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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Antwort, vor allem in familiären Angelegenheiten, doch er kannte sich auch mit Pflanzen und Tieren aus. Ich war leider erst zwölf, als er starb. Er hat mir so manches beigebracht, was sich in meinem Leben als äußerst hilfreich erweisen sollte.“
    Dass es sich bei diesem weisen alten Mann um seinen Großvater, den Earl of Digmore, gehandelt hatte, verschwieg er wohlweislich.
    „Und er hat Ihnen auch beigebracht, wie man Pferde heilt?“
    Diese Frage konnte Dewary nicht mit einem klaren Ja beantworten: „Natürlich gibt es Verletzungen und Krankheiten, die niemand heilen kann. Doch der Weise hat mich gelehrt, die Tiere genau zu beobachten. Er hat mir gezeigt, worauf ich mein Augenmerk zu legen habe. Und er hat mir Heilmittel verraten, die von Generation zu Generation in seiner Familie weitergegeben worden sind.“
    Er dachte an all die Schlachten zurück, aus denen die Pferde erschöpft und verletzt in die Lager zurückgekommen waren. Sobald sich seine Künste herumgesprochen hatten, war Major Dewary ein gefragter Ratgeber gewesen. Denn ein gesundes Pferd war im Kampf genauso wichtig wie ein gesunder Soldat.
    Elizabeth fasste sich ein Herz. „Ich habe Ihnen noch nicht für all das gedankt, was Sie bereits auf Portland Manor getan haben, Mr. Michaels. Nicht nur für Summerwind! Der Vorplatz wirkt gleich viel einladender, und auch den Rosen hat Ihre ordnende Hand gutgetan.“
    Nie hätte er gedacht, dass ihr das alles aufgefallen war, und ihre Dankbarkeit überraschte ihn. „Nicht der Rede wert, Miss Porter, das gehört zu meinen Aufgaben.“
    Gern hätte sie ihn gefragt, wo er gelernt hatte, sich so gewählt auszudrücken, doch sie hatte Scheu, ihn nach seiner Vergangenheit zu fragen. Mr. Michaels schien ein Mann zu sein, der nicht gern viel von sich preisgab. Der klare Grenzen setzte, die zu überschreiten ihr nicht schicklich erschien. Also wandte sie sich lieber wieder einem unverfänglichen Thema zu, den Pferden, die sich in den Schatten der hohen Haselnussbüsche zurückgezogen hatten und dort im stillen Einvernehmen grasten.
    „Mein Bruder hat vor, die vier Grauen zu verkaufen. Er meint, sie würden gutes Geld einbringen. Mir wäre es lieber, sie zu behalten, sie sind ein Andenken an meinen verstorbenen Vater.“
    Erschrocken hielt sie inne. Wie kam sie dazu, ihn, einen völlig Fremden, mit Familienangelegenheiten zu behelligen? Streitigkeiten unter Geschwistern gingen niemanden etwas an, schon gar nicht einen Diener. Major Dewary hob die Augenbrauen und sagte mit ehrlicher Überraschung: „Das sind wirklich noch dieselben Grauen? Lord Portlands berühmtes Gespann, mit dem er damals das Rennen London-Bath gewonnen hat? Kaum zu glauben!“
    „Sie haben davon gehört?“ Nun war es an Elizabeth, erstaunt zu sein. „Wie haben Sie davon erfahren?“
    „Ich bin …“, dabei gewesen, hatte er sagen wollen.
    „… von … von Mr. McPherson darüber ins Bild gesetzt worden“, beendete er den Satz, froh, noch die Kurve bekommen zu haben. Er musste aufpassen, was er sagte! Wieder einmal hatte er für einen Moment völlig vergessen, welche Rolle er zu spielen hatte. Elizabeth gab sich mit seiner Antwort zufrieden. Auch wenn es ihr etwas ungewöhnlich erschien, so hatte sie in Wahrheit nicht die geringste Ahnung, worüber vornehme Herren mit ihren Stallmeistern sprachen.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass das die berühmten Grauen sind. Mir erscheinen die Tiere etwas unbeweglich und auch übergewichtig.“
    Elizabeth musste ihm schweren Herzens zustimmen. „Das kommt davon, dass sie jetzt viel zu selten vor der Kutsche gehen. Zum Glück überschätzt Billy sich nicht derart, dass er glaubt, ein Vierergespann lenken zu können.“
    Abermals hätte sie sich am liebsten die Hand auf den vorwitzigen Mund geschlagen: Wie kam sie nur dazu, ihrem Stallmeister über die mangelnden Fahrkünste ihres Bruders Auskunft zu geben? Der jedoch schien nicht den geringsten Anstoß daran zu nehmen.
    „Außerdem ist Billy die meiste Zeit in Eton“, setzte sie rasch hinzu, „Mr. Simmons, der Stallmeister, ich meine, der alte Stallmeister, Ihr Vorgänger, war der Letzte, der die Pferde im Gespann lenken konnte. John schafft es mehr schlecht als recht. Um ehrlich zu sein, auf Portland Manor ist niemand mehr in der Lage, sie fachmännisch zu kutschieren …“
    „Niemand mehr, das würde ich so nicht sagen“, widersprach Mr. Michaels.
    „Richtig, wie dumm von mir! Sicher können Sie so ein Gespann ohne jede Mühe

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