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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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erschrocken die Arme vor der Brust zusammen. „Nein, da ist es besser, Elizabeth ist bei ihm. Ich kann nicht zulassen, dass sich dein Sohn den Tod holt!“
    Ihr Gegenüber verbeugte sich. „Margret, ich stehe tief in deiner Schuld.“

33. Kapitel
    Drei Nächte kamen und gingen, ebenso die nächsten beiden Tage. Dewary hatte in seinem Zimmer Spielkarten gefunden, und er unterrichtete Elizabeth im Schachspiel. Sie lasen sich gegenseitig aus einem Buch über griechische Mythologie vor, das seit seinen Schultagen im Regal verstaubte. Und sie versuchten einander unter viel Gelächter mit Kohlestiften zu porträtieren. Nie bekamen sie jemanden zu Gesicht. Manchmal hörten sie Stimmen. Und am ersten Tag hatte jemand an Dewarys Tür getrommelt. Seither war es jedoch ruhig geblieben.
    Als Elizabeth am dritten Tage erwachte und die Tür zum Turmzimmer noch immer versperrt war, wurde sie äußerst unruhig. Es war schön, mit Dewary in trauter Zweisamkeit die Tage zu verbringen. Sie hatten sich viel aus ihrem Leben erzählt, ihre Träume, ihre Ängste, ihre Hoffnungen, ihre Pläne für die Zukunft. Doch so schön dies auch war und so eng die gemeinsamen Tage sie beide auch zusammengeschweißt hatten, das Damoklesschwert der Ungewissheit, das über ihren Köpfen hing, schien sich von Stunde zu Stunde tiefer herabzusenken. Major Dewary hatte sich die meiste Zeit oben im Turmzimmer aufgehalten, und wenn er in sein Gemach zurückkam, stand stets frisches Essen bereit, hatte man warmes Wasser zum Waschen bereitgestellt und das Nachtgeschirr gegen ein frisches ausgewechselt. Hatte ihn Elizabeth in sein Gemach begleitet, so war offensichtlich jemand im Turmzimmer gewesen und hatte sie auf dieselbe Weise versorgt. Am zweiten Tag zur Lunchzeit hatte Dewary in seinem Zimmer gewartet, um zu sehen, wer ihm das Essen bringen würde. Vielleicht ließ der Mann ja mit sich reden, vielleicht konnte er ihn überwältigen und fliehen. Fliehen!, dachte Dewary und seufzte bitter. Wie hatte es nur soweit kommen können, dass er aus seinem Elternhaus fliehen wollte? Doch solange er in seinem Zimmer war, so lange rührte sich nichts an der Tür. Also stieg er hinauf ins Turmzimmer, um Elizabeth Bescheid zu geben, dass sie an diesem Tag wohl vergeblich auf das Essen warten würden, und als er zurückkam, war der Tisch in Windeseile gedeckt worden. Es schien, als wüsste irgendein geheimer Jemand stets, wo sie sich aufhielten. Das war einerseits erschreckend, andererseits doch auch beruhigend. Wer kümmerte sich so fürsorglich um das leibliche Wohl, wenn er einem ernsthaft Böses wollte?

    Am dritten Morgen stieg Elizabeth abermals die Treppe hinunter und klopfte an Dewarys Tür, so wie sie es an den vorigen Tagen auch getan hatte. Er öffnete ihr mit einem liebevollen Lächeln, und sie schenkten sich den ersten Kuss des Tages. Dann geleitete er sie zum Frühstückstisch. Der hilfreiche Geist hatte wie jeden Morgen einige Platten mit Köstlichkeiten und frischen Tee in die Doppeltür gestellt. Die äußere Tür war wie immer fest verschlossen.
    Dewary tupfte sich die Lippen in der Serviette ab, legte diese auf den Tisch und sah Elizabeth nachdenklich an. „So kann es nicht weitergehen!“
    Sie nickte. Froh, dass er ihre Gedanken ausgesprochen hatte und doch mit bangem Gefühl, da die Tage der Zweisamkeit in Kürze ihr Ende finden würden. Offensichtlich hatte Dewary einen Plan gefasst. Und da hatte sie sich nicht geirrt. „Elizabeth, ich muss dich hier allein zurücklassen. Ich werde heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit das Zimmer verlassen.“ Er stand auf und trat zum Fenster, und sie beeilte sich, ihm zu folgen. „Sieh nur, dort drüben der Haselnussstrauch. Er ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Ich denke, ich kann ihn erreichen, wenn ich mich weit genug aus dem Fenster lehne. Die Äste scheinen mir kräftig genug, um mein Gewicht zu tragen.“
    Elizabeth war natürlich nicht einverstanden. „Was ist mit all den Bewaffneten, die rund um den Landsitz patrouillieren? Sie werden auf dich schießen, noch ehe du sicheren Boden unter den Füßen hast!“
    Dewary schüttelte den Kopf. „Sieh selbst, Elizabeth“, er machte eine einladende Geste, „entdeckst du hier auch nur eine einzige Wache? Mir scheint, die Männer wurden abgezogen.“
    Mit Erstaunen stellte sie fest, dass er recht hatte. Dennoch konnte sie seinen Plan nicht gutheißen. „Du wirst dir das Genick brechen!“
    Er verstand ihre Bedenken. „Glaub mir, meine Liebe, ich

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