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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Louise? Wo bist du gewesen, wie kommen die Spinnweben in dein Haar?“
    Mylady suchte Zuflucht im Schmollen. „Es ist nicht nett von dir, mein Lieber, mich vor unserem Gast bloßzustellen, gar nicht nett. Gerade so, als könnte ich etwas für die Versäumnisse des Personals …“ Sie wandte sich an Lady Portland. „Ich vermisse Ihre liebe Tochter. Ist sie heute nicht an Ihrer Seite, Mylady? Sie fühlt sich doch nicht etwa krank?“
    Während die Diener die Speisen auftrugen, erging sich die Tischgesellschaft in Mutmaßungen darüber, wo Elizabeth sein konnte. Lady Portland tat wiederholt ihre große Sorge über das Verschwinden ihrer Tochter kund. Lady Bakerfield versprach, den Keller absuchen zu lassen, vielleicht hatte sich Miss Porter ja dorthin verirrt? Lord Bakerfield schickte einen Lakaien zu den Stallungen, um festzustellen, ob ein Pferd fehlte. Und obwohl Lady Portland immer wieder ihr Taschentuch an die Augenwinkel führte, hatte sich das Fernbleiben ihrer Tochter von der Dinnertafel offensichtlich nicht auf ihren Appetit ausgewirkt. Sie lobte die Küche und genoss das zarte Fleisch der gebratenen Wachteln ebenso sehr wie das exquisite Fruchtdessert.
    Der Butler trat ein. Er wies die anderen Diener mit einer Handbewegung an, den Raum zu verlassen, bevor er sich räusperte, um sich bemerkbar zu machen. Die drei blickten ihm überrascht, doch auch erwartungsvoll entgegen. Mr. Richards schlug die Hacken zusammen, hielt sich noch gerader als sonst und verkündete mit theatralischem Tonfall, gerade so, als würde er das Kommen seiner königlichen Hoheit, des Prinzregenten, ankündigen: „Es ist mir eine große Freude und Ehre, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass Major Frederick Michael Dewary, der Sohn unseres verehrten Hausherrn, des Earl of Digmore, heute Abend nach Hause zurückgekehrt ist.“
    Diese so elegant vorgebrachte Neuigkeit zeitigte bei den Herrschaften rund um die Dinnertafel ganz unterschiedliche Wirkungen.
    Lady Portland, die eben dabei war, einen reifen Pfirsich zu schälen, hielt in der Bewegung inne. „Oh, wie wunderbar! Es ist mir eine große Freude, den Sohn meiner Freundin kennenzulernen, die leider viel zu früh …“
    Lord Bakerfield fiel ihr ins Wort. „Was soll das heißen, er ist nach Hause zurückgekehrt?“
    „Ist er etwa noch am Leben?“ Lady Bakerfields Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
    Lady Portland ließ den Pfirsich fallen.
    „Louise!“ Lord Bakerfield schüttelte mahnend den Kopf.
    „Ich meinte natürlich, er ist doch noch am Leben!“, beeilte sich Mylady zu versichern. „Du weißt doch, mein Lieber, wie wenig ich den Burschen da draußen vor unserem Haus traue. Es hätte ja sein können, dass einer Dewary für einen Einbrecher gehalten und sich ein Schuss aus seinem Gewehr gelöst hätte. Ich wollte nur sichergehen, dass sich dein Cousin gesund und munter in seinem Elternhaus eingefunden hat, das ist alles.“
    „Da kann ich Sie mit Freuden beruhigen, Mylady. Der Major ist wohlauf!“, meldete sich nun erneut der Butler zu Wort.
    Seine Lordschaft war aufgestanden und hatte seine Serviette neben den Teller auf den Tisch gelegt. Nun schnappte er sich das Gewehr, das wie immer griffbereit an der Anrichte lehnte.
    „Worauf warten Sie noch, Richards, bringen Sie mich sofort zu meinem Vetter. Wenn mich die Damen bitte entschuldigen wollen. Ich möchte mich mit meinen eigenen Augen davon überzeugen …“
    Er wollte schon am Butler vorbei in die Halle hinaustreten, als dessen nächste Worte ihn im Schritt verharren ließen. „Es ist leider nicht möglich, Sie zu ihm vorzulassen, Mylord. Der Major befindet sich auf seinem Zimmer, und es wurde sichergestellt, dass er es nicht verlassen kann, bis der Friedensrichter eingetroffen ist.“
    „Wovon sprechen Sie um Himmels willen?“
    „Davon, dass das Zimmer des Majors versperrt wurde und Tag und Nacht von einem Wachposten im Auge behalten wird.“
    Lord Bakerfield fuhr auf. „Sind Sie noch ganz bei Trost, Richards? Das geschah gegen meinen ausdrücklichen Wunsch! Lassen Sie meinen Cousin umgehend frei!“
    Der Butler war sichtlich wenig erfreut, dass man in solch einem harschen Ton mit ihm sprach. „Ich bedaure, das wird nicht möglich sein, Sir!“
    Lord Bakerfield kniff die Augen zusammen. „Wer hat den Zimmerarrest angeordnet?“
    „Mit Verlaub, Sir, das war Lord Digmore persönlich!“
    Mit Genugtuung stellte Mr. Richards fest, dass Lord Bakerfield erbleichte und für einen Moment zum Schweigen

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