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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Obstschüssel. „Nach Verhungern sieht mir das nicht gerade aus. Außerdem können Sie jederzeit hinunter ins Speisezimmer gehen und die Dienerschaft nach etwas zu essen fragen.“ Er zog seine Taschenuhr aus der linken Hosentasche. „Was mich daran erinnert, dass soeben das Abendessen stattfindet. Wird man es nicht etwas seltsam finden, wenn Sie nicht daran teilnehmen?“
    „Das wird man mit Sicherheit.“ Elizabeth seufzte. „Hoffentlich komme ich wenigstens noch rechtzeitig zum Dessert ins Speisezimmer! Meine Mutter hat sehr freigeistige Ansichten, Major, doch Unpünktlichkeit kann sie auf den Tod nicht ausstehen.“
    Dewary, der ihren Worten nicht ganz hatte folgen können, ging zur Tür hinüber. Er rüttelte an der Klinke, doch auch diese Tür war abgesperrt.
    „Man hat Sie also tatsächlich hier oben im Turmzimmer eingeschlossen?“, vergewisserte er sich ungläubig.
    „Ja natürlich, und ich dachte, Sie hätten die Tür wieder aufgesperrt. Wie um alles in der Welt sind Sie dann hier hineingelangt?“
    Dewary ging zu der Wand, die dem Eingang gegenüberlag. Er gab der Tapete ganz außen am linken Rand einen leichten Schubs, worauf sich eine kleine Tür öffnete und den Blick auf eine dunkle Treppe freigab.
    Elizabeth war ihm gefolgt. „Wohin führt denn diese Treppe nun schon wieder? Dieses Haus verfügt über mehr Geheimtreppen als alle anderen Häuser, in denen ich bisher zu Gast war, zusammen!“ Sie warf einen neugierigen Blick in das dunkle Loch hinter der Tapetentür.
    „Hier geht es zu meinem Zimmer hinunter, Miss Porter. Falls Sie aber hoffen, Sie könnten auf diese Weise Ihr Gefängnis verlassen, muss ich Sie leider enttäuschen. Denn auch ich bin eingeschlossen worden. In meinem eigenen Zimmer!“
    „Aber ich habe das Zimmer doch eigens für Sie aufgesperrt …“
    Das Lächeln, das er ihr schenkte, war überaus liebevoll. „Ja, ich weiß, und ich bin Ihnen auch zu großem Dank verpflichtet. Leider habe ich vergessen, den Schlüssel abzuziehen, als ich mich in mein Zimmer geschlichen habe …“
    „Haben Sie eine Vorstellung, wer das war?“
    Dewary schüttelte den Kopf. „Es ist mir ein Rätsel, ich vermute aber, es war dieselbe Person, die den Mordvorwurf gegen mich in den Raum gestellt hat.“
    Elizabeth überlegte. Die Dinge entwickelten sich so gänzlich anders, als sie es geplant hatten. „Sie haben doch vom Friedensrichter nichts mehr zu befürchten!“, fiel ihr schließlich ein. „Sie zeigen ihm einfach die Adresse von Mr. Jennings, die sie aus Ihrem Geheimgang geholt haben. Ich bin sicher, dass er seine Leute umgehend ausschickt, um den Kammerdiener herzuholen. Also brauchen Sie nichts weiter als etwas Geduld, und schon wird sich Ihre Unschuld herausstellen.“
    Sie blickte ihn so strahlend an, dass es ihm schwerfiel, ihre Hoffnungen zunichtezumachen.
    „Die Adresse ist verschwunden!“, sagte er betrübt.
    „Was heißt das, verschwunden? Sie hatten sie doch gut versteckt …“
    Er nickte. „Dennoch, sie ist weg.“
    Sie wurde bleich, und er schalt sich dafür, dass er, wenn auch nur kurz, den Verdacht gehegt hatte, sie habe etwas mit dem Verschwinden der Adresse zu schaffen. Dann sanken sie in trauter Einigkeit auf die Bettkante zurück. Jeder hing einen Moment seinen düsteren Gedanken nach. Wie sollte Dewary je seine Unschuld beweisen, wenn das einzige Beweismittel verschwunden war?
    „Denken Sie, es war dieselbe Person, die uns beide eingesperrt hat?“
    Er zuckte mit den Achseln. „Ich weiß es nicht. Haben Sie etwa gesehen, wer Sie ins Turmzimmer sperrte? Wie sind Sie überhaupt hierhergekommen?“
    „Lady Bakerfield hat mich unter einem Vorwand ins Turmzimmer gelockt. Und ich war neugierig genug, ihr durch die geheimnisvolle Tapetentür zu folgen.“
    „Lady Bakerfield? Ich muss sagen, langsam bin ich wirklich neugierig auf die Frau, die Edward da angeschleppt hat. Mir scheint, die Dame hat äußerst sonderbare Vorlieben!“
    „Sie meinen, es sei eine Vorliebe von ihr, Leute in Zimmern einzusperren?“
    Dewary hob kurz die Schultern. „Hatten Sie Streit mit Mylady? Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum sie Sie aus dem Weg haben wollte?“
    Elizabeth zog die Stirn kraus und schüttelte dann den Kopf. „Nein, da fällt mir nicht das Geringste ein. Lady Bakerfield ist zwar ein reichlich launenhaftes Geschöpf, und ihr Umgang mit der Dienerschaft ist geprägt von Hochmut und Standesdünkel. Gegenüber Mama und mir hat sie es bisher jedoch nur selten an

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