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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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danach.
    „Gib mir den Tee! Wenn er wirklich beruhigend wirkt, so kann ich ihn gut gebrauchen. Du kannst aus der Küche …“
    „Wirst du wohl die Finger von der Kanne lassen!“ Myladys Stimme war so schroff, dass seine Hand erschrocken zurückzuckte. Es fehlte nicht viel, und seine Gattin hätte ihm auf die Finger geschlagen!
    „Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein! Der Tee ist einzig und allein für deinen Onkel bestimmt. James, bitte bringen Sie die Kanne zu Ihrem Herrn!“
    An diesem Abend gab es den ersten handfesten Krach zwischen den Eheleuten Bakerfield. Dabei stritten sie so laut, dass der heimliche Lauscher vor ihrem Zimmer nicht einmal das Ohr an das Türblatt legen musste, um jedes Wort genau zu verstehen. Und er war zufrieden mit dem, was er hörte.

    Als die Nacht hereingebrochen und die dünne Sichel des abnehmenden Mondes über den hohen Baumwipfeln von Digmore Park aufgegangen war, verabschiedete sich Major Dewary von Elizabeth, um sich in sein Schlafgemach zurückzuziehen.
    „Ich verstehe nicht, dass man mich noch immer nicht gefunden hat! Ich bin mir sicher, meine Mutter hat alles Erdenkliche getan, um mein Versteck aufzuspüren.“
    Wenn man wenigstens die Fenster hätte öffnen können, sie hätte sich bei den Wachleuten vor dem Haus bemerkbar machen können. Sicher hätten sie sie aus ihrer misslichen Lage befreit. Sie ging zur Tapetentür hinüber und trommelte mit aller Kraft dagegen. Leider hatte es nicht den geringsten Erfolg. „Hier bin ich! Hilfe! Mama!“
    Doch so sehr sie auch schrie und trommelte, ihre Bemühungen zeitigten dasselbe Ergebnis wie am Nachmittag: nämlich keines. Als sie ein unterdrücktes Lachen hörte, wandte sie sich mit einem Ruck um. „Unterstehen Sie sich, mich auszulachen!“
    Sie stürzte zu Dewary hinüber und trommelte nun anstatt auf die Tapetentür gegen seinen Brustkorb. Er hielt ihre Hände fest, ohne jedoch mit dem Lachen aufzuhören.
    „Wenn du wüsstest, wie komisch das ausgesehen hat, meine Liebe“, brachte er mühsam hervor.
    Elizabeth wehrte sich zwar im ersten Moment dagegen, doch dann fiel sie in sein Lachen ein. Und dann konnten sie beide nicht anders, sie mussten sich einfach wieder küssen. Und je mehr sie sich küssten, in desto weitere Ferne rückte seine Verlobte und desto weniger dringend wollten sie aus dem Turmzimmer befreit werden. Andererseits: Es war ausgeschlossen, dass sie die Nacht im selben Zimmer verbrachten. Elizabeths guter Ruf war so schon in größter Gefahr. Dennoch fiel es keinem von beiden leicht, sich voneinander zu lösen.
    „Schlaf gut, meine Liebe, und sorge dich nicht! Ich bin mir sicher, dass man spätestens morgen dein Gefängnis entdeckt.“
    Dewary gab Elizabeth einen kleinen Abschiedskuss auf die Stirn und stieg, nachdem er heldenhaft abgelehnt hatte, sich vom einladenden Obstkorb zu bedienen, die dunkle Treppe in sein Zimmer zurück. Sein Magen knurrte, hatte er doch seit dem Mittagessen nichts mehr gegessen. Aber er wollte keinesfalls schuld daran sein, dass seine Liebste hungrig zu Bett gehen musste! Es war schon schlimm genug, dass sie von dieser seltsamen Frau eingesperrt worden war. Was hatte sich Edwards Gattin nur dabei gedacht? Warum griff Vater nicht ein? Ging es ihm wirklich so schlecht? War seine Lordschaft noch klar im Kopf? Sicher würde er sich an das Turmzimmer erinnern, und Elizabeths Befreiung war nur mehr eine Frage von Stunden. Doch was wurde dann aus ihm? Als er durch die Tapetentür trat, war sein Zimmer fast so dunkel wie der Weg dorthin. Doch das fahle Licht des Mondes leuchtete auf den Tisch neben der Tür, und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen, als er entdeckte, was dort stand.
    Mit einem Satz war er an der äußeren Tür, rüttelte an der Klinke, doch sie war nach wie vor verschlossen. Er zündete alle Kerzen an, die er finden konnte, und nahm den Tisch neben der Tür genau in Augenschein: Kalter Braten stand für ihn bereit, und unter einer silbernen Haube befanden sich gebratene Wachteln und gekochtes Gemüse. Eine große Schüssel von seinem heiß geliebten Birnenkompott war die Krönung des Mahls. Wie war es nur in sein Zimmer gelangt? Was hatte man sich wohl gedacht, als man ihn hier nicht vorfand?
    Dewary stemmte seine Arme in die Hüften und schüttelte seufzend den Kopf. Welchen Sinn hatte es, über Fragen zu grübeln, auf die es keine Antworten gab? Außerdem gab es Wichtigeres zu tun. Ohne lange nachzudenken, trat er wieder durch die Tapetentür, und die Kerze

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