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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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mich umkleiden.“ Sie stand auf und eilte voraus zur Tür. „Was trägt man bloß bei einem Schachspiel mit einem Earl? Findest du es ein wenig zu dick aufgetragen, wenn ich mir Pfauenfedern in die Haare stecken lasse?“

    Es war Punkt drei, als Mylady die Hand hob, um an die Tür seiner Lordschaft zu klopfen. Sie hatte doch auf aufwendigen Haarschmuck verzichtet und trug ein schlichtes, farblich auf ihr rauchblaues Kleid abgestimmtes Häubchen. Elizabeth hatte befunden, dass ihr dieser Kopfputz am allerbesten stand und sie um etliche Jahre jünger erscheinen ließ. So fand sich Mylady für die kommende Unterhaltung bestens gerüstet. Noch bevor ihr erstes Klopfen ertönte, öffnete sich die Tür wie von Geisterhand.
    Mylady trat ein, und der Kammerdiener ließ die Tür hinter ihr ins Schloss fallen, nicht ohne den Schlüssel umzudrehen. Er verbeugte sich vor ihrer Ladyschaft. „Ich darf Sie herzlich begrüßen, Lady Portland, und freue mich sehr, dass Sie meiner Einladung Folge geleistet haben. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für unverschämt, dass ich die Türe abgesperrt habe, denn ich versichere Ihnen, meine Absichten sind durch und durch ehrenhaft. Dennoch wäre es schade, wenn man unser Tête-à-Tête stören würde, nicht wahr?“
    Mylady, die sich neugierig im Raum umgeblickt hatte, so als würde an irgendeinem der Möbelstücke die Lösung des Geheimnisses von Digmore Park kleben, fuhr herum und sah den Kammerdiener leicht befremdet an. „Ich bin doch nicht gekommen, um ein Stelldichein mit einem Kammerdiener zu erleben“, sagte sie streng, „führen Sie mich auf der Stelle zu seiner Lordschaft!“
    Der ältere Herr schmunzelte und öffnete bereitwillig die Flügeltür zum angrenzenden Zimmer. Dort saß ein junger Bursche auf dem Rand eines hohen Bettes. Er steckte in der Uniform eines Lakaien und baumelte mit den Beinen.
    „Bitte sehr, Eure Lordschaft.“ Der Kammerdiener verbeugte sich übertrieben untertänig. „Hier bringe ich Ihnen Lady Portland.“

27. Kapitel
    Als Lady Portland sich noch umkleidete für ihr geheimnisvolles Treffen mit Lord Digmore, kehrte Lord Bakerfield ins Haus seines Onkels zurück. Er hatte es gründlich satt, Tag und Nacht auf der Lauer zu liegen, stets das Eingangstor im Visier. Wie lange sollte das denn noch so weitergehen? Wo blieb dieser verdammte Dewary? Nie im Leben hätte er gedacht, dass er das Kommen seines ungeliebten Vetters je mit solcher Ungeduld erwarten würde.
    Gerade als er in die Eingangshalle trat und nach Mr. Richards läutete, damit ihm dieser aus den Stiefeln helfen würde, erblickte er seine junge Frau oben auf der Galerie. Diese Schönheit, dieses Wunderwesen an Weiblichkeit war tatsächlich seine Gattin! Er konnte es immer noch nicht glauben! Seine Gedanken schweiften zurück zu dem Tag, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Sein Freund Bertram steckte wieder einmal in der Klemme. Spielschulden wie so oft, und wie so oft war es er, der ihm aus der Patsche half. Ja, er wusste, dass es Vater niemals gutgeheißen hätte, einem Spieler aus der Verlegenheit zu helfen. „Mache es dir zu einer Grundregel für dein gesamtes Leben“, hatte er ihn oftmals mit erhobenem Zeigefinger belehrt, „wirf niemals gutes Geld schlechtem Geld nach!“ Doch was wäre ihm anderes übrig geblieben? Bertram war sein bester Freund. Wenn man es genau nahm, dann war er sein einziger Freund. Bertram hatte ihm einige Tricks beim Kutschieren gezeigt. Und sein unverschämtes Glück bei Frauen trug dazu bei, dass auch er sich, bis zu einem gewissen Grad jedenfalls, in seinem Glanz sonnen konnte. Dennoch gab es nicht viele Frauen, die ihn eines zweiten Blickes für würdig erachteten. Er war nicht schön genug. Von Papa hatte er nicht nur die rote Gesichtsfarbe, sondern auch das schüttere Haar geerbt. Und das fehlende Talent zu schmeicheln. Er sagte, was er wollte. Und er erwartete, dass das geschah. Ohne langes Reden. Seine Mutter hatte sich stets an diese Regeln gehalten. Stets? Er lachte bitter auf! Hätte sie es nur getan, dann säße er jetzt nicht hier in diesem Schlamassel und müsste nicht versuchen zu retten, was noch zu retten war.
    Nun hatte ihn Mylady entdeckt. „Edward!“, rief sie aus und schürzte ihre Röcke, um die Treppe hinabzueilen. „Du bist aber heute früh nach Hause gekommen!“
    Es klang so freudig, dass ihm ganz warm ums Herz wurde. Sie liebte ihn wirklich. Sicher nicht so innig wie er sie, denn niemand konnte einen anderen so innig lieben,

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