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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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›Déjà vu‹ zu nennen, hat er im Übrigen dankend aufgegriffen. Auf Sie bezogen heißt es nichts weiter, als dass sich Ihr traumatisches Erlebnis wegen der starken Ähnlichkeit zu bestimmten Ereignissen erneut ankündigt. Und schon zeigen Sie eine ähnliche Reaktion. Was gibt es denn daran nicht zu verstehen?«
    Ich sah ihn ungläubig an. Déjà vu? Natürlich hatte ich schon davon gehört. Aber es bedeutete vor allem eines, er wusste wesentlich mehr über meinen Zustand und verheimlichte es mir. Ich war verärgert, denn ich hatte den Eindruck, dass er mit meinem Unglück spielte, was ich als unerträglich empfand.
    Â»Eigentlich sollte ich aufstehen und gehen, aber man gewöhnt sich im Laufe der Zeit an Ihre ausgeprägte Ignoranz.«
    Er sah mich einen Augenblick verdutzt an, wollte etwas antworten, schwieg jedoch und wartete darauf, dass ich mit meinem Bericht fortfahren würde.
    Â»Ich hatte tatsächlich einen kurzen Rückfall während der Fahrt an den Strand. Butler musste mich schütteln, damit ich wieder zur Besinnung gelangte. Holmes, wie lange wollen Sie dieses Theater noch spielen?«
    Â»Kein Theater, Watson. Wenn Sie wüssten, was für eine ausgezeichnete Arbeit Sie vollbracht haben. Man kann sich absolut auf Sie verlassen, in jeder Beziehung.«
    Ein schwaches Lächeln flog über meine Lippen.
    Â»Wie gehen wir jetzt weiter vor?«, wollte ich von ihm wissen, »es scheint eine schier unendliche Zahl an ungeklärten, ja geradezu mysteriösen Ereignissen zu geben.«
    Er streckte den Zeigefinger in die Luft und sagte nur »Hierarchie«.
    Â»Eine Ordnung der Ereignisse.«
    Â»Es gibt zwei Ereignisstränge in diesem Fall«, fuhr er fort.
    Â»Ein einziger Fall?«
    Â»Soweit ich es überblicken kann, ohne jeden Zweifel.«
    Â»Wollen Sie damit andeuten, dass selbst mein Verschwinden damals mit dem Tod von Bischof Montgomery heute in Verbindung steht?«
    Â»Watson, nicht unmittelbar, aber der Brennpunkt des Interesses ist seit Jahrzehnten derselbe.«
    Â»Und der wäre, Holmes?«
    Â»Sie kennen doch den Gordischen Knoten. Nehmen wir einmal an, dass Gewalt nicht die Antwort ist, also das Durchschlagen des Knotens. Kennen Sie auch die gewaltfreie Lösung? Nämlich das Herausziehen des Pflocks. Was würde das Ihrer Meinung nach für unseren Fall bedeuten?«
    Â»Wir müssten die eigentliche Ursache erkennen, um die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.«
    Â»Exakt, mein Lieber! Ich war im Archiv von Scotland Yard und habe nach stundenlangem Suchen herausgefunden, dass, etwa ein halbes Jahr bevor Ihr Großvater seine Familie nach Compton Lodge geladen hat, ein unersetzbarer Goldschatz aus der Kathedrale von Canterbury gestohlen worden war. Und als ich die Namen der Verdächtigen durchgegangen bin, hat sich der Schleier sogleich gelichtet.«
    Â»Aber der Schatz ist zurück?«
    Â»Ja, nur wurde der Dieb nie gefasst.«
    Â»Und ich kenne ihn?«
    Er sah mich vielsagend an.
    Â»Sie denken doch wohl nicht im Ernst, dass mein Bruder oder mein Cousin mit diesem Diebstahl etwas zu tun haben könnten? Die beiden waren doch erst Anfang zwanzig.«
    Â»Die beiden?«, fragte er und sah mich erstaunt an.
    Â»Was soll das heißen, Holmes? Wollen Sie mir etwa unterstellen, dass ich damit etwas zu tun haben könnte?«
    Â»Natürlich nicht, aber denken Sie nicht so engstirnig.«
    Ich winkte ab.
    Â»Wir sollten morgen früh um neun Uhr auf dem Präsidium bei Inspektor Kingslay in Canterbury vorstellig werden. Ich habe einige interessante Entdeckungen auf Whitstable Hall gemacht und werde ihm etwas auf den Zahn fühlen. Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben, auch für uns nicht.«
    Â»Lassen Sie uns zu Bett gehen. Ich will von dieser Angelegenheit wenigstens in den nächsten Stunden nichts mehr hören.«

XIII. Die Kingslay-Rochade
    Die Turmuhr schlug das neunte Mal, als wir das Präsidium betraten und von Kingslay selbst in Empfang genommen wurden. Nach einer kurzen, förmlichen Begrüßung führte er uns in sein Büro, das zum Garten hin lag und einen Balkon hatte. Er bot uns Tee an, den Holmes, wie nicht anders zu erwarten war, ablehnte. Somit blieb es bei zwei Tassen für den Inspektor und für mich. Unser Gastgeber wirkte aufgeräumt und abgeklärt, als könne ihm nichts und niemand etwas anhaben. Nachdem wir einen Schluck

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