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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Major knirschte mit den Zähnen, drehte sich um, nahm Linworth die Zügel seines Rappen aus der Hand und zischte zwischen zusammengepressten Lippen: „Was auch immer du hier machst, Linworth, ich bitte dich darum, niemandem zu enthüllen, wer ich wirklich bin.“
    Er wartete keine Antwort ab, sondern stiefelte wieder in Richtung Stall, diesmal mit dem Pferd am Zaumzeug. Linworth lachte laut auf. „Mich dünkt, du bist ganz in meiner Hand, Dewary! Das ist wahrhaftig ein gutes Gefühl!“
    Der Major hielt es für unter seiner Würde, darauf zu antworten. „Dein Pferd ist zu langgestreckt und hat ein Hohlkreuz“, sagte er stattdessen. Er wusste, dass Linworth ihn für einen Pferdekenner hielt, und darum wusste er auch, dass dieser Stachel saß.

19. Kapitel
    Elizabeth saß unterdessen ahnungslos mit ihrer Mutter im kleinen rosa Salon. Mylady war außer sich vor Empörung. „Das verzeihe ich Mary Ann nie, nie im Leben, das schwöre ich dir, Elizabeth. Mich so im Stich zu lassen …!“
    Ihre Tochter war hin- und hergerissen zwischen Unverständnis und Amüsement. „Mama, du bist unmöglich! Lady Marvel ist doch nicht deshalb abgereist, um dich zu kränken! Sie ist nach Bath gefahren, um ihrer Tochter bei der Geburt beizustehen. Die Hebamme hält es sogar für möglich, dass Lady Rosalie Zwillinge bekommt!“
    Mylady schmollte immer noch. „Aber doch nicht so knapp vor unserem Ball!“
    Elizabeth lächelte. „Das ist wirklich eine unglückliche Planung! Ich bin sicher, hätte Lady Rosalie bereits vor Monaten von unserem Ball gewusst, sie hätte die Geburt gewiss für einen späteren Tag vorgesehen.“
    Mylady hatte eben zustimmend nicken wollen, als ein glucksendes Lachen sie innehalten ließ. „Machst du dich etwa über deine Mutter lustig, junge Dame?“
    Dann jedoch kam sie nicht umhin, in das Lachen ihrer Tochter einzustimmen.
    „Du wirst sehen, der Ball wird auch ohne die Gegenwart deiner besten Freundin ein voller Erfolg! Die Gäste werden von der Sängerin aus Frankreich hingerissen sein …“
    Myladys Lachen verstummte. „Ach, ich weiß nicht, Elizabeth, wenn Mary Ann nicht dabei ist, dann bereitet es mir keine Freude. Außerdem habe ich festgestellt, dass mit meinen Freundinnen einen Ball zu planen viel amüsanter ist, als den Ball dann auch tatsächlich zu geben .“
    „Mama, das ist doch nicht dein Ernst! Die letzten Abende haben wir uns die Finger wund geschrieben, um alle Gäste einzuladen. Joseph wollte heute noch losreiten, um die ersten Karten zu verteilen.“
    „Sag ihm, er soll damit warten. Ich möchte es mir noch einmal überlegen. Ach, weißt du, Elizabeth, ich bin in den letzten Monaten ganz und gar nicht mehr mit meinem Leben zufrieden.“
    Elizabeth stutzte. Diese nachdenkliche Seite kannte sie von ihrer Mutter gar nicht. „Wovon redest du, Mama? Wir haben es doch sehr beschaulich hier.“
    Lady Portland, die an ihrer Limonade genippt hatte, verschluckte sich beinahe. „Beschaulich! Das ist es ja, meine Liebe, das ist es ja. Eben diese Beschaulichkeit macht mir zu schaffen. Ich möchte etwas ändern …“
    Elizabeth setzte sich zu ihrer Mutter auf das kleine rosa-blau gestreifte Sofa. „Was meinst du mit ‚etwas ändern’? Gefällt dir dieser Salon nicht mehr? Möchtest du neue Tapeten?“
    „Ach, wer redet denn von Tapeten!“ Lady Portland verzog ihr Gesicht wie ein kleines Kind, dem man nicht bereit war, einen Wunsch zu erfüllen. „Ich meine doch nicht diesen Salon, ich meine dieses Haus. Nein, ich meine diesen Landstrich. Elizabeth, es ist Zeit für einen richtigen Tapetenwechsel. Was hältst du davon, wenn wir im kommenden Frühjahr nach London ziehen? Mein Bruder hat ein riesiges Stadtpalais ganz für sich allein. Ich bin sicher, er ist nur zu froh, dort wieder einmal Gesellschaft zu haben.“
    Elizabeth hielt sehr viel von dieser Idee. Nichtsdestotrotz sah sie sich sehr zu ihrem eigenen Bedauern gezwungen, den Enthusiasmus ihrer Mutter ein wenig zu dämpfen. Denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass der gute Onkel Justin in die Begeisterung seiner Schwester einstimmen würde. Er war viel zu sehr an den geregelten Alltag eines Junggesellen gewöhnt. Die Aussicht auf zwei erlebnishungrige Damen in seinem Haus würde ihm viel eher als Drohung vorkommen denn als Verlockung. Und das war nicht der einzige Grund.
    „Das klingt sehr vielversprechend, Mama. Doch wer soll Portland Manor verwalten, während ich in London bin?“ Sie seufzte. „Es hilft alles nichts. Ich muss

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