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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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getrunken hatten, begrüßte er uns noch einmal freundlich und wollte wissen, warum Holmes um diese Unterredung gebeten habe. Mein Gefährte zog wortlos eine kleine Schachtel aus seiner Westentasche und stellte sie ungeöffnet auf den Tisch. Kingslay beugte sich nach vorne und warf einen Blick darauf.
    Â»Soll das ein Scherz sein, Mr. Holmes?«
    Mein Gefährte ging nicht darauf ein, sondern öffnete die Box. Der Inspektor schaute sie ein zweites Mal an.
    Â»Was soll das? Die Box ist leer.«
    Â»Sie wissen doch besser als jeder andere, was Sie in Montgomerys linke Hosentasche gesteckt haben, um den Stallburschen zu belasten.«
    Mit einer solchen Attacke hatte ich nicht gerechnet.
    Â»Das ist eine ungeheuerliche Unterstellung!«, fauchte Kingslay.
    Holmes nickte und nahm die Schachtel wieder an sich. Der Inspektor schien nicht recht zu wissen, wie er reagieren sollte. Ich meinte zu beobachten, dass er sich zusammennehmen musste, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Mein Gefährte blickte hinaus in den Garten des Innenhofs und vermittelte den Eindruck, als habe er vollkommen ausgeblendet, dass sein Gegenüber noch im Raum war.
    Â»Sie kennen die Anklage, Inspektor?«, fragte er plötzlich.
    Â»Was soll dieses unsinnige Gerede? Natürlich kenne ich die Anklage, ich leite den Fall. Ihr theatralisches Getue können Sie gerne mit meinen Kollegen beim Yard veranstalten. Sie beide gehen jetzt besser.«
    Wir waren schon an der Tür, als sich Holmes noch einmal zu Kingslay umdrehte.
    Â»Mit dieser Finte werden Sie den armen Jungen nicht an den Galgen bringen. Suchen Sie sich ein anderes Opfer für Ihre Machenschaften.«
    Damit eilte er an mir vorbei und war sogleich auf der Treppe. Ich hatte erwartet, dass Kingslay uns wutentbrannt folgen würde, aber nichts dergleichen geschah. Warum hatte Holmes das getan? Sein Verhalten war eine offene Kriegserklärung. Wir erreichten unsere Kutsche und preschten durch die Straßen von Canterbury, bis wir schließlich vor einem Pub Halt machten.
    Â»Ich hoffe ernstlich, dass Sie wissen, was Sie tun. Das war ein Affront allererster Güte.«
    Â»Watson, wie sicher fühlen sich Entscheidungsträger, wenn sie ohne Skrupel jemandem ein falsches Indiz unterschieben? Und von wem kam die Order? Entweder wir provozieren eine Konfrontation, von der nur wir den Sinn und Zweck kennen, oder wir spielen das Spiel mit und haben keine Handhabe, so wie das in den letzten Jahrzehnten schon mehrfach der Fall gewesen ist.«
    Â»Gut, Sie haben den Fehdehandschuh geworfen und diktieren also von jetzt an das Geschehen. Aber wissen wir denn wirklich genug, um so vorgehen zu können?«
    Holmes verzog den Mund und zuckte dann mit den Schultern.
    Â»Sie zwingen also, wen auch immer, zum Handeln. Ich kann nur hoffen, dass Ihnen klar ist, was Sie tun«, insistierte ich.
    Â»Sie müssen und sie werden reagieren. Nichts anderes hilft uns weiter.«
    Wir betraten den noch recht leeren Pub, der erst gereinigt worden war, denn der im Raum hängende Rauch vermischte sich mit dem Geruch des Putzmittels zu einer strengen, unangenehmen Mischung. An der Theke stand zu meiner Überraschung Inspektor Bradstreet und trank einen Grog. Er begrüßte uns mit einem leichten Kopfnicken, als wir auf zu ihm zukamen.
    Â»Und, haben Sie Ihren Zug gemacht, Mr. Holmes?«, wollte er von uns wissen.
    Â»Der Ball ist im Spiel. Sie wissen, was zu tun ist? Denken Sie daran, dass unter keinen Umständen auch nur der leiseste Verdacht aufkommen darf, dass wir Kontakt haben. Hängen Sie sich an Kingslay. Wenn es etwas zu berichten gibt, hinterlegen Sie eine Nachricht im Pigeons Inn. Es wird ein gefährliches Unterfangen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, diese Bruderschaft zu sprengen.«
    Â»Eine Bruderschaft?«, fragte ich ungläubig nach.
    Â»Es kommt noch einiges auf uns zu, glauben Sie mir. Wir wissen von Kingslay, Smithers, Jeffries, Slight und Montgomery, den man jedoch eliminiert hat. Ungewöhnlich, oder?«
    Bradstreet nickte nur.
    Â»Sie können auf mich zählen. Erst wollte ich Ihnen das nicht abnehmen, aber die Beweise sind hieb- und stichfest. Wenn ich mir vorstelle, dass ein Inspektor einen Unschuldigen durch falsche Indizien an den Galgen zu bringen versucht.«
    Er ballte seine Faust, hielt aber inne und nickte uns wissend zu.
    Â»Ich wünsche den Herren einen erfolgreichen Tag.«
    Damit wandte er sich in

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