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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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der gebotenen Höflichkeit fehlen lassen. Im Gegenteil, sie hat uns wiederholt versichert, wie glücklich sie sei, uns als ihre Gäste hier zu haben.“
    „Sie als ihre Gäste zu haben?! Aber Sie sind doch Gäste von Digmore Park, nicht von Lady Bakerfield!“
    „Das, mein lieber Major Dewary, ist für Lady Bakerfield ein und dasselbe!“
    Er sah sie mit großen Augen an, sagte jedoch kein Wort darauf. Es war höchste Zeit, wieder seinen angestammten Platz im Haus einzunehmen. Hier lief derzeit offensichtlich nichts so, wie es sich geziemte. Edward ging anscheinend fest davon aus, dass Digmore Park ihm in Bälde gehörte. Nun, da würde er ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Sobald er frei wäre, würde er heiraten und für Nachkommen sorgen. Und dann wäre Edward ein für alle Mal aus dem Rennen!
    „Ich vermute, dass es mein Cousin Edward war, der mich hier eingeschlossen hat. Und sicher hat er auch bereits seinen Burschen zum Friedensrichter geschickt, um ihn herzuholen.“
    Doch hier irrte Major Dewary. Im Gegenteil, sein Cousin Edward war außer sich, als man ihm mitteilte, dass ein Diener schon unterwegs war zum Haus von Sir Thomas Streighton.

31. Kapitel
    Das Dinner hatte mit einer kleinen Verspätung begonnen, und die Stimmung, die bei Tisch herrschte, unterschied sich von der der letzten Abende doch ganz erheblich. Lady Portland hatte um kurz nach sechs etwas außer Atem das Speisezimmer betreten. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Mylady“, hatte sie ausgerufen, „meine Tochter wird sich wohl etwas verspäten …“ Sie verstummte, als sie nach einem Blick durch den Raum festgestellt hatte, dass Lady Bakerfield ebenfalls nicht zugegen war. Seine Lordschaft hatte sich vom Platz des Hausherrn am Kopf der Tafel erhoben und kam zu ihr hinüber, um sie zu Tisch zu geleiten.
    „Was ist mit Ihrer Tochter, Lady Portland? Ich hoffe, es ist keine ernsthafte Unpässlichkeit …“
    Er schob ihr den Stuhl zurecht, und ihre Ladyschaft nahm Platz.
    „Ich bin völlig ratlos, Mylord, wenn ich ehrlich sein soll. Ich komme eben von ihrem Zimmer, und meine Tochter war nicht da! Was soll ich davon nur halten? Elizabeth weiß, dass ich Unpünktlichkeit beim Abendessen keinesfalls dulde!“ Sie blickte sich um. „Apropos, Ihre Gattin ist auch noch nicht hier.“
    Mylord runzelte die Stirn. „Das ist richtig, Lady Portland, und gibt auch mir Anlass zu gewisser Sorge. Dennoch, wir wollen nicht zu schwarz malen. Vielleicht sind die beiden jungen Damen ausgeritten und haben nicht auf die Uhr geachtet. Das kann einmal vorkommen …“
    Die Türe öffnete sich, und zumindest seine Lordschaft hatte nicht mehr länger Grund zur Sorge. Beschwingten Schrittes betrat seine Gemahlin den Raum. Sie hatte ihr Lieblingskleid aus zartem violettem Musselin angezogen, die gehäkelten Spitzen des hochgeschlossenen Kragens umschmeichelten ihr herzförmiges Gesicht. Mehr Locken als sonst hatten sich aus den aufgesteckten Haaren gelöst und ringelten sich nun vorwitzig an den Schläfen. Mylady war allerbester Laune.
    „Ich wünsche allerseits einen wunderschönen guten Abend!“
    Sie trat zum Tisch, um sich gegenüber von Lady Portland niederzulassen, und gab dem wartenden Diener das Zeichen, mit dem Auftragen der Speisen zu beginnen.
    Ihr Gegenüber betrachtete prüfend Myladys ungewöhnliche Frisur. „Was ist denn mit Ihren Haaren geschehen, meine Liebe?“
    Lady Bakerfield zuckte zusammen. Ihre Zofe! Sie war ohnehin schon zu spät in ihr Zimmer zurückgekehrt, und dann hatte das dumme Ding so lange gebraucht, ihr ins Kleid zu helfen. Es war keine Zeit mehr gewesen, sich noch mit den Haaren aufzuhalten. Bei einem raschen Blick in den Spiegel hatte sie an der Frisur nichts auszusetzen gehabt. Hilfe, was machte Lady Portland denn da? Der Dame war es anscheinend nicht zu dumm, sich so weit über den Tisch zu beugen, dass sie an ihre Locken langen konnte.
    „Sind das etwa … Spinnweben?“
    Lady Bakerfield lachte auf. Das Lachen war zu laut und zu gekünstelt, als dass sie ihren Mann und ihren Gast hätte täuschen können. „Natürlich sind das Spinnweben!“, rief sie aus. „Das ist der letzte Schrei in London. Haben Sie davon noch nichts gehört?“
    „Tatsächlich?“ Lady Portlands Tonfall war nichts als höfliches Interesse, doch die skeptisch erhobene Augenbraue und der spöttisch verzogene Mund sprachen eine andere Sprache.
    „Papperlapapp!“, rief seine Lordschaft. „Was erzählst du denn da für Geschichten,

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