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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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perfekte Gastgeberin auf Digmore Park. Mit einem Mal konnte er es kaum mehr erwarten, Charlie am kommenden Freitag zu treffen.

    Der nächste Freitag kam, und mit ihm kam Charlie. Pünktlich zur vereinbarten Stunde betrat er die Stallungen auf Portland Manor, gerade so, wie es sich für einen verlässlichen Burschen bei der Armee geziemte. Dewary war den ganzen Vormittag unruhig zwischen den Stallungen und der Auffahrt hin- und hergelaufen, stets in der Hoffnung, das erlösende Geräusch von Jupiters Hufen zu vernehmen. Als der Bursche nun endlich vor ihm stand, hielt er sich nicht mit einer langen Begrüßung auf. „Ich bin froh, dich zu sehen, Charlie. Wie ist es dir ergangen? Hast du eine Anstellung auf Digmore Park bekommen?“
    Der Bursche führte Jupiter in eine freie Box und begann mit einer Handvoll Stroh dessen feuchtes Fell abzureiben.
    „Ja, natürlich hab ich das!“ Er grinste und schlug die Haken zusammen. „Schauen Sie gut her, Major, vor Ihnen steht ein verdammter Stallbursche aus gräflichem Haushalt!“
    Dewary war weit davon entfernt, sich über diese Nachricht zu freuen. „Stallbursche? Du bist Stallbursche geworden? Du solltest doch Hausbursche werden!“
    Charlie begann wieder über die Flanken des Pferdes zu reiben. „Ich hab’s ja versucht, Major, einen ganzen Tag lang. Bin mit weißen Handschuhen herumgelaufen und habe Holz neben den Kaminen aufgestapelt. Ich sag Ihnen, das ist nichts für mich. Immer dieses Schleichen und diese Höflichkeit! ‚Hier Mylady, bitte sehr, Mylady!’ Ich war wirklich froh, als der Kammerdiener gesagt hat, ich passe wohl besser in den Stall. Da musste ich dann auch nicht mehr ständig die Wünsche von Lady Bakerfield erfüllen.“
    Dewary stutzte kurz. Ach ja, die geheimnisvolle neue Lady Bakerfield! Die hatte er völlig vergessen gehabt.
    „Im Stall ist es mir viel lieber, Major, das kann ich Ihnen sagen. Ich hab mich unwohl gefühlt in den Salons. Hab gar nicht gewusst, wie ich mich verhalten soll. Im Stall, da kenne ich mich aus, da …“
    „Ja, ja, ich weiß“, fiel ihm sein Herr ungeduldig ins Wort, „hast du mit meinem Vater sprechen können?“
    Charlie schüttelte den Kopf. „Ach, woher denn, ein Stallbursche kommt doch nicht in die Nähe des Hausherrn.“
    „Mein Vater reitet doch aus, bestimmt zweimal am Tag.“
    Charlie machte eine betrübte Miene. „Nein, Major, tut mir leid, dass ich Ihnen das mitteilen muss, aber es ist schon so, wie der Pfarrer gesagt hat. Ihr Vater bleibt Tag und Nacht in seinen Zimmern. Ich habe mich mit Jason, einem der Hausburschen, angefreundet, und der sagt, er habe den Alten, Entschuldigung, Major, er habe seine Lordschaft schon seit Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen.“
    Dewary konnte es kaum glauben. „Ich verstehe nicht, was da los ist, das ist so gar nicht Vaters Art! Was hast du sonst herausgefunden?“
    „Na ja, mit den Stallburschen habe ich mich auch angefreundet, so wie Sie es mir aufgetragen haben, Major. Und drum weiß ich, wie die heißen, nämlich George und Jack. Ein Paul ist da nicht dabei. Also hab ich gefragt, was denn aus dem Paul geworden ist. Dass er mal ein Kumpel von mir war und so ein Zeug …“
    „Und?“
    Charlie hob kurz die Schultern, wie um sich erneut zu entschuldigen. „Die sagen, auf Digmore Park hat’s noch nie einen Paul gegeben.“
    Dewary riss ungläubig die Augen auf. „Waaaas?!“
    „Kann’s nicht sein, dass der Bursche, der Ihre Tante kutschierte, anders geheißen hat?“
    „Hältst du mich für verblödet? Ich kenne Paul von seinen Kindertagen an! Er war der Sohn unserer ehemaligen Haushälterin, die verstarb, als er elf war. Paul ist bei uns groß geworden. Tante Barbara war so etwas wie eine zweite Mutter für ihn! Natürlich hieß dieser Bursche Paul. Er wird doch nichts mit dem Mord an meiner Tante zu tun haben?“
    Charlie zuckte mit den Achseln. „Das weiß ich doch nicht! Ich konnte mich ja nicht hinstellen und fragen: ‚Gab es hier einmal eine Tante Barbara? Und wurde die ermordet?’ Damit hätte ich doch alle hellhörig gemacht. Ich muss vorsichtig vorgehen.“
    Wider Willen musste Dewary lächeln. „Du hast ja recht, Charlie!“
    „Eins hab ich allerdings schon getan: Ich hab mich nach der Hausherrin erkundigt, und da haben sie mir gesagt, eine wirkliche Hausherrin gebe es derzeit nicht. Es gebe nur Lady Bakerfield, und die heiße Louise, also nicht Barbara. Ich hatte ja den einen Tag ausreichend Zeit, die Dame zu betrachten. Sie ist wirklich

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