aber wie konnten Sie das wissen?«
    Â»Watson, das ist einfaches logisches Denken gepaart mit ein wenig Psychologie. Das muss ich Ihnen doch wirklich nicht erklären, mein teurer Freund. Es ist ganz so, als würde man eine Situation schon einmal erlebt haben. Émile Boirac, ein algerisch-französischer Arzt, hat das Phänomen erstmals erwähnt. Ich habe seine Abhandlung darüber gelesen und ihm geschrieben. Meinen Vorschlag, das Phänomen

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