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Das Geheimnis von Compton Lodge

Das Geheimnis von Compton Lodge

Titel: Das Geheimnis von Compton Lodge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Jackob
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Plan mit der Erbschaft geschmiedet, um Ihren Cousin Walter, Ihren Bruder Henry und Sie selbst nach Compton Lodge zu locken. Ich gehe davon aus, dass man noch nicht wusste, wer von Ihnen am Raub in der Kathedrale beteiligt war. Fakt ist, dass Cousin Walter die Gefahr schnell genug erkannt hat und noch in der Nacht geflohen ist. Wie es Ihrem Bruder gelungen ist, jede Schuld oder Mitwisserschaft überzeugend auf Sie abzuwälzen, hat er wohl mit ins Grab genommen. Ein Trauma, das er übrigens nie überwunden und wofür er nach jahrelanger Trunksucht mit dem Leben teuer bezahlt hat.«
    Mein Gefährte schwieg und blickte in den fast sternenklaren Himmel. Wären wir doch nur schon wieder zurück in der Baker Street und hätten diese Reise nie angetreten, dachte ich mir. Er unterbrach meinen Gedanken.
    Â»Nein, Watson. Diese Geschichte musste ein für alle Mal aufgeklärt werden. Es zehrt an Ihnen, und die Ungewissheit kann schmerzlicher als die Wahrheit sein.«
    Erneut vergingen ein paar Minuten, bis er weitersprach.
    Â»Unter Umständen weiß Jeffries als Mitglied der Bruderschaft mehr darüber zu berichten. Bislang hat er allerdings nur wenig Wahres gesagt, vor allem die Erzählung über Ihren Besuch auf Compton Lodge dürfte im Wesentlichen erfunden sein. Dass mit Jeffries etwas nicht stimmte, war mir schon bei seinem Besuch in der Baker Street klar geworden. Auch in diesem Fall hat der Privatsekretär Ihres Großvaters seine Rolle zu gut spielen wollen. Sie erinnern sich an meine Frage, ob Sir Edward an dem fraglichen Abend noch einen Kaffee genommen habe. Sie entbehrte jeder Grundlage. Jeffries bejahte sie, was ein deutlicher Hinweis darauf war, dass er log. Er muss wohl versucht haben, auf diese Weise unser Gespräch zu kontrollieren. Ganz im Gegensatz zur Aussage seines Privatsekretärs, pflegte Sir Edward eine enge und innige Beziehung zur Anglikanischen Kirche. Er hatte wohl entschieden, das gesamte Erbe als Wiedergutmachung für den Raub durch einen seiner Enkel der Kirche zu vermachen.«
    Â»Aber das erklärt doch nicht, was dann mit mir passiert ist?«
    Â»Die Bruderschaft, Watson. Sie hat eine jahrhundertelange Tradition und ihre Grundsätze speisen sich aus den Vorfällen um Thomas Becket, den ehemaligen Erzbischof von Canterbury. Die Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Kirchenrecht gegen das weltliche Recht zu verteidigen und auch sonstiges Fehlverhalten innerhalb der Kirche zu sühnen. Ihr Wappentier haben sie bei Becket entlehnt, die schwarze Alpenkrähe mit dem roten Schnabel. Auch der Satz auf der Kutsche ›Frieden und Freiheit der Kirche‹ ist dem bekannten letzten Satz des Erzbischofs entlehnt: ›Ich bin bereit für meinen Gott zu sterben, damit durch mein Blut die Kirche Freiheit und Frieden erlangen möge‹. Diese Männer gingen davon aus, dass Sie etwas über den Raub wussten und haben Sie einer Läuterung unterzogen. Das sollte durch dieses geheime Spiegelzimmer geschehen, also mithilfe eines so genannten katoptrischen Raums. Der jesuitische Gelehrte Athanasius Kircher hatte seinerzeit in Rom im 17. Jahrhundert das Kircherianum aufgebaut, ein Museum, in dem es eine Vielzahl solcher Konstruktionen zu bewundern gibt. Wie erwähnt, ging er davon aus, dass die Verunsicherung des Betrachters eine reinigende Wirkung erzeugen und einer tiefen religiösen Erfahrung dienen würde.«
    Â»Also eine Art Folter?«
    Â»Soweit würde ich nicht gehen. Man wollte Sie auf den Pfad der Tugend führen und so das Geheimnis um den Raub des Goldschatzes lüften. Diese katoptrischen Räume können einen ziemlich starken Effekt auf die Psyche haben, vor allem, wenn man ihnen längere Zeit ausgeliefert ist.«
    Ich bat meinen Gefährten eine Pause zu machen. Mir war regelrecht übel bei dem Gedanken, dass man mich womöglich wochenlang festgehalten und diesen psychischen Qualen ausgesetzt hatte, um mich zu läutern. Ich ging nach drinnen und schenkte mir Brandy nach, der Beruhigung wegen. Eigentlich wollte ich von dieser Geschichte nichts mehr hören, es genügte mir zu wissen, dass mein Cousin das ganze Unglück ausgelöst und mein Bruder, ob nun ehrenhaft oder nicht, einen viel zu hohen Preis für seine einmalige Unaufrichtigkeit bezahlt hatte.
    Â»Watson, ich verstehe Ihre Verärgerung. Soll ich fortfahren, oder haben Sie für heute genug?«
    Â»Verschonen Sie mich

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