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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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ein wenig mit der zunehmenden Verwirrung versöhnte. Ich ließ mir den Schlüssel geben, dankte dem Inspektor für die Begleitung und ging auf mein Zimmer. Nachdem ich mich ausgezogen und gewaschen hatte, legte ich mich aufs Bett, um ein wenig auszuruhen. Eine bleierne Müdigkeit überkam mich und mir fielen die Augen zu.

XVI. Die Kathedrale von Canterbury
    Als ich erwachte, blieben mir noch ein paar Minuten, um pünktlich zum Treffpunkt mit Bradstreet vor dem Hotel zu gelangen. Da ich die Toilette in weiser Voraussicht schon erledigt hatte, trat ich also um Viertel vor zehn auf der Straße, wo schon eine Kutsche auf mich wartete, in deren Kabine der Inspektor saß.
    Â»Haben Sie etwas Ruhe finden können, Doktor?«
    Â»Ich bin ganz gut erholt. Aber der Aufenthalt hier zehrt doch ziemlich an meiner noch angeschlagenen Gesundheit. Wohin geht die Fahrt denn?«
    Â»Zur Kathedrale, Holmes hat wohl etwas im Sinn. Nur wir beide sollen zu ihm ins Kirchenschiff kommen. Er hat mich ausdrücklich darauf hingewiesen, keine Kollegen der hiesigen Polizei zu verständigen. Wir werden also völlig auf uns gestellt sein.«
    Ich entschied, Bradstreet, soweit es mir möglich war, ins Vertrauen zu ziehen. Viele Details musste ich auslassen, vor allem weil ich nicht wusste, wie diese zu bewerten waren. Als der Kutscher schließlich stoppte und wir zur Kathedrale gingen, entdeckte ich den von uns auf Compton Lodge entwendeten Zweispänner am Rande des Vorplatzes. Wir betraten die Kirche durch ein Seitenportal, das Holmes nach mehrfachem Klopfen öffnete.
    Â»Und Watson, fühlen Sie sich bereit für den letzten Akt?«
    Â»Wenn diese Odyssee tatsächlich mit dem heutigen Abend endet, wäre mir das sehr recht.«
    Er führte uns zu der Treppe, die in die westliche Krypta führte. Ein paar im Kellerraum verteilte Kerzen waren entzündet worden, die ein gleichmäßiges, aber recht schwaches Licht erzeugten. Dann wies er uns auf zwei runde, etwa dreißig Inch im Durchmesser große Spiegel hin, die der Detektiv so aufgestellt hatte, dass sie ein Betrachter, wenn er am vergitterten Eingang der Krypta stand, nicht sehen konnte. Er rieb sich beinahe vergnügt die Hände.
    Â»Holmes, das sind die beiden Flachspiegel aus dem Keller von Compton Lodge!«
    Â»So ist es, mein Lieber. Wie Sie sehen, habe ich nach meinem Verschwinden einiges zu tun gehabt. Kein leichtes Unterfangen kann ich Ihnen sagen. Einen Moment noch«, sagte er und drehte einen der beiden Spiegel bis zu einer Markierung, die auf dem Boden eingezeichnet war.
    Â»Kommen Sie, wir haben keine Minute zu verlieren. Die Mitglieder dieser Bruderschaft werden in Kürze hier auftauchen. Wir brauchen eine strategisch günstige Position.«
    Er ließ uns vorangehen und bat darum, uns nicht mehr umzudrehen.
    Â»Zu welchem Zweck haben Sie das hier aufgebaut?«, wollte Bradstreet wissen.
    Â»Ein optischer Effekt, der unsere Besucher zusätzlich irritieren soll.«
    Wir stiegen die Stufen nach oben und standen vor dem Altarbereich. Holmes sah sich um, deutete auf die Eingänge sowie auf verschiedene Stellen im Kirchenschiff. Dann zeigte er auf die Kanzel.
    Â»Von dort oben sollten wir alles im Blick haben.«
    Es dauerte nur wenige Minuten, dann öffnete sich das Seitenportal, durch das uns bereits Holmes eingelassen hatte. Ein einzelner Mann betrat die Kirche und verschwand lautlos im Schatten einer der Säulen des Mittelschiffs. Er war von meiner Position aus nur schlecht zu erkennen, schien mittleren Alters und gut trainiert zu sein. Ich vermutete, dass mein Gefährte jemanden zur Unterstützung hatte kommen lassen. Dann geschah eine ganze Weile nichts – wir lauerten wie auf einem Hochsitz. Die Turmuhr schlug zehn und schließlich halb elf. Auch der Mann im Schatten der Säule schien völlig regungslos zu warten. Bradstreet sah mich mit ungläubigem Gesichtsausdruck an; es war ihm deutlich anzumerken, dass er am liebsten aufgestanden wäre, um dieser Farce ein Ende zu bereiten. Holmes schien zu ahnen, was im Kopf des Inspektors vorging, denn er hob mahnend den Zeigefinger.
    Endlich, es musste etwa zwanzig Minuten vor elf gewesen sein, knarrte das Hauptportal und vier Männer betraten das Kirchenhaus. Ihre Gaslampe drehten sie nur so weit auf, dass man ihre Umrisse erahnen konnte. Sie verharrten noch einen Moment im Eingang und schienen sich zu beraten. Dann lief je einer

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